Gender Mainstreaming im Kontext der Aktiven Arbeitsmarktpolitik. Spezifische Entwicklungen bei beruflicher Weiterbildung und beschäftigungsbegleitenden Maßnahmen nach dem SGB III sowie maßnahmeübergreifende Chancen und Hemmnisse der Implementation
Projektlaufzeit: 01.07.2002 bis 01.09.2003
Kurzbeschreibung
Gender Mainstreaming bedeutet ausgehend von der Definition des Europarates von 1998 (Europarat 1998) und anknüpfend an den aktuellen Stand der wissenschaftliche Diskussion eine Doppelstrategie: Gender Mainstreaming umfasst zum einen spezifische Konzepte und Projekte der Frauenförderung. Zum zweiten stellt Gender Mainstreaming darüber hinausgehend eine Querschnittsthematik dar, die auf eine geschlechtsspezifische Sensibilisierung aller politischen Strategien und Prozesse und ihrer Evaluation gerichtet ist.
Gender Mainstreaming ist im Aufgabenspektrum der Bundesanstalt für Arbeit in zweifacher Weise verankert: Zum einen ist die Bundesanstalt für Arbeit an die gesetzlichen Vorgaben des SGB III gebunden und muss diese bei der Gestaltung ihrer Aufgaben berücksichtigen. Der gesetzliche Auftrag reicht von der Umsetzung von Gender Mainstreaming bei Maßnahmen der aktiven Arbeitsförderung (§ 8 SGB III) bis zur geschlechtsspezifischen Dokumentation der Umsetzungsergebnisse (§ 11 SGB III). Zum zweiten definiert die Bundesanstalt für Arbeit Gender Mainstreaming seit 1998 als Teil ihrer organisationsbezogenen Geschäftspolitik.
Zentrales Ziel des Projektes ist es, Chancen und Hemmnisse der Realisierung von Gender Mainstreaming als Querschnittsziel der Aktiven Arbeitsmarktpolitik einerseits aus der Perspektive der praktischen Umsetzung in den Arbeitsämtern in den Blick zu nehmen. Andererseits soll der Stand der Umsetzung durch eine Vertiefung mikroanalytischer Evaluation auf Teilnehmerebene eruiert werden. Die Verknüpfung von qualitativer Implementationsforschung und mikroanalytischer Evaluation macht es möglich, die Vielfalt der Dimensionen der Problematik von Gender Mainstreaming weiter zu erhellen.
Die Chancen und Hemmnisse der Implementation werden in der Studie maßnahmeüber-greifend in den Blick genommen. Hier geht es darum, Erkenntnisse über die Operationalisierung von Gender Mainstreaming bei der Planung und Umsetzung von Maßnahmen der Aktiven Arbeitsmarktpolitik in den Arbeitsämtern zu gewinnen. Auf der Grundlage der Expertise vor Ort können Informationen gewonnen werden, die sich aus den bislang vorhandenen statistischen Daten nicht erschließen lassen und die einen wichtigen Beitrag zum Verständnis der Ergebnisse liefern können.
Auf der Basis der Maßnahme-Teilnehmer-Grunddatei (MTG) ist eine erweiterte Deskription der Zugänge hinsichtlich geschlechtsspezifischer Aspekte (inkl. Berücksichtigung von Mehrfachbenachteiligung) exemplarisch für Maßnahmen der berufliche Weiterbildung (FbW) und beschäftigungsbegleitende Maßnahmen vorgesehen. Ziel ist es zu überprüfen, ob teilnehmerbezogene sichtbare Unterschiede hinsichtlich des Zugangs in FbW und beschäftigungsbegleitende Maßnahmen vorliegen, diese gegebenenfalls kenntlich zu machen und somit Informationen über mögliche Zugangsselektivitäten zu erhalten. Darüber hinaus soll ein Überblick über mögliche Unterschiede in der Höhe der Verbleibsquote für verschiedene Personengruppen und Förderarten gegeben werden.
Methoden
- Projektbezogene Aufbereitung prozessproduzierter Daten der BA; bivariate und multivariate Analysen zu Zugang und Verbleib von Teilnehmer/innen an FbW und beschäftigungsbegleitenden Leistungen
- Implementationsanalyse:
- Internet- und Vorort-Recherche zur Umsetzung von Gender Mainstreaming in der BA
- Qualitative Experteninterviews innerhalb der BA (Zentrale, Regionaldirektionen) und außerhalb der BA (Wissenschaft)
- Standardisierte Online-Befragung der Beauftragten für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt in den Arbeitsämtern (Vollerhebung)Analysen der Prozessdaten der BA zu FbW und beschäftigungsbegleitenden Leistungen;
Implementationsanalyse:
- explorative Recherchen im Internet und Intranet sowie Vorort- Recherechen in 50 AA;
- qualitative Experteninterviews;
- Standardisierte Online-Befragung der Beauftragten für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt in den AA (Vollerhebung);