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Publikation

Die doppelte demografische Herausforderung: Zukünftige Pflegebedürftigkeit und verfügbares Pflegepersonal in den Arbeitsmarktregionen

Beschreibung

"Die Analyse zeigt, dass die Zahl der Pflegebedürftigen zwischen 2023 und 2040 in allen Arbeitsmarktregionen weiter ansteigen dürfte, während die Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter im gleichen Zeitraum zurückgeht. Der Rückgang der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter stellt den Arbeitsmarkt insgesamt vor große Herausforderungen und dürfte die Arbeitskräfteengpasssituation in vielen Berufsgruppen und Regionen zukünftig weiter verschärfen. Die Altenpflege steht dabei vor einer doppelten Herausforderung, da die Nachfrage nach Pflegedienstleistungen gleichzeitig zunimmt. So hat die Analyse gezeigt, dass das Verhältnis von Pflegebedürftigen zur Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter bundesweit zwischen 2023 und 2040 von 8 Pflegebedürftigen auf 9 Pflegebedürftige je 100 Personen im erwerbsfähigen Alter ansteigt. Die regionalen Unterschiede fallen dabei sehr hoch aus und es kommt insbesondere in den östlichen Arbeitsmarktregionen zu einem zunehmend hohen Verhältnis von Pflegebedürftigen im Vergleich zur jüngeren Bevölkerung. Aber auch mehrere bayerische Regionen sowie Saarbrücken stehen in besonderem Maße vor der Herausforderung die zunehmend ältere Bevölkerung durch eine geringere Zahl an Personen im erwerbsfähigen Alter zu versorgen. Dabei findet die Versorgung nicht immer durch beruflich ausgebildete Altenpflegerinnen und Altenpfleger statt. Mehr als die Hälfte der Pflegebedürftigen wird von Angehörigen gepflegt. Um dem steigenden Bedarf an Pflegepersonal zu begegnen, muss die Attraktivität der Pflegeberufe weiter zunehmen. Zwar ist es in den vergangenen Jahren bereits gelungen, mehr Personen für die Altenpflege zu gewinnen. Der aktuelle Entwicklungspfad ist jedoch noch nicht ausreichend, um den Bedarf an Altenpflegerinnen und Altenpflegern auch langfristig in allen Regionen decken zu können. Anpassungen im Ausbildungsund Beschäftigungssystem könnten helfen, um beispielsweise Hilfskräfte zu Fachkräften in der Altenpflege weiterzubilden oder Personen zum Quereinstieg in die Altenpflege zu motivieren. Auch die Rückgewinnung von ehemaligen Pflegekräften, die den Beruf verlassen haben, kann eine wichtige Stellschraube sein. Hierfür muss jedoch an den Faktoren gearbeitet werden, die den Berufswechsel verursacht haben. Ein weiterer Hebel ist die Erhöhung der Arbeitsstunden von Teilzeitkräften. Da die vorliegende Analyse auf Personen mit aktuellen Trends in den Arbeitsvolumen basiert, würde eine Erhöhung der Arbeitsstunden zu einem niedrigeren Personalbedarf in Personen führen. Jedoch müssen auch hierfür die passenden Rahmenbedingungen geschaffen werden, damit eine Erhöhung der Arbeitsstunden für Teilzeitkräfte überhaupt möglich ist. Hoffnung wird weiterhin auf einen zunehmenden Technologieeinsatz zur Erhöhung der Arbeitsproduktivität gesetzt. In der vorliegenden Analyse wird dieser Aspekt nur im Ausmaß bereits beobachtbarer Digitalisierungstrends berücksichtigt. Das QuBe-Modell kann für entsprechende Szenarienrechnungen herangezogen werden, um mögliche Veränderungen in den Rahmenbedingungen zu analysieren. Für die regionale Analyse ist es zudem erstrebenswert die Arbeitskräfteangebotsseite in tieferem Detailgrad zu modellieren, um nicht nur die Berufshauptgruppe der nichtmedizinischen Gesundheitsberufe, sondern auch die Berufsgruppe der Altenpflegerinnen und Altenpfleger genauer abbilden zu können. Detailliertere Analysen und Szenarienrechnungen können einerseits dazu beitragen, den Handlungsbedarf für die Bildungs- und Arbeitsmarktpolitik aufzuzeigen und andererseits ein Analysetool zur Verfügung stellen, um die möglichen Handlungsoptionen zu evaluieren." (Textauszug, IAB-Doku)

Zitationshinweis

Zenk, Johanna, Florian Bernardt, Alexander Schur & Anja Sonnenburg (2025): Die doppelte demografische Herausforderung: Zukünftige Pflegebedürftigkeit und verfügbares Pflegepersonal in den Arbeitsmarktregionen. In: Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (Hrsg.) (2025): Demografische Alterungsprozesse. Chancen und Herausforderungen für die Regionalentwicklung, S. 105-115.