Eingliederungseffekt und weiterer Nutzen von Eingliederungsmaßnahmen nach § 421i SGB III für Betreuungskunden mit Aktivierungsproblemen
Projektlaufzeit: 01.02.2005 bis 31.12.2006
Kurzbeschreibung
Die BA setzt seit Beginn dieses Jahres die neue Kundensegmentierung ein. Die BA hat in den geschäftspolitischen Zielen für 2005 festgelegt, dass sie für durch die Segmentierungslogik als Betreuungskunden identifizierte Kunden die knappen Ressourcen der internen Vermittlungsarbeit nicht mehr einzusetzen sind. Qualitativ hochwertige Beratungs- und Vermittlungs-gespräche sind die wirksamsten und gesamtfiskalisch günstigsten Produkte, die die BA zur Unterstützung der Integrationspro-zesse einsetzen kann. Die Gesamtausrichtung des Vermittlungsprozesses auf Wirkung und Wirtschaftlichkeit erfordert danach eine Fokussierung der Beratungskapazität auf diejenigen Kunden, deren Integrationschancen durch qualifizierte Vermittlerkontakte am deutlichsten zu steigern sind. Mit dem Wegfall der strikten quantitativen Vorgaben zur Kontaktdichte (Rundbrief 55/ 2003) wird auf die Ziele und Zielerreichung ausgerichtete neue Steuerungslogik weiter umgesetzt.
Die Zielerreichung wirksamer Kontakte wird bereitsim Rahmen des gegenwärtigen Steuerungssystems in der Zielnachhaltung 2005 gemessen. Die bisher quantitative Betrachtung der Kontaktdichte wird durch eine Empfehlung zum wirkungsorientierten Umgang mit der Beratungszeit ersetzt. Grundlage dafür bildet die Kundengruppe. Erwartet wird eine differenzierte Kontaktdich-te, die positiv auf die Erreichung der geschäftspolitischen Ziele wirkt.
Solche und weitere Indikatoren sind für die zeitnahe Steuerung der Arbeitsförderung unabdingbar. Ohne Kontrollgruppenbildung erlauben sie jedoch noch keine kausalen Aussagen und bleiben rein deskriptiv. Zuordnungen In einem wichtigen Teilbereich Beauftragung von Trägern mit speziellen Eingliederungsmaßnahmen für Betreuungskunden sollen mit dem vorliegenden Eva-luationsprojekt die im nachfolgenden Abschnitt näher erläuterten die Netto-Wirkungen der Maßnahmen ermittelt werden (Wirkungsanalyse auf der Basis eines Vergleichsgruppenansatzes).
Nach der geschäftspolitischen Ausrichtung der BA ist bei Betreuungskunden Passivität zu vermeiden. Aktivierung kann auch außerhalb von Beratungsgesprächen stattfinden. Mit dem Untersuchungsziel ist eng die Beantwortung der Frage verknüpft, ob es sinnvoll sein kann, bei Dritten regelmäßig oder anlassbezogen Kontakte zur Aktivierung und zur Eröffnung von Perspektiven ggf. auch jenseits des ersten Arbeitsmarktes durchzuführen.
Im Rahmen der Eingliederungsbilanzen wird ausgewiesen, wie viele Maßnahmeteilnehmer ein halbes Jahr nach Austritt nicht mehr arbeitslos gemeldet sind. Im Rahmen des vorliegenden Projekts sollen ergänzend zu diesen Brutto-Verbleibsquoten durch VergleichsKontrollgruppenbildung Netto-Eingliederungseffekte ermittelt werden, mit Erfolgsindikatoren, die über Einglie-derungsbilanzen hinausweisen. Dabei stehen im Vordergrund:
Die Frage der Wiederbeschäftigungschancen,
Die Frage der Wirkungen auf die Einkommenssituation der Teilnehmer,
Fragen der Entwicklung alternativer (Erwerbs-) Perspektiven.
Auswirkungen auf die Beschäftigungsfähigkeit;
Weiterhin soll die Art der Kontakte, die Kontaktintensität bzw. Kontaktdichte ausgeleuchtet werden mit den beauftragten Trägern ebenso wie mit den betreffenden Arbeitsagenturen. Abgerundet wird das Design durch eine Kosten-Nutzen-Analyse auf der jeweiligen Agenturebene.
Das Projekt dient zugleich als Pilotprojekt für den Aufbau einer Kooperation zwischen dem IAB und der Zentrale bei produktspezifischen sozialen Experimenten, sofern diesen realisierbar sind und keine leistungsrechtlichen, ethischen oder sonstige Bedenken entgegenstehen. Soll nun anhand des Pilotprojektes herausgefunden werden, ob der arbeitsmarktpolitische Eingriff auch tatsächlich eingeführt werden soll, so erfordert dies zunächst eine formale Bewertung des Programmerfolges.
Ziel
Soziales Experiment zur Evaluation des §421i SGB II für Betreuungskunden mit Aktivierungsproblemen
Methoden
Inhaltlich geht es bei der auf BA-Maßnahmen bezogenen Ermittlung von Effekten arbeitsmarktpolitischen Handelns (im Folgenden kurz: Wirkungsanalyse) vor allem um folgende Aspekte:
- Zielgruppenerreichung und weitere Implementationsaspekte,
- individuelle Erträge wie Verbleib in Arbeit und Dauerhaftigkeit des durch arbeitsmarktlichen Handelns erworbenen Arbeitsplatzes,
- Beschäftigungseffekte,
- strukturelle Wirkungen,
- Auswirkungen auf den regionalen Arbeitsmarkt,
- Substitutionsrisiken,
- Kosten,
- Budgeteffekte bei der BA und gesamtfiskalische WirkungenAlternativkosten.
In Teilbereichen sollen in Zukunft verstärkt experimentelle Ansätze eingesetzt werden, sofern diese nicht gegen ethische und methodi-sche Grundsätze verstoßen. In der Vergangenheit wurden hierzu eigene wichtige Erkenntnisse gesammelt (vgl. Profiling/ Case Manage-ment- Experiment Rudolph/ Müntnich 2001 und Zusammenarbeit bei der Evaluation von Modellprojekten mit Luschei/ Trube 2000). Auf diese Weise kann der bestmögliche Einsatz von Mitteln gewährleistet und eine erfolgreiche flächendeckende Einführung einer Maßnah-me sichergestellt werden.
Inhaltliche Aspekte der Vergleichsgruppenbildung: Merkmalsstrukturen
Am Ausgangspunkt der Untersuchung steht zunächst die deskriptive Analyse der potentiell Erfolg versprechenden und Erfolg hemmen-den Merkmale und Einflussfaktoren für eine erfolgreiche Teilnahme (hypothetische Beschäftigungsfähigkeit ).Vor Maßnahmebeginn wählt die jeweilige AA aus der Vormerkliste nach dem Zufallsprinzip (z.B. bei 100 geeigneten Teilnehmern jeder 2. auf der Liste, dabei sollte die Liste aber in einer Zufallsreihenfolge sein, um Systematiken z.B. durch ausländische Namen zu vermeiden) die Teilnehmer aus, die tatsächlich der Maßnahme zugewiesen werden. Aus dieser Experimentalgruppe gilt es dann die Teilnehmer und Nichtteilnehmer festzustellen und die Ergebnisse in der Vormerkliste festzuhalten.