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Projekt

Cluster und Unternehmensnetzwerke im Raum Nürnberg - Identifikation und Analyse unter besonderer Berücksichtigung ihrer Bedeutung für den Arbeitsmarkt

Projektlaufzeit: 01.11.2005 bis 31.12.2012

Kurzbeschreibung

Empirische Untersuchungen zeigen, dass die anhand der räumlichen Konzentration konventioneller Wirtschaftszweige gemessene Spezialisierung von Regionen im Trend abnimmt. Zugleich gibt es starke Evidenz für einen Bedeutungsgewinn einer funktionalen Spezialisierung von Wirtschaftsräumen. Während es bei der traditionellen Ballung bestimmter Aktivitäten vor allem um Verbundeffekte bei der Produktion bestimmter Güter ging, stellen neuere Ansätze unter anderem die unternehmensübergreifenden Kooperationen entlang der Wertschöpfungsketten heraus, die beispielsweise durch zunehmende Ausgliederung der Produktion oder die Kooperation zwischen Produzenten und spezialisierten Dienstleistungsunternehmen gekennzeichnet sind. Ein hoher Stellenwert kommt dabei dem Zusammenspiel verschiedener Akteure im Innovationsprozess zu. In diesem Sinn wird verstärkt von Innovationsclustern als den Kristallisationspunkten nachhaltigen Wirtschaftswachstums gesprochen, auf die vor allem Hochlohnregionen entscheidend angewiesen sind. Übereinstimmend hebt die neuere Literatur die Bedeutung von räumlicher Nähe hervor, die nicht nur durch Agglomerations- und Lokalisations-, sondern auch durch Netzwerkeffekte für die Herausbildung erfolgreicher Innovationskerne sorgt.

Raumbezogene wirtschaftspolitische Strategien basieren deshalb häufig auf unterschiedlichen Formen der Clusterförderung. Solche Ansätze haben aber nur dann Aussicht auf Erfolg, wenn sie auf die Besonderheiten einer Region zugeschnitten werden, d.h. an den bestehenden Kompetenzen und Stärken ansetzen. Dabei ergibt sich grundsätzlich die Frage, auf welcher Datengrundlage sich regionale Entwicklungskonzepte aufbauen lassen. Regionale Primär- und Sekundärstatistiken sind weitgehend auf Industriezweige bezogen. Eine solche Klassifikation ist in der Regel aber nicht geeignet, die sich an Wertschöpfungsketten und anderen Formen der funktionalen Spezialisierung von Regionen orientierenden Zusammenhänge adäquat zu erfassen.

Das beantragte Projekt knüpft an die „neue Sicht“ einer funktionalen Spezialisierung von Regionen an. Ausgangspunkt ist die Erkenntnis, dass sich aus dem Paradigmenwechsel vielfältige Konsequenzen für die regionalen Arbeitsmärkte ergeben, die bisher kaum beachtet wurden. Das Projekt zielt darauf ab, diese Forschungslücke zu schließen. Voraussetzung dafür ist die Schaffung einer geeigneten Informationsbasis.

Im Rahmen von CORIS, dem Cluster-Orientierten Regionalen Informations-System, wurde an der Universität Regensburg eine Methodik der Datenerhebung entwickelt, die auf die sich aus der funktionalen Spezialisierung ergebenden neuen Fragestellungen zugeschnitten ist. Diese Methodik wurde bereits im Wirtschaftsraum Ostbayern implementiert. Die Kombination unterschiedlicher, sich ergänzender Erhebungsmethoden bildet dabei die Grundlage für eine Identifikation von Clustern nach einem Katalog einschlägiger Merkmale. Der Grundgedanke von CORIS besteht darin, ein Abbild eines Wirtschaftsraums mit seinen wirtschaftlichen Besonderheiten, Kompetenzen und Wertschöpfungsketten zu schaffen. Dabei werden die vielfältigen Wirtschaftsbeziehungen innerhalb des Unternehmenssektors sowie zwischen Unternehmen, Forschungs- und Ausbildungseinrichtungen und weiteren unterstützenden Institutionen durch den Einsatz eines eigens entwickelten webbasierten Informationssystems plastisch sichtbar und für weitere Analysen nutzbar gemacht.

In der Datenerhebungsphase des beantragten Projekts geht es darum, nach dem Vorbild von CORIS Ostbayern Informationen über die regionalen Netzwerke in der Metropolregion Nürnberg zu erheben. Dabei soll die bisherige Methodik und Systematik weiterentwickelt werden und gegenüber dem Prototyp eine stärkere Betonung von Arbeitsmarktaspekten erfahren. Darüber hinaus soll der Art und Qualität der Beziehungen zwischen Unternehmen sowie den Beziehungen von Unternehmen zu institutionellen und korporativen Akteuren in der Region besondere Aufmerksamkeit gewidmet werden. Eine im Sinne von CORIS geschaffene regional- und unternehmensspezifische Netzwerkinformation bietet die Basis, eine Vielzahl von Forschungsfragen auf dem Gebiet der Regional- und Arbeitsmarktökonomie sowie der Soziologie zu bearbeiten. Dazu zählt etwa die Prüfung von aus der Zusammenarbeit von Unternehmen resultierenden positiven externen Effekten (spillovers) mit Blick auf die Beschäftigungsentwicklung in der Region. Weitere Themenfelder sind die clusterbezogenen Effekte des Arbeitsmarktpoolings sowie Schlussfolgerungen für Qualifizierungsmaßnahmen (Aus- und Weiterbildung, Umschulung), Mobilität sowie Such- und Vermittlungsstrategien.

Ziel

Identifikation und Analyse von wirtschaftlichen Schwerpunkten, Clustern und Netzwerken im Raum Nürnberg. Untersuchung ihrer Bedeutung für den Arbeitsmarkt. Bereitstellung eines regionalen Informationssystems.

Methoden

Grundsätzlich werden unterschiedliche, sich ergän­zende Erhebungsmethoden kombiniert, die im Folgenden kurz dargestellt werden.

Interviews mit Experten

Vor der eigentlichen Datenerhebung werden Expertengespräche durchgeführt, u.a. um potenzielle wirtschaftliche Kompetenz­felder ausfindig zu machen, die dann im Zuge der schriftlichen Befragung und den weiterführenden Gesprächen gezielt angesprochen werden können.

Die Interviews werden mit Hilfe eines strukturierten offenen Fragebogens durchgeführt, die Ergebnisse in detaillierten Protokollen festgehalten. Diese umfangreiche Materialsammlung bildet die Grundlage für weitere Auswertungen. Anhand der Experteninterviews können die potenziellen Cluster der Region identifiziert und konkretisiert werden. Der Expertenkreis umfasst u.a. die Wirtschaftsförderer der Städte und Landkreise, Hoch- und Fachhochschulen, Netzwerkkoordinatoren sowie sonstige Experten mit guter Kennt­nis der Wirtschaft der Region.

Interviews mit Experten aus Unternehmen

Ergänzt werden diese grundlegenden Informationen durch Gespräche mit Führungskräften von Leitbetrieben und wichtiger Zulieferbetriebe. Auch die Identifi­kation der ersten dieser Gesprächspartner erfolgt aus den vorangegangenen Erhebungen.

Hierbei werden die feineren Strukturen innerhalb der Cluster, die existieren­den Kooperationen und Netzwerke sowie die Clustertypisierung erar­beitet. Des Weiteren werden gleichzeitig unternehmens­spezifische Details erfragt.

Schriftliche Befragung

Wesentliche Voraussetzung zur Identifikation der Cluster eines Wirtschafts­raumes sind unter­­nehmens­genaue Daten. Diese sind nur durch eine umfassende flächen­deckende Befragung zu erhalten.

Eine reine „Zählung“, Einstufung und Einordnung der Unternehmen anhand der gängigen Branchen­listen ist für die Identifikation von Clustern allerdings unzu­reichend. Eine Clusterbestimmung erfolgt vielmehr anhand von tatsäch­lichen, marktrelevanten Tätig­keits­feldern bzw. Geschäftsbereichen der Unter­nehmen und ihren Verflechtungen innerhalb der Region. So kann ein Betrieb zwei oder mehr Clustern zugeordnet werden. Erst dadurch können bestimmte Kompetenzen eines Standortes sichtbar gemacht werden.

Auswertung sekundärstatistischer Daten und Nutzung offizieller Statistiken

Neben den Daten der Primärerhebungen werden wichtige sozio­ökono­mi­sche Rahmendaten der amt­lichen Statistiken ausgewertet, um die Clusterinformationen in weitere relevante Aspekte einzubetten. Hier können sich angesichts des hervorragenden Datenbestands beim IAB und der BA bisher nicht genutzte Möglichkeiten ergeben (Beschäftigtenstatistik; Betriebspanel; Betriebsdatei).

In Anwendung der für das Pilotprojekt Ostbayern entwickelten und umgesetzten CORIS-Methodik werden anhand der erhobenen Daten folgende Kriterien zur Festlegung bzw. Identifikation der regionalen Cluster verwendet:

  • Die Konzentration einer wirtschaftlichen Aktivität im Raum, die eine regionale Besonder­heit darstellt.
  • Das Vorhandensein von Leitbetrieben.
  • Das Vorhandensein von spezialisierten Arbeitskräften.
  • Die Existenz und Bedeutung unterstützender Einrichtungen.
  • Die Nachweisbarkeit von Kooperationsbeziehungen.

Damit einher geht die Strukturierung der identifizierten Cluster nach spezifischen Kategorien. Eine Unter­scheidung lediglich in Hersteller/ Zulieferer/ unterstützende Einrichtungen ist zu grob, um den oben dargestellten Eigenschaften der Cluster und damit den Besonderheiten des Wirt­schaftsraumes Rechnung zu tragen.

 

Experteninterviews mit Vertreterinnen und Vertretern relevanter Institutionen/Einrichtungen und Unternehmen in der Region.
Schriftliche, postalische Befragung von Unternehmen in der Region.

Leitung

01.11.2005 - 31.12.2012
01.11.2005 - 31.12.2012
Nicole Litzel
01.11.2005 - 31.12.2012

Mitarbeiter

Joachim Möller
01.11.2005 - 30.09.2007