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Publikation

Elektromobilität 2035 - ein regionaler Blick

Beschreibung

"Die Elektrifizierung des Antriebsstrangs bei Personenkraftwagen hat langfristig einen negativen Effekt auf das Wirtschaftswachstum und auf die Beschäftigung. Analysen bezüglich der regionalen Auswirkungen einer Elektrifizierung des Antriebsstrangs sind bislang jedoch nur wenig vorhanden und wenn, dann nur für spezifische Regionen. Mit der vorliegenden Analyse wurde versucht, diese Lücke zu schließen. Im Zentrum der Analyse steht die Annahme, dass bis 2035 Elektroautos einen Anteil von 23 Prozent an den Neuzulassungen und einen Bestand von 2,3 Millionen erreichen werden. Unter Zuhilfenahme der Szenarientechnik wurde eine Reihe von Annahmen getroffen und diese in das Analyseinstrument QINFORGE (Qualification and Occupation in the INterindustry FOrecasting Germany) integriert. Die Erweiterung QMORE (Qualification and Occupation in the INterindustry FOrecasting Germany Monitoring Regional) ermöglicht es, regionale Arbeitsmärkte mit ihrem Angebot und Bedarf sichtbar zu machen. Im Ergebnis zeigt sich, dass die Dynamik auf den regionalen Arbeitsmärkten sehr unterschiedlich ausfällt und die Arbeitsmarktregionen unterschiedlich stark auf den mobilitätsinduzierten Strukturwandel vorbereitet sind. Während einige Arbeitsmarktregionen zwar Arbeitsplatzverluste zu erwarten haben, liegt hier gleichzeitig auch das Potenzial, viele neue Arbeitsplätze entstehen zu lassen, wie zum Beispiel in den Arbeitsmarktregionen Düsseldorf/Ruhr oder Frankfurt am Main. Insbesondere in den beiden Arbeitsmarktregionen München und Stuttgart werden jeweils knapp über 26.000 Arbeitsplätze verloren gehen, in der Arbeitsmarktregion Hannover 10.000. Von den insgesamt 114.000 Arbeitsplätze, die im Zuge des Hochlaufs der Elektromobilität verloren gehen, sind fast 55 Prozent allein in diesen drei Arbeitsmarktregionen verortet. Diese Arbeitsmarktregionen sind durch die großen Autohersteller und die umliegende Zulieferindustrie geprägt. Allerdings sind fast alle anderen Arbeitsmarktregionen direkt und/oder indirekt durch eine Elektrifizierung des Antriebstranges negativ betroffen. Wird bedacht, dass das Elektromobilitäts-Szenario „nur“ von einem Elektroanteil von 23 Prozent bis 2035 ausgeht, ist davon auszugehen, dass bei einer stärkeren Marktdurchdringung mit deutlich höheren Wirtschaftswachstums- und Beschäftigungseffekten gerechnet werden muss. Auf der anderen Seite könnte aber auch ein positiver Effekt auf das Wirtschaftswachstum- und die Beschäftigung realisierbar sein, wenn Deutschland beispielsweise in der Lage wäre, sowohl den Markt stärker mit inländisch produzierten Autos als auch mit inländisch produzierten Traktionsbatteriezellen zu versorgen. Inwieweit die aufgezeigten Ergebnisse in Anbetracht der aktuellen Krise infolge der Corona-Pandemie noch haltbar sind, hängt letztlich davon ab, ob und wie sich die Corona-Pandemie auf den begonnen Transformationsprozess weg von Verbrennungsmotoren hin zur Elektrifizierung des Antriebstranges auswirkt. Bislang will kein Hersteller seine Investitionstätigkeit im Bereich der Elektromobilität reduzieren, im Gegensatz zu den Investitionen im Bereich des autonomen Fahrens. Daher scheint es aus heutiger Sicht wahrscheinlich, dass nur das Tempo des Transformationsprozesses betroffen sein wird. Auch die im Rahmen des Konjunkturpakets der Bundesregierung verdoppelte „Innovationsprämie“ für den Kauf eines Elektroautos und die Reformierung der Kfz-Steuer können den Transformationsprozess beschleunigen. Auf der anderen Seite kann die Senkung der Mehrwertsteuer aber auch dazu führen, dass mehr Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor gekauft werden." (Autorenreferat, IAB-Doku)

Zitationshinweis

Mönnig, Anke, Christian Schneemann, Enzo Weber, Gerd Zika, Robert Helmrich & Florian Bernardt (2020): Elektromobilität 2035 - ein regionaler Blick. Effekte auf Wirtschaft und Erwerbstätigkeit durch die Elektrifizierung des Antriebsstrangs von Personenkraftwagen aus regionaler Perspektive. (IAB-Forschungsbericht 06/2020), Nürnberg, 23 S.

Bezugsmöglichkeiten

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