Springe zum Inhalt

Publikation

Phönix aus der Asche? Entwicklung der Leiharbeit in Deutschland

Beschreibung

"Primäres Ziel der wiederholten Deregulierung des Leiharbeitsrechts war es, den Flexibilitätsbedürfnissen der Unternehmen entgegen zu kommen und gleichzeitig die Wachstumspotenziale der Leiharbeit für zusätzliche Beschäftigung zu nutzen. Kein Wunder, dass die Leiharbeitsbranche in der letzten Dekade kräftig gewachsen ist. Durch die Einführung der Personal-Service-Agenturen und der flächendeckenden Anwendung von Tarifverträgen konnte die Leiharbeitsbranche einen erheblichen Imagegewinn verzeichnen. Dennoch kommt der Leiharbeit mit einem Anteil von 1,5 % an allen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in 2004 eine vergleichsweise geringe Bedeutung unter den flexiblen Beschäftigungsverhältnissen zu. Untersucht man die Zugänge in und Abgänge aus Leiharbeit wird allerdings deutlich, dass der Umfang der Leiharbeit und damit die Dynamik in diesem Arbeitsmarktsegment sehr viel größer sind als dies die Bestandsdaten vermuten lassen. Ein Blick auf die sozio-ökonomischen Merkmale der Leiharbeiter zeigt, dass Leiharbeit Beschäftigungschancen insbesondere für Niedrigqualifizierte, Arbeitslose, Männer, Ausländer und junge Arbeitnehmer bietet. Nach wie vor üben Leiharbeiter vornehmlich Fertigungsberufe aus. Beinahe ein Drittel aller Leiharbeiter werden als Hilfsarbeiter eingesetzt. Die durchschnittliche Beschäftigungsdauer der Leiharbeitnehmer ist auffallend kurz. So waren im Jahr 2004 13 Prozent aller Leiharbeitsverhältnisse kürzer als eine Woche, 47 Prozent der Leiharbeitsverhältnisse hatten nur zwischen einer Woche und drei Monaten Bestand. Leiharbeit wird offenbar nach wie vor primär zur Kompensation von meist unerwarteten und kurzfristigen Auftragsschwankungen genutzt. Leiharbeit hat allerdings nicht nur in den alten sondern auch in den neuen Bundesländern kräftig zugenommen. Voraussetzung für eine hohe Wachstumsdynamik in den alten Bundesländern ist die Ansiedlung einzelner Branchen des verarbeitenden Gewerbes. Dies gilt allerdings nur für Arbeitsmarktregionen, in denen die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im verarbeitenden Gewerbe insgesamt zugenommen hat. Leiharbeit ist primär in großen Agglomerationen zu finden. Sie bilden offenbar die Pole von denen aus der Leiharbeitsmarkt wächst. Von dem kräftigen Wachstum der Leiharbeitsbranche profitierten insbesondere periphere Regionen, die überdurchschnittlich hohe Wachstumsraten aufweisen konnten. Mit steigender Nachfrage nach Leiharbeit lohnt es sich offenbar für Leiharbeitsfirmen, Niederlassungen in peripheren Gebieten zu gründen." (Autorenreferat, IAB-Doku)

Zitationshinweis

Jahn, Elke J. (2007): Phönix aus der Asche? Entwicklung der Leiharbeit in Deutschland. In: G. von Münchhausen (Hrsg.) (2007): Kompetenzentwicklung in der Zeitarbeit : Potenziale und Grenzen, S. 21-44.