Niedriglohnbeschäftigung in Deutschland
Beschreibung
Die Diskussion um Niedriglöhne hat sich aus zwei Gründen intensiviert: Zum einen ist zu erwarten, dass die Senkung der Transferleistungen für manche Langzeitarbeitslose von 'Hartz IV' zu einem Zuwachs des Arbeitsangebots und auch der Arbeitsnachfrage im Niedriglohnbereich führen kann. Zum anderen wurden Fälle sehr geringer Entlohnung von EU-ausländischen Arbeitskräften öffentlich. Vor diesem Hintergrund wird die Einführung verbindlicher Mindestlohnstandards vorgeschlagen, um ein 'Abrutschen' der Löhne nach unten zu verhindern. Der Beitrag geht der Frage nach, ob für die Niedriglohnbeschäftigung in Deutschland ein politischer Regelungsbedarf besteht. Entwicklung und Struktur der Niedriglohnbeschäftigung sowie Aufstiegschancen von Niedriglohnbeschäftigten werden analysiert. Geringe Entlohnung und tarifliche Niedriglöhne werden anhand von OECD-Daten und basierend auf Daten der IAB-Beschäftigtenstichprobe eruiert, im Zusammenhang mit Niedriglohnarmut diskutiert und in die arbeitsmarktpolitische Konzeption eingeordnet. Positive wie negative Folgen von Mindestlöhnen für die Lohn- und Arbeitsmarktentwicklung werden abgeschätzt. Fazit: Wenn Langzeitarbeitslosigkeit vermieden und die Aufwärtsmobilität von Niedriglohnbeziehern erleichtert werden soll, dann müssen intelligente Formen des 'Förderns und Forderns' im Sinne einer 'aktivierenden Arbeitsmarktpolitik' im Vordergrund stehen. Hierzu zählen Anreize zur beruflichen Fortbildung einerseits und zielgruppenorientierte, zeitlich befristete Kombinationen von Erwerbseinkommen und staatlichen Leistungen andererseits. Moderate Mindestlöhne können hilfreich sein, um den möglichen Mitnahmeeffekt von 'in-works-benefits' oder Kombi-Löhnen einzugrenzen. (IAB)
Zitationshinweis
Eichhorst, Werner & Thomas Rhein (2005): Niedriglohnbeschäftigung in Deutschland. Politischer Regelungsbedarf? In: Orientierungen zur Wirtschafts- und Gesellschaftspolitik H. 104, S. 29-35.