Arbeitsmarkteffekte von Reformen des Steuer- und Abgabensystems
Projektlaufzeit: 01.04.2004 bis 31.12.2008
Kurzbeschreibung
In der Öffentlichkeit werden schon seit geraumer Zeit Reformen des Steuer- und Abgabensystems gefordert, bzw. unterschiedliche Reformvorschläge diskutiert. Dazu zählen u.a. Vorschläge zu einer (erneuten) Reform der Einkommensteuer, einer alternativen Finanzierung der Sozialsysteme, insbesondere der Krankenversicherung, und Veränderungen bei der Anrechnung von Erwerbseinkommen beim Bezug von Arbeitslosen- oder Sozialhilfe (ab 1.1.2005 Arbeitslosengeld II). Alle Vorschläge werden mit der schwachen Entwicklung des deutschen Arbeitsmarktes in Verbindung gebracht, und mit fast allen Vorschlägen wird die Erwartung auf eine Zunahme der Beschäftigung und den Rückgang der Arbeitslosigkeit verbunden.
Innerhalb des Projekts verwendet der FB 3 seine markoökonomischen Simulationsmodelle, um einige der aktuell diskutierten Fragen damit zu untersuchen. Die Besonderheit des Projekts liegt somit darin, dass wir die Frage nach den Beschäftigungseffekten - soweit möglich - mit zwei bzw. drei verschiedenen gesamtwirtschaftlichen Modellen untersuchen. Dabei nähern wir uns der Wirkungsweise von Steuern und Sozialabgaben aus unterschiedlichen methodischen Richtungen. Mit dem numerischen Gleichgewichtsmodell PACE-L steht ein Analyseinstrument zur Verfügung, welches die Wirkungsketten streng mikroökonomisch ableitet. Es folgt der finanzwissenschaftlichen Steuerwirkungslehre und kann z.B. die unterschiedliche Wirkung von Veränderungen der Grenz- und der Durchschnittsteuersätze abbilden. Als statisches Modell ermöglicht es jedoch keine Aussagen über die zeitliche Abfolge und die Dauer eines konkreten Reformprojektes. Diese Möglichkeit bietet dagegen das IAB/INFORGE-Modell. Außerdem greifen wir auch auf das IAB/RWI-Modell zurück. Beides sind makroökonometrische Modelle, die auf Basis von Zeitreihen geschätzt werden. Das IAB/RWI-Modell eignet sich besonders für die Simulation der Wirkungen in der kurzen Frist. Das IAB/INFORGE-Modell ist dagegen für Abschätzung der mittel- und langfristigen Effekte geeignet. Beide Modelle machen auch die Untersuchung einer schuldenfinanzierten Steuer- und Abgabenänderungen möglich. Dies kann PACE-L nicht leisten.
Ziel
Die Besonderheit des Projektes liegt darin, dass die Frage der Beschäftigungseffekte von Reformen des Steuer- und Abgabensystems mit zwei bzw. drei verschiedenen gesamtwirtschaftlichen Simulationsmodellen untersucht wird.
Methoden
Simulationsstudien mit drei Modellen, die zurzeit im Rahmen der makroökonomischen Forschung im IAB verwendet werden: Im einzelnen handelt es sich bei den Modellen um das zur Unterstützung der Kurzfristprojektion eingesetzte IAB/RWI-Modell, das für die Projektion des langfristigen Arbeitskräftebedarfs verwendete IAB/INFORGE-Modell und das Politiksimulationsmodell PACE-L.
Die Modelle unterscheiden sich in ihren Anwendungsgebiete und damit auch zwangsläufig in ihrer Bauweise, also in den gemachten Annahmen, den verwendeten Daten, den dahinter stehenden Theorien usw., weshalb von vornherein nicht zu erwarten ist, dass in allen drei Modellen dieselben Effekte auftreten. Gleichzeitig beansprucht aber auch jedes Modell für sich, ein modellhaftes Abbild der Realität zu sein. Unter diesem Aspekt ist es nicht abwegig anzunehmen, dass unter Berücksichtigung der Anwendungsgebiete, für die sie konstruiert wurden, alle drei Modelle zu "richtigen" Resultaten kommen. Auf unsere Fragestellung bezogen, hieße dies, dass das IAB/RWI-Modell die kurzfristigen Anpassungsvorgänge einer Reform aufzeigen würde und das IAB/INFORGE-Modell die mittel- und langfristigen. PACE-L dagegen würde die Ergebnisse liefern, die sich letztendlich auf Basis eines neuen, in der langen Frist einstellenden Gleichgewicht, also nach Abschluss aller Anpassungsvorgänge ergeben.