Die diagrammatische Repräsentation soziologischen Wissens am Beispiel der Antisemitismusforschung
Beschreibung
"Jenseits der strikten Entgegensetzung Text/Bild versuchen wir anhand konkreter Beispiele aufzuzeigen, wie man der Wissenschaft, in unserem Fall: der Soziologie, bei der diagrammatischen Kodierung ihres Wissens über die Schulter schauen kann. Hierfür dienen Diagramme aus der Antisemitismusforschung als Beispiel. Das liegt im Phänomen begründet. Diagramme sind als Repräsentationsformen für Wissen besonders effizient, wenn es um abstrakte Sachverhalte geht. Für den Antisemitismus trifft das mustergültig zu. Eine anschauliche Referenz auf den Antisemitismus ist unmöglich. Beim Antisemitismus handelt es sich vielmehr um einen komplexen Funktionszusammenhang. Synchrone und diachrone Faktoren, Kommunikation, Subjekt und Gesellschaftsstruktur interagieren in diesem Phänomen. Auf Grundlage dieser Überlegungen möchten wir im Folgenden zeigen, auf welche Weise die Antisemitismusforschung bei der Repräsentation ihrer Erkenntnisse zu diesem Funktionszusammenhang auf Diagramme zurückgreift. In Auseinandersetzung mit der Forschung stellen wir Vermutungen darüber an, was der epistemologische Mehrwert diagrammatischer Zeichenverwendungen gegenüber der Verwendung schriftlicher Zeichen sein könnte. Im Zentrum steht die Frage, inwieweit es zur Ausbildung eines spezifisch „diagrammatischen" visuellen Wissens kommt. Unter Bezug auf medientheoretische und wissenssoziologische Grundannahmen lassen sich hieraus eine ganze Reihe von Fragestellungen ableiten: Wie interagieren Diagramme mit der Schrift? Was geschieht, wenn propositionale Zusammenhänge aus der Schrift in ein Diagramm übersetzt werden? Was sind die Möglichkeiten und Grenzen der diagrammatischen Kodierung von Wissen? Schließlich: Welchen Status hat das diagrammatische Wissen hinsichtlich der Auszeichnung eines „Visuellen Wissens"?" (Textauszug, IAB-Doku, © De Gruyter)
Zitationshinweis
Ernst, Christoph & Claudia Globisch (2007): Die diagrammatische Repräsentation soziologischen Wissens am Beispiel der Antisemitismusforschung. In: Sozialer Sinn, Jg. 8, H. 2, S. 211-236. DOI:10.1515/sosi-2007-0204