IAB-Führungskräftestudie
Projektlaufzeit: 01.11.2004 bis 31.12.2005
Kurzbeschreibung
Das Phänomen der "glass ceilings", der gläsernen Decken, an die mehr und mehr Frauen stoßen, je höher sie in einer Organisationshierarchie aufsteigen, ist bekannt. An kontinuierlicher empirischer Forschung zu diesem Thema, die eine Vergleichbarkeit des Phänomens über regionale, nationale und zeitliche Grenzen ermöglicht und Ursachen auf der Ebene von Gesellschaft, Arbeitsmarkt, Organisation und Beschäftigten identifiziert, mangelt es allerdings. Angesichts dieser Forschungslücken untersucht die IAB-Führungskräftestudie die Beteiligung von Frauen an Führungspositionen in deutschen Betrieben.
Im Einzelnen werden drei Fragestellungen analysiert: Erstens, wie gestaltet sich der Status quo der Beteiligung von Frauen an Führungspositionen in Deutschland? Zweitens, durch welche Merkmale zeichnen sich Betriebe mit hohen Frauenanteilen im Management gegenüber anderen Betrieben aus? Das heißt, welche betrieblichen und strukturellen Faktoren fördern eine hohe Beteiligung von Frauen an Führungspositionen, welche stellen Barrieren dar? Und drittens, welche Frauen haben Führungspositionen in Betrieben erreicht und wie unterscheiden sie sich von Männern in ähnlichen Positionen? Um diese Frage zu beantworten, werden die Erwerbsmuster von Frauen und Männern in Führungspositionen vergleichend analysiert.
Ziel
Die IAB-Führungskräftestudie untersucht die Beteiligung von Frauen an Führungspositionen auf Basis deutschlandweit repräsentativer Daten. Auf Basis des IAB-Betriebspanels 2004 wird die betriebliche Seite der Beteiligung von Frauen an Führungspositionen analysiert. Mit Daten des Mikrozensus 2004 wird die inviduelle Situation von Führungsfrauen und -männern betrachtet.
Methoden
Ziel des Projekts ist es, Lücken im Forschungsstand zu füllen, und dazu bedarf es einer soliden theoretischen Verankerung. Hier wird in erster Linie auf soziologische Ansätze zur Erklärung geschlechtlicher Ungleichheit auf dem Arbeitsmarkt zurückgegriffen. Dabei stehen aufgrund des methodischen Zuschnitts und der verwendeten Daten vor allem strukturorientierte Erklärungsansätze wie horizontale und vertikale Segregation, glass ceiling-These etc. im Vordergrund.
Neben dem Fokus der geschlechtlichen Ungleichheit werden im Projekt zwei Perspektiven miteinander gekoppelt: zum einen der Blick auf den Arbeitsmarkt und dessen ungleichheitserzeugende Praktiken, zum anderen der Blick auf die Organisationen als Akteure des Arbeitsmarktes (hier Betriebe), in denen Ungleichheit entsteht und reproduziert wird, aber auch gegengelenkt werden kann. Die organisationssoziologische Perspektive umfasst dabei drei Ebenen: die Analyse der Organisationen selbst (innerbetriebliche Merkmale), den Vergleich unterschiedlicher Organisationen (Merkmale unterschiedlicher Betriebe) und die Analyse der Organisationsumwelt (Strukturindikatoren). Diese Perspektive wird um Erkenntnisse der Organisationsökonomie ergänzt.
Die betrieblichen Analysen greifen auf ein neues Instrumentarium zur Geschlechterzusammensetzung von Führungspositionen im IAB-Betriebspanel 2004 zurück. Erweitert werden diese durch eine Analyse der individuellen Situation weiblicher und männlicher Führungskräfte mit Daten des Mikrozensus des statistischen Bundesamtes von 2004. Die jüngste Entwicklung der Beteiligung von Frauen an Führungspositionen wird durch einen Vergleich mit dem Mikrozensus 2000 analysiert.
Angewandt werden deskriptive und multivariate empirische Verfahren.