Beratung und Vermittlung von Mehrpersonen-Bedarfsgemeinschaften im SGB II
Projektlaufzeit: 21.12.2015 bis 31.07.2018
Kurzbeschreibung
Wertvorstellungen über die Art beschäftigungspolitischer Steuerung und die Rolle der Geschlechter gehen im Zweiten Buch des Sozialgesetzbuches (SGB II) ein Spannungsverhältnis zueinander ein. Während die Leistungen des SGB II auf den Steuerungsmechanismus des Marktes und das Geschlechtermodell des individuellen Erwerbsbürgers ausgerichtet sind, orientieren sich die Voraussetzungen für die Gewährung dieser Leistungen an dem Steuerungsmechanismus der Familie und dem Geschlechtermodell des (männlichen) Haupternährers. Diese Orientierung bei der Leistungsgewährung spiegelt sich in dem rechtlichen Konstrukt der Bedarfsgemeinschaft nach § 7 III SGB II wider. Jüngere Forschungsarbeiten über die Grundsicherung für Arbeitssuchende zeigen, wie das Konstrukt der Bedarfsgemeinschaft die Familie und den männlichen Haupternährer stärkt, und bereits frühere Studien der Implementationsforschung belegen, wie Wertvorstellungen und Ermessensspielräume die Umsetzung politischer Programme beeinflussen. Das hier entwickelte Forschungsprojekt, das für eine Ausschreibung vorgesehen ist, führt beide Perspektiven für die Analyse des Arbeitsvermittlungsprozesses zusammen. Neben den Wertvorstellungen, die in dem rechtlichen Konstrukt der Bedarfsgemeinschaft enthalten sind, berücksichtigt das Forschungsprojekt die strukturellen Rahmenbedingungen, unter denen die Arbeitsvermittlung stattfindet, und die spezifische Konstellation, in der mehrere Personen in einer Bedarfsgemeinschaft zusammenleben.
Ziel
Das Ziel des Forschungsprojekts liegt in der Beantwortung der Frage, wie Vermittlungsfachkräfte der öffentlichen Arbeitsverwaltung mit dem rechtlichen Konstrukt der Bedarfsgemeinschaft umgehen, wenn sie Arbeitslose, die Anspruch auf Leistungen des SGB II haben, beraten und in Erwerbsarbeit vermitteln.
Methoden
Das Forschungsprojekt verbindet qualitative und quantitative Analysemethoden. In ausgewählten Jobcentern werden leitfadengestützte Interviews mit Expertinnen und Experten vor Ort geführt und anhand einer qualitativen Inhaltsanalyse ausgewertet. Aufbauend auf der Auswertung der Interviews werden im quantitativen Teil des Projekts eine Vignettenstudie durchgeführt und Daten, die aus der Fachdatenbank VerBIS gezogen werden, statistisch ausgewertet.