Kombilöhne in den USA und in Großbritannien: der gleiche Ansatz, aber verschiedene Effekte
Beschreibung
Der Beitrag untersucht Praxis und Auswirkungen von Kombilöhnen in den USA und Großbritannien unter besonderer Berücksichtigung der Übertragbarkeit der Erfahrungen auf die aktuelle bundesdeutsche Diskussion. Sowohl die Clinton- als auch die Blair-Regierung wollten mit Einkommenssubventionen in Form von Steuergutschriften Arbeit für Transferempfänger attraktiver machen. Ein verändertes System der Leistungsgewährung und schärfere Auflagen für nichterwerbstätige Leistungsempfänger flankierten die Einkommenssubvention. Die Auswirkungen waren in beiden Ländern unterschiedlich. Während in den USA die Erwerbsbeteiligung seit Mitte der 1990er Jahre stark anstieg und die Armut unter Arbeitenden insbesondere in Haushalten mit Kindern deutlich zurückgegangen ist, führten in Großbritannien die Einkommenssubventionen zu deutlich geringeren Effekten. Die Autoren führen dies auf ein 'grundlegendes Dilemma' zurück, dem die europäischen Sozialstaaten ausgesetzt sind. Orientiert man sich am Prinzip einer bedarfsdeckenden Grundsicherung, fallen die Erwerbsanreize aufgrund eines geringen Lohnabstandes deutlich schwächer aus als in einem System ohne garantiertes Existenzminimum wie in den USA. Auch für Deutschland gilt danach, dass Kombilohnmodelle, die dem Grundprinzip einer negativen Einkommensteuer folgen, nur relativ geringe Beschäftigungseffekte haben werden, wenn die Belastung für die öffentlichen Haushalte in Grenzen gehalten werden soll. (IAB)
Zitationshinweis
Brücker, Herbert & Regina Konle-Seidl (2007): Kombilöhne in den USA und in Großbritannien: der gleiche Ansatz, aber verschiedene Effekte. In: IAB-Forum H. 1, S. 62-67.