COVID-19-Erkrankungen und Impfungen gegen SARS-CoV-2 bei Personen mit und Personen ohne Migrationserfahrung
Beschreibung
"Im Verlauf der COVID-19-Pandemie wurde deutlich, dass verschiedene Personengruppen nicht in gleichem Maße gegen eine Infektion mit SARS-CoV-2 geschützt werden konnten. So können nicht alle Berufe im Homeoffice ausgeführt werden und ein Leben auf engem Raum beschränkt die Möglichkeit, sich von anderen zu isolieren. Persönliche Lebensumstände können damit das Risiko einer COVID-19-Erkrankung beeinflussen. In diesem Forschungsbericht wird untersucht, welchen Infektionsrisiken Personen mit und ohne Migrationserfahrung jeweils ausgesetzt sind und wie ausgeprägt der Impfschutz innerhalb dieser beiden Gruppen ist. Für die Analysen werden Befragungsdaten der Studie „Corona Monitoring bundesweit (RKI-SOEP-2)“ verwendet, welche kooperativ durch das Robert Koch-Institut (RKI), das Sozio-oekonomische Panel (SOEP) am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin), das Forschungszentrum des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF-FZ) und das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) durchgeführt wurde. Die Feldphase der Studie begann im November 2021 und endete im März 2022. Anhand eines kurzen Fragebogens wurden die Teilnehmenden unter anderem zu Infektionen mit SARS-CoV-2, ihrem Impfstatus, ihren Einstellungen und Verhaltensweisen bezüglich der Pandemie sowie zu weiteren Gesundheitsthemen befragt. Die Auswertungen der Daten zeigen, dass eine deutliche Mehrheit bis Ende Oktober 2021 durch Impfungen und Infektion bereits mindestens zweimal mit SARS-CoV-2 in Berührung gekommen ist, wobei der Anteil unter Personen mit Migrationserfahrung etwas niedriger ausfiel als unter solchen ohne Migrationserfahrung. Bis Ende Oktober 2021 hatten anteilig doppelt so viele Personen mit Migrationserfahrung eine COVID-19-Erkrankung durchgemacht als Personen ohne Migrationserfahrung. Dieses Gefälle lässt sich auf sozio-ökonomische Unterschiede der beiden Gruppen zurückführen. Beispielsweise können Unterschiede in der beruflichen und familiären Situation oder der Wohnsituationen die unterschiedlichen Inzidenzen zu einem gewissen Teil erklären. Die Analysen zeigen damit, dass nicht die Migrationserfahrung selbst, sondern erst die damit verbundenen Lebensumstände für die Unterschiede beim Infektionsgeschehen relevant sind. Der Großteil der Menschen mit und der Menschen ohne Migrationserfahrung war bis Ende Oktober 2021 ein erstes Mal gegen SARS-CoV-2 geimpft. Der Anteil Erstgeimpfter war bei den Personen ohne Migrationserfahrung dabei etwas höher. Von denjenigen, die eine erste Impfung erhalten hatten, waren Ende Oktober 2021 auch fast alle bereits ein zweites Mal geimpft. Hierbei sind keine nennenswerten Unterschiede zwischen den beiden Gruppen beobachtbar. Insgesamt zeigen die Analysen, dass Personen mit Migrationserfahrung durch ihre Lebensumstände einem erhöhten Risiko ausgesetzt waren, sich mit SARS-CoV-2 zu infizieren. Hinzukommend waren sie etwas seltener geimpft und dadurch auch seltener vor einer Infektion bzw. einem schweren Krankheitsverlauf geschützt. Die Pandemie als solche und eine Infektion mit SARS-CoV-2 birgt gesundheitliche Risiken für Individuen. Der Schutz aller Personengruppen vor Infektionen mit SARS-CoV-2 hat deshalb hohe Relevanz. Die gefundenen Unterschiede in der Betroffenheit verschiedener Personengruppen nach zugrundeliegenden sozio-ökonomischen Merkmalen zeigen den Bedarf, dass bei der Entwicklung und Implementierung von Schutzmaßnahmen die spezifischen Lebensumstände der Personengruppen beachtet werden sollten." (Autorenreferat, IAB-Doku)
Zitationshinweis
Goßner, Laura & Manuel Siegert (2023): COVID-19-Erkrankungen und Impfungen gegen SARS-CoV-2 bei Personen mit und Personen ohne Migrationserfahrung. Ergebnisse aus der RKI-SOEP-2 Studie. (Bundesamt für Migration und Flüchtlinge. Forschungsbericht 43), Nürnberg, 40 S. DOI:10.48570/bamf.fz.fb.41.d.2023.rki-ibs.1.0