Panel Lebensqualität und Teilhabe - Feld- und Methodenbericht der Welle 3
Beschreibung
"Der Feld- und Methodenbericht der Welle 3 der Panelerhebung „Lebensqualität und Teilhabe“ beschreibt Studiendesign, Erhebungsinstrumente, Felddurchführung, Feldergebnisse sowie Datenaufbereitung der Welle 3. Die Panelbefragung wird im Rahmen der Evaluation des Teilhabechancengesetzes, die beim IAB angesiedelt ist, durchgeführt. Zentrales Ziel des Teilhabechancengesetzes ist es, Beschäftigungsfähigkeit und Teilhabe von arbeitsmarktfernen Langzeitarbeitslosen bzw. von Personen, die seit langem Leistungen nach dem SGB II erhalten und deren Chancen auf eine Integration in Erwerbsarbeit als sehr gering eingeschätzt werden, zu verbessern (Deutscher Bundestag 2019). Das Teilhabechancengesetz umfasst zwei Maßnahmen der aktiven Arbeitsmarktpolitik: „Eingliederung von Langzeitarbeitslosen“ (§ 16e SGB II) sowie „Teilhabe am Arbeitsmarkt“ (§ 16i SGB II). Beide Instrumente bestehen im Kern aus Lohnkostenzuschüssen an die Arbeitgeber und einer ganzheitlichen beschäftigungsbegleitenden Betreuung (Coaching). Auf Basis der Paneldaten wird untersucht, wie sich eine Förderung durch die beiden Maßnahmen auf die Beschäftigungsfähigkeit und soziale Teilhabe der Geförderten auswirkt. Dem Erhebungsdesign liegen maßnahmenspezifische Stichprobenziehungen zugrunde, aus denen sich ein Dual-Frame-Ansatz mit zwei eigenständigen Erhebungen ergibt – dem 16e-Panel und dem 16i-Panel. Telefonisch befragt (CATI) werden im Sinne eines Treatment-Kontrollgruppen-Ansatzes sowohl Geförderte nach § 16e und § 16i SGB II (jeweilige Treatmentgruppe) als auch nicht-geförderte erwerbsfähige Leistungsberechtigte (jeweilige Kontrollgruppe). Das Studiendesign sieht drei (16e-Panel) bzw. vier (16i-Panel) Erhebungswellen vor, um kurzfristige, mittelfristige und langfristige Wirkungen der Förderung untersuchen zu können. Hierbei ist zu beachten, dass alle Befragungszeitpunkte jeweils nach Beginn der individuellen Förderung liegen. Die maximale Förderdauer für Förderungen nach § 16i SGB II beträgt 5 Jahre, für Förderungen nach § 16e SGB II 2 Jahre. Zum Befragungszeitpunkt der Welle 3 haben (fast) alle Treatmentfälle des 16e-Panels die Förderung bereits beendet, während sich die Treatmentfälle des 16i-Panels noch in der Förderung befinden können. Die Welle 3 hat dementsprechend konzeptionell für die zwei Maßnahmengruppen eine unterschiedliche Zielsetzung. Im Rahmen des 16i-Panels steht die Messung der mittelfristigen Effekte der Förderung im Mittelpunkt. Im 16e-Panel sind Wirkungen nach Förderende von Interesse. Die Welle 3 ist daher für das 16e-Panel gleichzeitig die Abschlussbefragung. Die Inhalte des Personenfragebogens umfassen vor allem die individuelle soziale Teilhabe und die Beschäftigungsfähigkeit als zentrale Zieldimensionen der Evaluation sowie Merkmale der Ausgestaltung der Förderung einschließlich des Coachings. Der Fokus von Welle 1 lag auf der Messung der sozialen Teilhabe mit ihren unterschiedlichen Dimensionen (vgl. Hülle et al. 2022). Mit der Welle 2 wurde zusätzlich eine differenziertere Messung der Beschäftigungsfähigkeit durch die Erhebung weiterer Dimensionen zu den Themenfeldern „Kompetenzen“ und „Arbeitsuche“ implementiert. Zudem wurde ein neues Fragemodul zur Weiterbildung entwickelt und das Fragemodul zum Coaching um Fragen zu den Gründen für die Nicht-Teilnahme am bzw. für die Beendigung des Coachings erweitert (vgl. Hülle et al. 2023). In der Welle 3 wurden diese zentralen Inhalte aus den Vorwellen größtenteils erneut erhoben, um Stabilität und Wandel in diesen Konstrukten identifizieren zu können und den Panelcharakter der Studie zu stärken. Zudem wurde der Fragebogen um Aspekte der Nachhaltigkeit der Förderwirkungen nach Förderende sowie hinsichtlich eines möglichen Übergangs aus der geförderten Beschäftigung in den Arbeitsmarkt ergänzt. Von fast allen Zielpersonen wurde die Zuspielbereitschaft in den bisherigen Wellen eingeholt, so dass die Umfragedaten dann auch mit administrativen Daten der Statistik der Bundesagentur für Arbeit verknüpft werden können. Damit erhöht sich das Analysepotenzial des Panels „Lebensqualität und Teilhabe“ zusätzlich. Bei der Erhebung der Welle 3 wurden 9.422 telefonische Interviews zwischen Januar und Juni 2023 durch das Erhebungsinstitut SOKO geführt. Um die anvisierten Nettofallzahlen – insbesondere im 16e-Panel – erreichen zu können, wurden bei der Welle 3 erstmals auch unbalancierte Fälle befragt. Es handelt sich dabei um jene Zielpersonen, die in der Vorwelle kein oder nur ein unvollständiges Interview gegeben hatten. Hierdurch konnten zusätzlich 520 unbalancierte Fälle realisiert werden, die rund 5,5 Prozent der Interviews ausmachen. Sie weisen jedoch eine (um 54,6 Prozentpunkte) geringere Kontaktrate und eine (um 4,4 Prozentpunkte) höhere Verweigerungsrate als die balancierten Fälle auf, also im Vergleich zu jene Zielpersonen, die an allen Erhebungswellen teilgenommen haben. Im Ergebnis unterscheiden sich dadurch die Rücklaufquoten (Teilnahmebereitschaft) zwischen balancierten Fällen (73,9 %) und unbalancierten Fällen (14,6 %) mit 59,3 Prozentpunkten sehr stark voneinander. Über alle Fälle hinweg ergibt sich eine Rücklaufquote von 60,3 Prozent. Die Rekrutierung der Kontrollfälle war erfolgreicher als bei den Treatmentfällen (Rücklaufquote um 6,3 Prozentpunkte höher) und die Rekrutierung des 16e-Panels war ebenfalls erfolgreicher als diejenige des 16i-Panels (Rücklaufquote um 5,8 Prozentpunkte höher). Für ein realisiertes Interview waren durchschnittlich vier telefonische Kontaktversuche nötig. Die Interviewdauer beträgt im Durchschnitt 29 Minuten, wobei es aufgrund des modularen Aufbaus des Fragebogens deutliche Unterschiede zwischen den Befragtengruppen gibt. Die kürzesten Interviews mit durchschnittlich etwa 27 Minuten hat die Gruppe der erwerbslosen Kontrollfälle. Die längsten Interviews mit rund 37,5 Minuten gibt es einerseits bei Geförderten, die zum Interviewzeitpunkt noch an der Förderung teilnahmen und andererseits bei Geförderten, die erstmalig angaben, dass die Maßnahme beendet wurde." (Autorenreferat, IAB-Doku)
Zitationshinweis
Hülle, Sebastian, Nadja Bömmel, Mustafa Coban, Emma Fössing, Zein Kasrin, Andreas Meß, Zein Kasrin, Anil Özerdogan, Andreas Meß, Maximilian Schiele, Mark Trappmann, Ute Wagemann, Jonas Aljoscha Weik, Joachim Wolff, Cordula Zabel & Stefan Zins (2024): Panel Lebensqualität und Teilhabe - Feld- und Methodenbericht der Welle 3. (IAB-Forschungsbericht 24/2024), Nürnberg, 98 S. DOI:10.48720/IAB.FB/2424