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Publikation

Local labor market effects of global value chain disruptions - evidence from the COVID-19 crisis

Beschreibung

"Diese Studie untersucht die Bedeutung der Integration von Produktionsprozessen in globale Wertschöpfungsketten (GVC) für die Entwicklung regionaler Arbeitsmärkte in Deutschland während der COVID-19 Pandemie. Die COVID-19 Pandemie ist eine globale Krise. Dennoch ist sie durch starke geografische Unterschiede gekennzeichnet, unter anderem bezüglich der Infektionsraten, aber auch mit Blick auf die Intensität der ergriffenen Eindämmungs- und Hilfsmaßnahmen und der zu beobachtenden Verhaltensänderungen. Eine rasch wachsende Zahl von Studien liefert Belege für die heterogenen räumlichen Effekte der COVID-19 Pandemie, wobei sich die meisten Untersuchungen auf den anfänglichen Schock und die Auswirkungen von Lockdowns und wirtschaftspolitischen Unterstützungsmaßnahmen konzentrieren. Die vorliegende Studie betrachtet die Folgen der COVID-19 Pandemie aus einer anderen Perspektive als die bisherige Forschung zu den regionalwirtschaftlichen Auswirkungen der Krise. Wir betrachten die Effekte der Störung globaler Wertschöpfungsketten durch die Pandemie und untersuchen, ob das Ausmaß der Integration von Produktionsprozessen in globale Wertschöpfungsketten die Stärke des anfänglichen Schocks und die anschließende Erholung lokaler Arbeitsmärkte in Deutschland bis Dezember 2021 beeinflusst hat. Unsere Analyse konzentriert sich dabei auf die bilateralen Handelsbeziehungen zwischen China und Deutschland, da die beiden Länder wichtige Akteure in globalen Wertschöpfungsketten sind. Zudem war China sehr früh und sehr stark von der Pandemie betroffen, was Anfang 2020 zu einem erheblichen Rückgang der Produktion und der Exporte des Landes führte. Um die Integration von Wirtschaftszweigen und Regionen in globale Wertschöpfungsketten zu messen, verwenden wir die länderübergreifenden Input-Output-Tabellen (ICIO) der OECD von 2021, die detaillierte Informationen über den Handel mit Vorleistungsgütern zwischen 45 Branchen und 66 Ländern bis zum Jahr 2018 enthalten. Anhand dieser Daten zum internationalen Handel mit Zwischenprodukten berechnen wir verschiedene Indikatoren für die Integration deutscher Branchen über Importe und Exporte von Vorleistungsgütern. Um die Integration lokaler Arbeitsmärkte in globale Wertschöpfungsketten zu messen, quantifizieren wir die regionalen Unterschiede im Handel mit Zwischenprodukten anhand der Unterschiede in der sektoralen Spezialisierung zwischen den Arbeitsmarktregionen. Unsere zentrale Ergebnisvariable ist der regionale Anteil der Beschäftigten in Kurzarbeit an der Gesamtbeschäftigung. Die intensive Nutzung von Kurzarbeit war ein Grund für den relativ moderaten Anstieg der Arbeitslosigkeit während der COVID-19 Pandemie in Deutschland. Daher verwenden wir den Kurzarbeitsanteil anstelle von regionalen Arbeitslosenquoten, um die Arbeitsmarkteffekte der durch die COVID-19 Krise verursachten Störungen globaler Wertschöpfungsketten zu messen. Als zweite Ergebnisvariable betrachten wir die regionale Beschäftigung. Unsere deskriptiven Ergebnisse weisen darauf hin, dass insbesondere Regionen in Süddeutschland stark in globale Wertschöpfungsketten integriert sind. Die räumliche Ballung im Süden des Bundesgebiets scheint für den Handel mit Zwischenprodukten mit China etwas stärker zu sein als für den Vorprodukt-Handel mit dem Rest der Welt. Im Gegensatz dazu weisen viele Regionen im Nordosten des Landes eine unterdurchschnittliche Einbindung in globale Wertschöpfungsketten auf. Eine Zerlegung des Zwischenprodukthandels in Importe und Exporte zeigt, dass die Exportkomponente in Deutschland fast doppelt so groß ist wie die Importkomponente. Die Export- und Importmaße korrelieren jedoch stark, was darauf hindeutet, dass eine Region in der Regel sowohl über Im- als auch Exporte von Vorleistungen stark in globale Wertschöpfungsketten integriert ist. Unseren Ergebnissen zufolge hat die Kurzarbeit im Jahr 2020 insbesondere in denjenigen Regionen sehr stark zugenommen hat, die ökonomisch sehr eng mit China verflochten sind. Wir stellen signifikante Effekte sowohl einer Integration durch Exporte als auch durch Importe von Vorleistungsgütern fest, wobei die Auswirkungen über die Importverbindung mit China etwas stärker sind. Die Effekte, die wir für die Integration mit China beobachten, sind jedoch nur temporärer Natur und laufen bereits in der zweiten Hälfte des Jahres 2020 schnell aus. Regionen, die stark mit dem Rest der Welt integriert sind, heben sich dagegen nicht von anderen lokalen Arbeitsmärkten in Deutschland ab, wenn es um die Auswirkungen der COVID-19 Krise geht. Für die rasche Erholung der Regionen, die eine hohe Integration mit China aufweisen, gibt es verschiedene mögliche Erklärungsansätze. Zunächst einmal unterscheidet sich China im zweiten Jahr der Pandemie nicht mehr so sehr von anderen wichtigen Handelspartnern Deutschlands was die Störung internationaler Handelsströme betrifft. Darüber hinaus lassen die Befunde erster Studien vermuten, dass Unternehmen ihre Produktionsprozesse und die Beschaffung von Vorleistungen als Reaktion auf Störungen der Wertschöpfungsketten während der COVID-19-Krise angepasst haben." (Autorenreferat, IAB-Doku)

Zitationshinweis

Meisiek, Anne, Moritz Meister, Annekatrin Niebuhr & Meike Rudolph (2023): Local labor market effects of global value chain disruptions - evidence from the COVID-19 crisis. (IAB-Forschungsbericht 10/2023), Nürnberg, 53 S. DOI:10.48720/IAB.FB.2310

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