Wirkungen von Sprachkursen für Geflüchtete auf Arbeitsmarktpartizipation
Projektlaufzeit: 11.05.2017 bis 31.12.2024
Kurzbeschreibung
Die erfolgreiche Integration von Geflüchteten in der Gesellschaft und in den Arbeitsmarkt stellt die Gesellschaft und die Politik vor eine der größten und wichtigsten Herausforderung unserer Zeit. Seit der Flüchtlingskrise 2015 wurden in Deutschland deshalb zahlreiche Steuerungsinstrumente zur Förderung von Sprachkompetenz und beruflicher Qualifizierung eingesetzt. Bislang gibt es wenig belastbare Studien, die die Wirksamkeit spezifischer arbeitbeitsmarktintegrativer Maßnahmen und Programmen für Geflüchtete empirisch untersuchen. Existierende empirische Studien aus anderen Ländern haben hingegen gezeigt, dass bessere Sprachkenntnisse sowie die Teilnahme an Sprachkursen die Beschäftigungschancen und Verdienste von anderen Migrantengruppen positiv beeinflussen (vgl. Bleakley/Chin 2004, Chiswick/Miller 2003, 2006, Schweigard 2008, Hangartner und Schmid 2017). Die Unterstützung des Spracherwerbs sowie der schnelle Zugang zu Förderprogrammen und Sprachkursen wird häufig als eines der wichtigsten Instrumente einer erfolgreichen Integrationspolitik betrachtet (siehe z.B. Hangartner und Sarvimäki 2017 für eine Übersicht). Für die Analyse werden Personen aus den Asylhauptherkunftsländern mit guter Bleibeperspektive (Eritrea, dem Irak, dem Iran und Syrien) berücksichtigt. Um die Auswirkungen der Sprachkursteilnahme zu untersuchen, werden Personen in eine Behandlungsgruppe und eine Kontrollgruppe aufgeteilt. Die Behandlungsgruppe umfasst alle Personen aus der oben genannten Herkunftsländergruppe, die vor dem 31.12.2015 nach Deutschland eingereist sind und deshalb die Möglichkeit hatten an dem einmaligen Sonderprogramm der BA „Einstiegskurs zur Deutschförderung“ (nach § 421 SGB III), die nur zwischen Oktober und Dezember 2015 angeboten wurde, teilzunehmen. Die Kontrollgruppe umfasst alle Personen aus derselben Herkunftsländergruppe, die kurz nach dem 31.12.2015 eingereist sind und somit nicht an dem Sonderprogramm teilnehmen konnten. Da davon ausgegangen werden kann, dass jene Personen, die kurz vor Auslaufen der Maßnahme eingereist sind (Behandlungsgruppe), in alle ihren Merkmalen im Mittel jenen entsprechen, die kurz danach eingereist sind (Kontrollgruppe), lässt sich der kausale Effekt zwischen Teilnahme an Sprachförderkursen und der Arbeitsmarktintegration unverzerrt schätzen. Um unsere Annahme der Vergleichbarkeit der beiden Gruppen zu erhärten, kontrastieren wir die beiden Gruppen hinsichtlich beobachteter Merkmale (Geschlecht, Alter, Bildungsstand) und führen eine Placebo Analyse mit Geflüchteten aus Afghanistan durch, die nicht an dem Sonderprogramm teilnehmen konnten.
Ziel
Das übergeordnete Ziel des vorliegenden Projekts ist es die Auswirkungen einer frühen Teilnahme an Sprachkursen auf die Arbeitsmarktintegration von Geflüchteten mit Hilfe von Registerdaten zu untersuchen. Dabei werden anhand von arbeitsmarktrelevanten Indikatoren die daraus resultierenden Integrationsgewinne quantifiziert.
Methoden
Das Forschungsdesign ist ein klassisches Regression Discontinuity Design (Lee und Lemieux, 2010). Entsprechend der neuesten ökonometrischen Erkenntnissen (Calonico et al. 2014) verwenden wir zur Schätzung der Effekte eine (polynomial) local linear regression. In der Basisspezifikation verwenden wir ein lineares Regressionsmodel mit einem Indikator, der abbildet, ob jene Personen, die in einem Zeitfenster von zwei Wochen vor oder nach Ende des Sonderprogramms eingereist sind, an einem Sprachkurs teilnehmen konnte. Der Koeffizient des Indikators ist der Schätzwert des intention-to-treat (ITT) Effektes. In den folgenden Spezifikationen verwenden wir polynomial local linear regressions mit breiteren Zeitfenstern und Schätzer mit geschätzten Zeitfenstergrößen (Calonico et al. 2014). Die auf diese Weise geschätzten Effekte beschreiben welchen Wirkung die Möglichkeit zur Teilnahme an einem Kurs hat. Um den average treatment effect on the treated (ATT) zu berechnen (den Effekt der tatsächlichen Teilnahme), skalieren wir den ITT Schätzwert mit dem Anteil derjenigen, die tatsächlich an einem Kurs teilgenommen haben. Diesen Anteil schätzen wir basierend auf Angaben aus der IAB-BAMF-SOEP Umfrage unabhängig von den Registerdaten. Dieses Vorgehen entspricht einem two-sample two-stage least squares Schätzer (Angrist und Krueger, 1992).