Qualitative Forschung zu den Arbeitsmarktreformen
Beschreibung
Mit den 'Hartz-Reformen' versucht die Bundesrepublik Deutschland eine Entwicklung nachzuholen, die sich in vielen europäischen Ländern vollzogen hat: den Übergang vom versorgenden zum aktivierenden Wohlfahrtsstaat. Der Beitrag zeichnet die politischen und sozioökonomischen Entwicklungen nach, die zu diesem Paradigmenwechsel führten. Die heutige Situation ist gekennzeichnet durch ein Nebeneinander von Einschnitten in Sozialprogramme, Verschlankung des Staatsapparats und Privatisierung von Staatsvermögen und -betrieben, in das wiederum die Arbeitsmarktreformen 'Hartz I-IV' eingepasst sind. Diese wurden von Beginn an wissenschaftlich begleitet. Die in dem Schwerpunktheft vorgestellten Forschungsergebnisse, die sich auf qualitative, offene, explorative und 'verbale' Daten hervorbringende Erhebungs- und Auswertungsverfahren stützen, zeichnen ein differenzierendes Bild der 'Praxis' von Aktivierung. In der Zusammenschau zeigt sich, dass 'eine reine oder dominant gehandhabte Aktivierungspolitik die Armutsfrage nicht in toto lösen kann'. Auf der Basis qualitativer Rekonstruktionen der je spezifischen und differenten Lebenslagen, Deutungsmuster und Handlungsorientierungen von Hilfebedürftigen unter den Bedingungen der neugestalteten Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik wird die 'begründete Vermutung' abgeleitet, dass auch in der Praxis falladaptiven und fallreflexiven Verfahren in Vermittlung, Beratung, Betreuung und Maßnahmezuweisung die Zukunft gehören wird. (IAB)
Zitationshinweis
Ludwig-Mayerhofer, Wolfgang & Markus Promberger (2008): Qualitative Forschung zu den Arbeitsmarktreformen. Einleitung. In: Zeitschrift für Sozialreform, Jg. 54, H. 1, S. 3-10. DOI:10.1515/zsr-2008-0102