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Publikation

Covid-19 und die sozialen Folgen für Arbeitslose

Beschreibung

"Nach einer ZEW-Studie (basierend auf Daten zwischen 2007 und 2015) führt der Verlust des Arbeitsplatzes zu einem deutlichen Rückgang an sozialer Teilhabe. Gemessen am maximal möglichen Wert nehmen die psychischen Probleme ehemals Beschäftigter um 8,9 Prozentpunkte zu, wenn sie ihren Arbeitsplatz verlieren. Ferner sinken die allgemeine Lebenszufriedenheit um 7,3 Prozentpunkte, die soziale Integration und der Status um 6,1 bzw. 3,8 Prozentpunkte. • Diese geschätzten durchschnittlichen Effekte nehmen mit der Dauer der Arbeitslosigkeit weiter zu und gehen auch dann nicht wieder vollständig zurück, wenn die Betroffenen wieder eine neue Beschäftigung finden. Zu bedenken sind ferner schlechtere Arbeitsmarktperspektiven für Schul- und Hochschulabgängerinnen und -abgänger, die in der Krise einen Ausbildungslatz oder einen Erwerbseinstieg suchen. • Die sozialen Auswirkungen der Covid-19-Krise könnten demnach im Falle einer Arbeitslosigkeit noch größer ausfallen und zudem junge Menschen betreffen, die es während der Krise schwerer haben, eine Ausbildung oder eine Beschäftigung zu finden. • Wenn Arbeitslosigkeit andauert, nehmen die negativen sozialen Konsequenzen für die Betroffenen weiter zu. Langzeitarbeitslosigkeit bedeutet oftmals besonders ausgeprägte soziale Einschnitte. In dieser Personengruppe liegt die allgemeine Lebenszufriedenheit vor dem Eintritt in eine Beschäftigung auf einer Skala von null bis zehn im Mittel bei 5,9, während sie bei Beschäftigten im Mittel bei 7,4 liegt. • Eine zweite ZEW-Studie zeigt, dass Langzeitarbeitslose, die in ein Beschäftigungsprogramm des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales (Laufzeit 2015-2018) integriert werden konnten, während der Programmlaufzeit im Durchschnitt eine deutliche Verbesserung der sozialen Teilhabe erfahren. So haben Teilnehmende nach etwa sieben Monaten im Programm eine im Mittel ca. 14 Prozentpunkte höhere Lebenszufriedenheit und 11 Prozentpunkte höhere mentale Gesundheit als Nicht-Teilnehmende in der Kontrollgruppe. Die wahrgenommene soziale Integration und der soziale Status steigen um durchschnittlich 10,7 bzw. 4,6 Prozentpunkte. • Der Vergleich der beiden Studien zeigt, dass der Zugewinn an Teilhabe durch die Programmteilnahme größer ist als der Rückgang, der nach dem Verlust eines regulären Arbeitsplatzes eintritt. Langzeitarbeitslose sind somit in besonderem Maße von den negativen sozialen und materiellen Auswirkungen der Arbeitslosigkeit betroffen, scheinen aber umgekehrt auch prozentual stärker von einer Beschäftigung zu profitieren." (Autorenreferat, IAB-Doku)

Zitationshinweis

Ivanov, Boris, Friedhelm Pfeiffer & Laura Pohlan (2020): Covid-19 und die sozialen Folgen für Arbeitslose. Eine Bewertung basierend auf Abschätzungen mit Individualdaten. (ZEW-Kurzexpertise 2020-10), Mannheim, 7 S.

Bezugsmöglichkeiten

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