Zwanzig Jahre Bildungsgesamtrechnung: Entwicklungen im Bildungs- und Erwerbssystem Ost- und Westdeutschlands bis zum Jahr 2000
Beschreibung
"Analysen zur Dynamik des Bildungssystems stehen häufig vor einem Problem. Zwar existieren in Deutschland eine Vielzahl statistischer Quellen zu dieser Thematik. Diese zeigen aber allesamt nur einen relativ kleinen Ausschnitt des Bildungs- und Beschäftigungssystems. Die Beziehungen solch isolierter Informationsquellen zueinander herzustellen, ist aber mit Schwierigkeiten verbunden, sei es wegen unterschiedlicher Erfassungskonzepte bzw. -stichtage oder verschiedener Grundgesamtheiten, kategorialer Abgrenzungen und vieles andere mehr. Außerdem sind die Informationen häufig lückenhaft oder mit Stichprobenfehlern behaftet - allesamt Faktoren, die einen umfassenden und differenzierten Einblick in die Dynamik des Bildungssystems und dessen Bezüge zum Arbeitsmarkt erschweren. Anspruch der Bildungsgesamtrechnung (BGR) ist es nun gerade, diese Partialbetrachtungen über einen langen Zeitraum hinweg zu einem widerspruchsfreien Gesamtbild zusammenzufügen. Dabei sollen nicht nur die Veränderungen von Beständen verschiedener Ausbildungs- und Erwerbsstationen, sondern vielmehr auch die diese Veränderungen verursachenden Bewegungen transparent gemacht werden. Die BGR stellt Politik, Planung und Forschung damit eine detaillierte Analysegrundlage für die Qualifikations- und Arbeitsmarktforschung zur Verfügung. Das Buch beginnt deshalb mit einer kurzen, praxisorientierten Einführung in die Zielsetzung, den Aufbau und die Methodik des Rechenwerkes, gefolgt von der Darstellung des Berechnungsstandes, einem Ausblick auf künftig geplante Erweiterungen und dem eigentlichen Ergebnisteil. Den Abschluss bildet ein umfangreicher Tabellenanhang, der auch über das Internet bezogen werden kann. Im Ergebnisteil wird deutlich, wie träge aber letztlich doch nachhaltig sich Veränderungen im Bildungssystem auf die Qualifikationsstruktur verschiedener Jahrgangskohorten auswirken. Allerdings gilt es hier zwischen West- und Ostdeutschland zu unterscheiden. Zumindest bis Anfang der 90er Jahre hatte im Westen noch die 'Bildungsexpansion' positiven Einfluss auf das Qualifikationsniveau. Seither stagnieren die Entwicklungen jedoch in weiten Bereichen. Wenn hier keine massiven zusätzlichen Bildungsanstrengungen unternommen werden, wird das derzeitige Qualifikationsniveau wohl kaum zu halten sein. Im Osten hingegen spielten die umbruchartigen Veränderungen nach der Wiedervereinigung eine entscheidende Rolle. Das noch zu DDR-Zeiten erworbene Qualifikationsniveau, das keineswegs schlecht war, wird wohl noch für längere Zeit das Arbeitsmarktgeschehen der mittleren und älteren Bevölkerungsgruppen bestimmen. Die Umstrukturierung des ostdeutschen Bildungssystems nach westlichem Muster, auf die große Hoffnung gesetzt wurde, verlief aber keineswegs in allen Bereichen erfreulich. Vor dem Hintergrund drastisch rückläufiger Geburtenzahlen geben gerade steigende Anteile geringqualifizierter junger Menschen im Osten Anlass zur Sorge." (Autorenreferat, IAB-Doku)
Zitationshinweis
Reinberg, Alexander & Markus Hummel (2006): Zwanzig Jahre Bildungsgesamtrechnung: Entwicklungen im Bildungs- und Erwerbssystem Ost- und Westdeutschlands bis zum Jahr 2000. (Beiträge zur Arbeitsmarkt- und Berufsforschung 306), Nürnberg, 412 S.