Labor mobility after the European Union's eastern enlargement
Beschreibung
Die Osterweiterung der Europäischen Union (EU) führte zu einer Nettomigration aus den neuen Mitgliedsländern in die sog. EU-15-Länder von jährlich rund 250.000 Personen in den ersten zwei Jahren nach der Erweiterungsrunde im Jahre 2004. Obwohl diese Migrationsbewegung im EU-weiten Vergleich eher moderat ausfällt, hat sie Befürchtungen in den Staaten ausgelöst, die ihre Arbeitsmärkte von Beginn an geöffnet haben und von der Einwanderung aus den neuen Mitgliedsländern besonders betroffen sind. Im Mittelpunkt des Beitrags stehen die ökonomischen Konsequenzen der Ausweitung der Freizügigkeit auf die neuen Mitgliedsländer in der erweiterten EU. Hierzu wurde ein Simulationsmodell entwickelt, das die Bedingungen des europäischen Arbeitsmarktes mit seiner Lohnstarrheit und hohen Arbeitslosigkeit darstellt. Das Modell zeigt, dass die relativ moderate Migration nach der Erweiterung lediglich ein Wachstum des Bruttosozialprodukts der erweiterten EU von 0.03 Prozent zur Folge hatte und dass selbst in den zwei am meisten betroffenen Ländern - Irland und Großbritannien - der Anstieg des Bruttosozialprodukts lediglich 0.1 Prozent beträgt. Auf lange Sicht wird das Bruttosozialprodukt der erweiterten EU um etwa 0.6 Prozent anwachsen, wenn vier Prozent der Bevölkerung der neuen Mitgliedsländer in die Länder der EU-15 einwandern. Im einzelnen wird das Bruttosozialprodukt von Irland um mehr als vier Prozent, das von Österreich, Deutschland und Großbritannien um etwa zwei Prozent wachsen. Diese Zuwachsraten stellen die einer weiteren Integration von Gütern und Kapitalmärkten in den Schatten. Die Hauptgewinner sind die Migranten selbst: ihre Einkommen steigen um über 100 Prozent. Während die Einwohner der Herkunftsländer im Durchschnitt auf der Gewinnerseite zu sein scheinen, ist die aggregierte Auswirkung auf die Einwohner der Einwanderungsländer neutral oder sogar negativ. Die Arbeitslosigkeit in den Einwanderungsländern wächst um 0.1 Prozentpunkte, wobei die gewerblichen Arbeitnehmer besonders betroffen sind. Die Nettoeinkommen könnten um 0.2 Prozent sinken, abhängig vom Qualifikationsniveau der Arbeitskräfte aus den neuen Mitgliedsländern. Da jedoch auch die Migranten aus den neuen Mitgliedsländern ihren Nettobeitrag zu den wohlfahrtsstaatlichen Sozialleistungen erbringen, können sogar die Einwanderungsländer von der Freizügigkeit profitieren, wenn es ihnen gelingt, die einwandernden Arbeitskräfte in ihre Arbeitsmärkte zu integrieren. Die Untersuchung kommt daher zu dem Schluss, dass die Freizügigkeit der Arbeitnehmer, eine der fundamentalen Freiheiten des EU-Binnenmarktes, langfristig substantielle Wachstumsraten des Bruttosozialprodukts der erweiterten EU zur Folge haben wird. Obwohl die Auswirkung der Migration auf die Einwanderungsländer nicht eindeutig ist, sind die gänzlich negativen Effekte so gering, dass sie aus ökonomischer Sicht schwerlich eine Aufhebung der Freizügigkeit rechtfertigen. Aus diesen Ergebnissen können auch Schlüsse für andere regionale Handelsabkommen gezogen werden, insbesondere auch für das Nordamerikanische Freihandelsabkommen (NAFTA), wo die Einkommensunterschiede zwischen den Mitgliedern eine bemerkenswerte Ähnlichkeit zu denen der erweiterten EU aufweisen. (IAB)
Zitationshinweis
Brücker, Herbert (2007): Labor mobility after the European Union's eastern enlargement. Who wins, who loses? (GMF Paper Series), Washington, 34 S.