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Publikation

Demografisch bedingte Schrumpfung des Arbeitsangebots – welche ungenutzten Potenziale gibt es?

Beschreibung

"Das Wachstum des Erwerbspersonenpotenzials während der vergangenen Jahre wurde zum einen durch eine steigende Beteiligung und zum anderen durch Zuwanderung gestützt – und hat dabei negative Effekte des demografischen Wandels deutlich übertroffen (vgl. Bauer et al. 2023). Doch in der kurzen bis mittleren Frist stehen dem deutschen Arbeitsmarkt nicht nur wirtschaftliche Herausforderungen, sondern vielmehr auch ein demografischer Wendepunkt bevor, wie ein Blick auf die aktuelle Altersstruktur der Bevölkerung laut Statistischem Bundesamt (Destatis 2024d) in Abbildung 1b zeigt: Der „Geburtenberg“ der Babyboomer verschiebt sich unaufhaltsam weiter in Richtung Rente, die nachfolgenden Jahrgänge sind wesentlich schwächer besetzt. Hoher Zuwanderungszahlen in den letzten Jahren zum Trotz scheint der Rückgang der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter – und damit die demografisch bedingte Schrumpfung des Arbeitsangebot – vorgezeichnet. Anders ausgedrückt: Hat das Zusammenspiel von steigender Erwerbsbeteiligung und Zuwanderung in der Vergangenheit dazu geführt, dass die in der Altersstruktur angelegten Rückgänge des Erwerbspersonenpotenzials mehr als wettgemacht wurden, so zeigen Analysen (vgl. Hellwagner et al. 2023; Hellwagner/Söhnlein/Weber 2023), dass das für die Verrentung der Babyboomer nur mehr schwer zu erreichen sein wird. Hellwagner et al. (2022) berechnen, dass in einem Szenario ohne Außenwanderung und steigende Beteiligung das Erwerbspersonenpotenzial von 2020 bis 2035 aufgrund der angelegten Altersstruktur um rund 7 Mio. Personen sinken würde. Diese bevorstehende, demografisch bedingte Schrumpfung des Arbeitsangebots wirft Fragen nach den ökonomischen Konsequenzen auf. Im folgenden Abschnitt wird daher zunächst ein Überblick zur bestehenden Literatur, die sich mit ebenjenen ökonomischen Effekten beschäftigt, gegeben – und aufgezeigt, dass ein (deutlicher) Rückgang der Personen im erwerbsfähigen Alter nicht zwangsläufig mit einem Rückgang des gesamtwirtschaftlichen Arbeitsvolumens verbunden sein muss. In den darauffolgenden Kapiteln werden anschließend entsprechende Stellschrauben diskutiert und quantifiziert." (Textauszug, IAB-Doku)

Zitationshinweis

Hellwagner, Timon & Doris Söhnlein (2024): Demografisch bedingte Schrumpfung des Arbeitsangebots – welche ungenutzten Potenziale gibt es? In: Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (Hrsg.) (2024): So vielfältig der demografische Wandel, so verschieden die regionalen Herausforderungen und Anpassungsstrategien, S. 79-88.