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Projekt

Betriebliche Lohnkompromisse im Einstellungsprozess

Projektlaufzeit: 30.06.2015 bis 30.12.2017

Kurzbeschreibung

Steigende Löhne werden häufig als Reaktion der Unternehmen auf eine Verschiebung zwischen Angebot und Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt verstanden. Ein Mangel an Arbeitskräften könnte demnach dazu beitragen, dass Unternehmen höhere Löhne zahlen als ursprünglich geplant. Wenn Unternehmen jedoch auch für nur wahrgenommene und nicht unbedingt tatsächliche Engpässe auf dem Arbeitsmarkt Lohnanpassungen vornehmen könnten, erwiesen sich betriebliche Lohnzugeständnisse als ein unzureichender Indikator für einen Fachkräftemangel.

Das Besondere dieses Forschungsprojektes ist es, dass verschiedene Dimensionen zur Messung des Fachkräftemangels beobachtet werden: So wird zwischen dem wahrgenommenen Mangel an Arbeitskräften, der tatsächlichen Erfahrung einer abgebrochenen Suche und den effektiven Engpässen auf dem Arbeitsmarkt unterschieden. Letztere werden auf Grundlage des Verhältnisses von berufsspezifischem Arbeitsangebot und -nachfrage in West- und Ostdeutschland gemessen. Unsere Kontrollvariablen umfassen betriebsspezifische Eigenschaften wie die Branchenzugehörigkeit, die Betriebsgröße und das betriebliche Lohnniveau.

Grundsätzlich lassen sich auf drei Ebenen Gründe für Lohnzugeständnisse identifizieren: Erstens können individuelle Eigenschaften wie eine hohe Qualifikation und mehr Berufserfahrung Lohnzugeständnisse bewirken. Zweitens lassen betriebsspezifische Merkmale wie die Betriebsgrößen, die Branchenzugehörigkeit oder das betriebliche Lohnniveau Lohnsteigerungen erwarten. Drittens könnten der Mangel an Fachkräften oder Stellenbesetzungsschwierigkeiten Zugeständnisse im Lohn forcieren.

Ausgehend von der Humankapitaltheorie leitet sich eine bessere Verhandlungsposition von hochqualifizierten und berufserfahrenen Arbeitnehmern aus der erwarteten höheren Produktivität ab. Auf der individuellen Ebene könnten jedoch auch Arbeitnehmer mit einer schwächeren Verhandlungsposition von Engpässen auf dem Arbeitsmarkt profitieren: So sind Lohnzugeständnisse nicht nur durch die individuellen Merkmale der Arbeitnehmer und ihre Signalwirkung geprägt, sondern auch durch die betriebliche Lage und die strukturellen Bedingungen auf dem Arbeitsmarkt: So kann angenommen werden, dass Betriebe dann einen höheren Lohn zahlen, wenn das betriebliche Lohnniveau eines Berufssegments unterhalb des Marktlohns in diesem Berufssegment liegt. Vor diesem Hintergrund können Engpässe auf dem Arbeitsmarkt zu besseren Chancen und auch höheren Löhnen beispielsweise für gering qualifizierte Arbeitssuchende führen, da Unternehmen, die mit Problemen bei der Stellenbesetzung konfrontiert sind, eher zu Zugeständnisse bereit sein werden.

Datenbasis für die Analyse ist die IAB-Stellenerhebung, die Informationen zur Rekrutierung neuer Mitarbeiter von rund 13.000 Unternehmen zur Verfügung stellt. Darüber hinaus beinhaltet diese repräsentative Betriebsbefragung u.a. detaillierte Informationen über den letzten neueingestellten Mitarbeiter einschließlich Alter, Geschlecht, Qualifikation, vorherigen Status der Beschäftigung, sowie den Verlauf des Besetzungsprozesses wie Zugeständnissen in der Verhandlungen und den gezahlten Lohn.

Ziel

Das Projekt verfolgt eine doppelte Zielsetzung: Erstens gewinnen wir Erkenntnisse zur Operationalisierung von Fachkräfteengpässen. Zweitens erfahren wir etwas darüber, welche Personengruppen von Fachkräfteengpässen profitieren können.

Methoden

Multivariante logistische Regressionsanalysen auf Basis der Daten der IAB-Stellenerhebung.

Leitung

Hanna Brenzel
30.06.2015 - 30.12.2017
Judith Czepek
30.06.2015 - 30.12.2017
Martina Rebien
30.06.2015 - 30.12.2017