Künstliche Intelligenz: Potenzielle Effekte für den deutschen Arbeitsmarkt
Beschreibung
"Die fortschreitende Entwicklung und Integration von Künstlicher Intelligenz (KI) prägt zunehmend die globalen Märkte und Arbeitsweisen und hat auch in Deutschland einen immer größeren Einfluss. Deshalb wird mit der vorliegenden Szenarioanalyse für einen Zeitraum von 15 Jahren untersucht, welchen Einfluss KI auf die Entwicklung von Wirtschaft und Arbeitsmarkt in Deutschland entfalten könnte. Um Aussagen über potenzielle Effekte eines KI-Szenarios treffen zu können, müssen entsprechende Annahmen getroffen werden. Anschließend wird das KI-Szenario mit einem Referenz-Szenario verglichen. Im KI-Szenario wird unterstellt, dass die notwendige Infrastruktur für die KI-Entwicklung und -Integration vorhanden ausgebaut wird. Insbesondere muss ausreichend Rechenkapazität in Rechenzentren verfügbar sein. Zudem wird KI je nach Branche unterschiedlich stark zum Einsatz kommen. So müssen von den Betrieben der jeweiligen Branchen unterschiedlich hohe Vorlaufinvestitionen getätigt werden. Dabei ist zu erwarten, dass die Wirkung des KI-Einsatzes je nach Branche unterschiedlich ausfallen wird. In manchen Branchen können Materialeinsparungen, in anderen Produktivitätssteigerungen oder neue Absatzmöglichkeiten realisiert werden. In vielen Branchen dürften diese Effekte auch in Kombination auftreten. Schließlich entwickeln auch andere Länder KI und wenden diese an. Für das KI-Szenario wird deshalb angenommen, dass die Wirkungen im Ausland insgesamt ähnlich ausfallen werden wie in Deutschland, mit den entsprechenden Effekten auf deutsche Importpreise. Den Berechnungen zufolge lässt sich durch KI insbesondere mittel- und langfristig eine deutlich höhere Wertschöpfung bei nahezu gleichem Arbeitseinsatz erzielen als im Referenz-Szenario. Unter den getroffenen Annahmen kann das jährliche Wirtschaftswachstum um durchschnittlich 0,8 Prozentpunkte höher liegen als im Referenz-Szenario. Kumuliert über die nächsten 15 Jahre könnten so 4,5 Billionen Euro an zusätzlicher Wertschöpfung erwirtschaftet werden. Die Zahl an Arbeitsplätzen liegt im KI-Szenario nach 15 Jahren insgesamt auf einem ähnlichen Niveau wie im Referenz-Szenario. Dennoch zeigen sich deutliche Verschiebungen am Arbeitsmarkt. So gibt es Wirtschaftsbereiche, in denen der Arbeitskräftebedarf steigt, während in anderen Bereichen Arbeitsplätze verloren gehen. Zu Beginn der verstärkten KI-Entwicklung und -Integration ist zunächst mit einem insgesamt höheren Arbeitskräftebedarf zu rechnen, um beispielsweise die benötigte Infrastruktur bereitzustellen, Daten zu erschließen oder Modelle zu entwickeln. Mittelfristig kommt es zu einem etwas geringeren Arbeitskräftebedarf aufgrund zunehmender Effizienzgewinne. Gegen Ende des Projektionszeitraums besteht jedoch Potenzial, diese Arbeitsplatzverluste wieder auszugleichen. Dabei zieht insbesondere die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle einen höheren Arbeitskräftebedarf nach sich. Insgesamt gleichen sich die gegenläufigen Effekte auf die Beschäftigung weitgehend aus. Im KI-Szenario führt der Einsatz von KI unterm Strich also nicht ausschließlich zu positiven oder negativen Effekten auf dem Arbeitsmarkt. Vielmehr kommt es in einigen Bereichen zu Verschiebungen. Bei den IT- und Informationsdienstleistern liegt die Zahl der Erwerbstätigen IAB-Forschungsbericht 23|2025 6 nach 15 Jahren beispielsweise um rund 110.000 Personen höher als im Referenz-Szenario. Hingegen liegt die Zahl der Erwerbstätigen bei den Unternehmensdienstleistern im KI-Szenario zum gleichen Zeitpunkt um rund 120.000 Personen niedriger. Eine KI-induzierte Absenkung der Erwerbstätigenzahlen ist jedoch nicht zwingend mit einer Verschlechterung der Arbeitsmarktlage verbunden. Vielmehr könnten knappe Personalressourcen langfristig effizienter eingesetzt werden, wodurch Potenzial besteht, etwaige Arbeitskräfteengpässe in anderen Bereichen zu reduzieren. Gleichzeitig ist zu erwarten, dass ein verstärkter KI-Einsatz die Anforderungen an die Beschäftigten verändern wird. So dürften insbesondere hochqualifizierte Tätigkeiten stärker von KI-Anwendungen betroffen sein als von Entwicklungen im Bereich klassischer nicht-lernender Software." (Autorenreferat, IAB-Doku)
Zitationshinweis
Zika, Gerd, Theresa-Marie Hassemer, Markus Hummel, Bennet Krebs, Tobias Maier, Anke Mönnig, Christian Schneemann, Enzo Weber & Johanna Zenk (2025): Künstliche Intelligenz: Potenzielle Effekte für den deutschen Arbeitsmarkt. (IAB-Forschungsbericht 23/2025), Nürnberg, 58 S. DOI:10.48720/IAB.FB.2523
