Bildungsinvestitionen, Abschreibungen auf Bildung und Humankapital. Erweiterte Input-Output-Arbeitsmarktanalysen für Deutschland
Projektlaufzeit: 13.12.2002 bis 31.08.2003
Kurzbeschreibung
Das Niveau und die Ausweitung des Humankapitals gewinnen für den hochentwickelten Wirtschaftsstandort Deutschland zunehmend an Bedeutung. Zwar wird von politischer Seite gerne auf das jährlich wachsende Bildungsbudget hingewiesen. Die Verwendung dieser Zahlen als Gesamtindikatoren für die Bildungsinvestitionen greift aber viel zu kurz, denn es handelt sich dabei lediglich um eine Bruttobetrachtung, bei der die Abschreibungen auf das Bildungsvermögen nicht berücksichtigt werden.
Im Gefolge des demographischen Wandels wird das Erwerbspersonenpotenzial in den kommenden Jahrzehnten nicht nur älter, sondern der Neuzugang auch quantitativ geringer, mit der Folge, dass die nachrückenden jungen Menschen für die jetzt bzw. demnächst aus dem Erwerbsleben ausscheidenden Personen wesentlich höher qualifiziert sein müssen, wenn das Humankapital erhalten oder verbessert werden soll, um somit die internationale Wettbewerbsfähigkeit der Volkswirtschaft zu sichern.
Erst kürzlich wurde Abschreibungen auf das Bildungsvermögen als Pendant zu den Bildungsinvestitionen erstmalig für das Jahr 1990 berechnet und kommen zu alarmierenden Ergebnissen: Sie weisen darauf hin, dass in DeutschIand zumindest in Teilbereichen derzeit Deinvestition stattfindet, wo doch hohe positive Nettoinvestitionen nötig wären.
Trotz der zentralen Bedeutung des Humankapitals für den Wirtschaftsstandort Deutschland besteht zu dieser Thematik eine eklatante Forschungslücke innerhalb und außerhalb des IAB. Noch heute gelten die gesamtwirtschaftlichen Humankapitalstockschätzungen von Buttler / Tessaring aus dem Jahre 1993 als die aktuellsten Arbeiten zu diesem Thema. Es ist deshalb dringend erforderIich, diese Arbeiten nicht nur zu aktualisieren, sondern auch inhaltlich und methodisch zu erweitern.
Wesentliche Inhalte des Projektes werden sein:
- Die Schätzung von Investitionen, Bestand und Abschreibungen von Humankapital bezogen auf die Gesamtbevölkerung und auf Erwerbstätige. Die Aufteilung des Bildungsvermögens auf die Sektoren und daraus ableitbare Größen (z.B. sektorspezifische Humankapitalintensitäten).
- Die Entwicklung und Bereitstellung neuer methodischer Ansätze.
Eine zentrale Forderung an dieses Projekt ist, dass keine isolierten Betrachtungen des Bildungswesens angestellt werden, sondern dass die verwendeten Indikatoren auf die Konzepte der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen (VGR) abgestimmt sind, so dass z.B. auch eine Verknüpfung mit der Bildungsgesamtrechnung des IAB möglich ist.
Ziel
[coming soon]
Methoden
Durch bereits vorhandene Vorarbeiten liegen kohärente gesamtwirtschaftliche Ergebnisse für Bildungsinvestitionen, Abschreibungen und den (Kosten-)Wert des Bildungsvermögens vor. Das Bildungsvermögen ist unter Anwendung der Konzepte der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen mittels der Kumulationsmethode analog zum Anlagevermögen (Sachkapitalstock) berechnet worden. Die Berechnungen beziehen sich auf das Jahr 1990, u. a. weil die Bewertung der Bildungsinvestitionen in der ehemaligen DDR nicht unproblematisch ist.
Dabei wurden die folgenden zehn Bildungsbereiche unterschieden:
1 Kindergärten,
2 Grundschulen,
3 Hauptschulen,
4 Realschulen,
5 Gymnasien,
6 Berufsschulen,
7 Fachschulen,
8 Fachhochschulen,
9 Universitäten und
10 Sonstiges Bildungswesen.
Diese Analyse soll im Rahmen des Projekts um die Dimension Wirtschaftszweige erweitert werden. Diese Disaggregation soll auf der Grundlage der Zeitverwendungsstruktur der Bevölkerung vorgenommen werden: Dabei werden die Ergebnisse der Arbeitsvolumenrechnung des IAB, des Mikrozensus und der repräsentativen Zeitbudgeterhebung 1991/92 des Statistischen Bundesamtes verwendet.
Konkret ergeben sich das Bildungsvermögen und die Abschreibungen auf Bildung 1990, aufgeteilt auf die 58 Produktionsbereiche des Unternehmenssektors in der Input-Output-Tabelle und auf die Aktivitäten der privaten Haushalte. Basierend auf diesem Ergebnis lassen sich viele weitere Auswertungen durchführen. Neben der sektorspezifischen Humankapitalintensität der Produktion Iässt sich beispielsweise auch das sektorspezifische Einsatzverhältnis Bildungsvermögen zu Anlagevermögen berechnen.