Der Blick nach draußen: Von anderen lernen
Beschreibung
Die lang anhaltende Misere auf dem deutschen Arbeitsmarkt hat in den vergangenen Jahren immer stärker den Blick über die Grenzen gelenkt, auf Ansätze und Erfahrungen in beschäftigungspolitisch erfolgreichen Ländern. Im Vordergrund steht dabei die Suche nach optimalen oder wenigstens guten Vorbildern. Auch in der Arbeitsmarktforschung verspricht die Analyse unterschiedlicher Ländererfahrungen einen höheren Erkenntnisgewinn bzw. eine größere Varianz bei der Bestimmung der Determinanten von Beschäftigung und Arbeitslosigkeit. Der Beitrag gibt einen Überblick über die methodischen Ansätze und die Aussagefähigkeit sowohl internationaler Makro- als auch nationaler Mikro-Studien. Anhand von Beispielen, die sich auf europäische Nachbarländer beziehen, wird erläutert, dass Schlussfolgerungen, die für die nationale Situation aus vermeintlich oder tatsächlich positiven Erfahrungen von Nachbarländern gezogen wurden, 'eher auf anekdotischer als auf systematischer Evidenz' beruhen. Die Autorin führt aus, dass die Transferierbarkeit von Ansätzen und 'guten Praktiken' wesentlich vom Grad der Allgemeinheit der Problemlösung abhängig ist. Sowohl bei ordnungspolitischen Grundsatzüberlegungen als auch bei der Lösung von Detailproblemen sei die Transferierbarkeit höher als bei dazwischen liegenden Ansätzen. Sie kommt zu dem Schluss, dass für die international vergleichende Arbeitsmarktforschung Fragen zur Relevanz institutioneller Rahmenbedingungen bzw. zum richtigen Mix aus Flexibilität und Sicherheit aktuell bleiben. 'Wichtig ist die Weiterentwicklung von Messkonzepten und wissenschaftlichen Methoden, um mehr gesicherte Erkenntnisse zur Interaktion von Politik und Institutionen zu bekommen.' (IAB)
Zitationshinweis
Konle-Seidl, Regina (2007): Der Blick nach draußen: Von anderen lernen. In: IAB-Forum H. 1, S. 88-95.