Exkurs: Das SGB II: Kontinuität oder Bruch in der deutschen Sozialpolitik?
Beschreibung
Der Beitrag beschreibt in einem historischen Rückblick die Geschichte der Sozialpolitik, die in der 'Janusköpfigkeit' der Fürsorge mit Ausgrenzung, Einschließung, Versorgung und Kontrolle, Unterstützung und Gegenleistungserwartung 'erstaunliche strukturelle Kontinuitäten' aufweist und wendet sich dann der Frage zu, ob die mit der Einführung des SGB II vorgenommene sozialpolitische Schwerpunktverlagerung von der Versorgung zur Aktivierung tatsächlich ein grundlegender Paradigmenwechsel oder ein fließender, inkrementeller Wandel ist. Der Autor kommt zu dem Schluss, dass der Wandel vom versorgenden zum aktivierenden Wohlfahrtsstaat 'kaum paradigmatisch' wirkt. Das Paradigma vom aktivierbaren hilfebedürftigen Subjekt stößt bei vielen Hilfebedürftigen, die nicht bestimmten Normalitätsvorstellungen entsprechen, an Grenzen. Auch solche Gesellschaftsmitglieder fallen unter den Schutz des Sozialstaatsgebots. Der Autor leitet daraus die Forderung ab, dass sich auch die deutsche Aktivierungspolitik mit ihren veränderten normativen Anforderungen an die Hilfebedürftigen dieser Tatsache stellen muss, wenn sie sich nicht den subkutanen Fortbestand armenpolizeilicher Traditionen, einen Rückfall in den 'punitiven Paternalismus' oder die Rückgewinnung von sozialer Kontrolle durch Arbeit vorwerfen lassen will. (IAB)
Zitationshinweis
Promberger, Markus (2009): Exkurs: Das SGB II: Kontinuität oder Bruch in der deutschen Sozialpolitik? In: S. Koch, P. Kupka & J. Steinke (2009): Aktivierung, Erwerbstätigkeit und Teilhabe : vier Jahre Grundsicherung für Arbeitsuchende (IAB-Bibliothek, 315), S. 22-29. DOI:10.3278/300656w