Die Formierung des neuen Sozialbürgers
Beschreibung
"Anhand einer qualitativen Längsschnittanalyse wird mittels einer Kombination von diskurs-, institutionen- und biographieanalytischer Methodik (›Subjektivierungsanalyse‹) rekonstruiert, wie sich der Anspruch aktivierender Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik, auf die Selbstverhältnisse ihrer Adressaten einzuwirken, im biographischen Handeln und den Selbstthematisierungen – kurz: in der Subjektgenese eines langzeitarbeitslosen Grundsicherungsempfängers niederschlägt. Das exemplarische Fallbeispiel zeigt eine Entwicklung weg vom Typus des anspruchsorientierten Sozialbürgers hin zu einem »unternehmerischen« Subjekttypus. Damit exploriert die vorliegende Analyse die Annahme, dass selbst wenn die adressierten Subjekte sich die institutionell gestellten Anforderungen zu eigen machen, dies nicht zwangsläufig mit den Zielen aktivierender Arbeitsmarktpolitik konform geht. Das methodische Potential subjektivierungsanalytischer Vorgehensweisen zeigt sich im Aufweis der eigensinnigen Logik subjektiver Aneignungsprozesse, die auch zu einer Entmoralisierung des individuellen Verhältnisses zu Staatlichkeit, zu einer Entsolidarisierung und zum sozialen Rückzug führen kann." (Autorenreferat, IAB-Doku)
Zitationshinweis
Traue, Boris, Andreas Hirseland, Holger Herma, Dora Lisa Pfahl & Lena Schürmann (2019): Die Formierung des neuen Sozialbürgers. Eine exemplarische Untersuchung von Subjektivierungswirkungen der Hartz IV-Reform. In: Zeitschrift für Diskursforschung, Jg. 7, H. 2, S. 163-189.