Leiharbeit im Betrieb: Umfang, Strukturen und Handhabung einer atypischen Beschäftigungsform
Projektlaufzeit: 01.02.2003 bis 01.04.2006
Kurzbeschreibung
Die gewerbliche Arbeitnehmerüberlassung ist eine rapide wachsende Branche, der Anteil der Leiharbeitnehmer liegt allerdings immer noch nur bei rund 1,25% aller Beschäftigten. Auch heute bilden männliche Hilfs- und Facharbeiter, eingesetzt in de rIndustrie, das Gros der Leiharbeitnehmer. In anderen Ländern sieht dies ganz anders aus. Vor allem in den Niederlanden, aber auch in Großbritannienund den USA sind anteilig weit mehr Arbeitnehmer in Leiharbeit beschäftigt, auchn ist der Anteil der Dienstleistungstätigkeiten bei den Leiharbeitnehmern dort wesentlich höher. Die Ausbreitung der Leiharbeit kann - neben anderen atypischen Beschäftigungsverhältnissen - als Indikator für die Erosion des Normalarbeitsverhältnisses angesehen werden. Ihre weiteren Ausbreitungsperspektiven¿, und damit auch die Frage, wie normal Leiharbeit werden kann, sind allerdings eng verknüpft mit der Frage, ob es ihr gelingt, sich in den Dienstleistungssektor und/oder in den Bereich höherqualifizierter Tätigkeiten auszudehnen.
Differenzen der wissenschaftlichen wie öffentlichen Diskussion bestehen nach wie vor darüber, wie sich der Leiharbeitssektor künftig entwickeln wird, sowohl hinsichtlich seiner Größe, als auch hinsichtlich der qualifikatorischen und beruflichen Zusammensetzung, ebenso hinsichtlich seiner Inklusivität nach Alter und Geschlecht. Dehnt sich Leiharbeit allmählich auch in höherqualifizierte Arbeitsmarktsegmente aus? Wenn ja, tut sie dies in ihrem klassischen Einsatzfeld des verarbeitenden Gewerbes, oder auch in Dienstleistungsbranchen? Welche Funktionen und Rangstellen besitzt Leiharbeit in Strategien der betrieblichen Personalpolitik? Welche Entwicklungsperspektiven dieses Instruments lassen sich daraus begründen? Auch die Bedeutung der Brückenfunktiion von Leiharbeit für den Übergang Erwerbsloser in den ersten Arbeitsmarkt erhält angesichts der Neuausrichtung der Arbeitsmarktpolitik zusätzliche Aktualität.
Eine Schlüsselstellung für die Beantwortung dieser Fragen nehmen zum einen Struktur, Handhabung und Entwicklung der Leiharbeit auf der Nachfrageseite ein, die Forschungslage hierzu ist jedoch stark ergänzungsbedürftig. Die black box der Entleihfirmen verdient somit das Augenmerk der Forschung in hohem Maße. Zum anderen liegen bislang keine aktuellen betriebsbezogenen Struktur- und Entwicklungsanalysen der Arbeitskräfteverleiher vor; diese sind - nicht zuletzt im Hinblick auf ihre direkten und indirekten Vermittlungsfunktionen - gewissermaßen das unbekannte Wesen des Arbeitsmarktes. Diesen Fragestellungen widmet sich das Projekt.
Ziel
Auf der Basis der Daten des IAB-Betriebspanels und qualitativer Betriebsbefragungen werden der Umfang, die Strukturen und die Nutzung der Leiharbeit, insbesondere deren Determianten analysiert.
Methoden
Die Feldarbeit des Projektes stützt sich auf eine iterative Kombination von qualitativen und quantitativen Verfahren. Den Anfang machte 2002 eine Pilotuntersuchung mit 20 Kurzfallstudien in Verleih- und Entleihfirmen, gestützt auf Experteninterviews mit Managern. Anschließend wurden die Wellen 1998-2002 des IAB-Betriebspanels ausgewertet; beide Erhebungsschritte bilden die Basis für eine augeweitete standardisierte Betriebsbefragung im Rahmen der 2003er Welle des IAB-Betriebspanels. Diese wiederum wird gefolgt von einem verbreiterten Set von 80 Kurzfallstudien in Einsatzbetrieben und Verleihfirmen, teilweise unter Einbeziehung der Betriebsräte. Hierdurch werden Ansatzpunkte für eine vertiefte quantitative Analyse erarbeitet und die Interpretierbarkeit der quantitativen Erhebungsdaten erheblich verbessert und auf methodisch tragfähigere Füße gestellt. Abgeschlossen wird die Feldarbeit mit einer Widerholung der erweiterten Abfrage des Themas Leiharbeit in der Welle 2004 des IAB-Betriebspanels.
Expertengespräche und bewußte Fallauswahl; mündl. standard. Interviews, disproportional-mehrschichtige Stichprobe von rd. 15.500 Betrieben (2003).