Modellgestützte Analyse und Prognose des Beschäftigungsvolumens und der Bruttolohn- und Gehaltssumme auf der Ebene der Kreise und Arbeitsmarktregionen (Verknüpfung mit Wanderungsmodell STASA)
Projektlaufzeit: 01.03.2000 bis 01.03.2001
Kurzbeschreibung
Ziel der Untersuchung ist es, die Entwicklung des Beschäftigungsvolumens und der Bruttolohn- und Gehaltssumme auf Kreisebene und nach Arbeitsmarktregionen differenziert für die gesamte Bundesrepublik Deutschland modellgestützt zu analysieren. Der Schwerpunkt der Analyse besteht in dem Versuch, regionale (weiche und harte) Standortfaktoren in das Erklärungsmodell einzubeziehen. Damit soll ein in sich stimmiges Beschreibungsmodell für regionale Entwicklungspfade gegeben werden. Der Analysezeitraum soll dabei die Jahre 1980 bis 1997 (1998) umfassen. Eine Kurzfristprognose auf der Basis des entwickelten Erklärungsmodells (für die Jahre 1998 bis 2000) soll ebenfalls durchgeführt werden.
In diesem Forschungsprojekt werden zwei voneinander unabhängig entwickelte Analysekomponenten zu einem gemeinsamen Modellansatz zusammengeführt: - IAB-Arbeiten zum Beschäftigungsvolumen und zur Lohnstruktur sowie - Arbeiten von Haag (Uni Stuttgart) und Müller (IHS Wien) zu Migrationsmodellen und anderen Standortfaktoren.
Alle Modell-Variablen stehen in einem sachlichen und theoretischen Zusammenhang. Die Wettbewerbskompetenz der Regionen und die Nachfrage nach regionaler Produktion bestimmen Richtung und Tempo der Entwicklung von Beschäftigungsvolumen und Lohnsummen in den Regionen. Zwischen diesen beiden Größen gibt es eine positive Rückkoppelung, da die Lohnsumme einen wesentlichen Teil der regionalen Kaufkraft bestimmt. Der Zusammenhang zwischen regionaler Nachfrage und Arbeitslosigkeit ergibt sich aus der Saldierung mit den Angebotsgrößen.
Das Forschungsprojekt bearbeitet den Zusammenhang zwischen Beschäftigungsentwicklung und Finanzkraft der sozialen Sicherungssysteme. Die Dringlichkeit des Vorhabens ergibt sich aus den erheblichen Unsicherheiten in der Finanzplanung aller Sozialversicherungssysteme. Erwartungssicherheit bei der Planung der Haushaltseinnahmen gehört zu den wichtigsten Controlling-Aufgaben großer Unternehmen. Unsere bisherigen Analysen führen zu der These, dass erhebliche Schwankungen in den Finanzströmen im wesentlichen von den nicht erkannten strukturellen Veränderungen des Beschäftigungsvolumens und der Lohnsumme und Einkommensverteilung herrühren. Ungeplante Defizite auf der Einnahme- und Ausgabeseite der Sozialversicherungssysteme entstehen zum Beispiel durch Arbeitsplatzverluste in Hochlohnbereichen.
Das Projekt soll einen Beitrag zur Theoriediskussion, zur Erweiterung der prognostischen Kompetenz und in der Aufbereitung managementrelevanter Information leisten.
Methoden
Die Analyse der Wanderungsbewegungen auf Ebene der Kreise der Bundesrepublik Deutschland und die Voraussetzung der Bevölkerungszahlen erfolgt mittels eines Migrationsmodells, das sich bereits vielfach bewährt hat. Die Erfahrungen zeigen, daß im wesentlichen drei Indikatorensets für die Umzugsentscheidungen maßgeblich sind:
-Attraktivität der einzelnen Kreise, die ihrerseits von Standortfaktoren abhängen, die z.B. dem Wohnungsmarkt und/oder Arbeitsmarkt zugerechnet werden können.
-Verflechtungsindikatoren zwischen den einzelnen Kreisen, in denen sich die räumliche Vernetzung der Kreise untereinander ausdrückt.
-Mobilitätsindikatoren, welche die Bereitschaft der Bevölkerung, den Wohnort zu wechseln, widerspiegeln.
Diese Indikatoren werden innerhalb der Untersuchung für die Wanderungsströme zwischen den regionalen Einheiten der Bundesrepublik Deutschland bestimmt. Die Attraktivität der einzelnen Kreise werden in einem weiteren Schritt auf mögliche Einflußfaktoren, wie z.B. dem Bestand an Wohnfläche, den Arbeitslosenzahlen, Miete oder der Bruttowertschöpfung, mittlere Lohn- und Gehaltsumme pro Beschäftigtem untersucht. Sind diese sogenannten Attraktivitätsfaktoren und die oben genannten Indikatoren des Modells bekannt, kann auf dieser Grundlage für unterschiedliche Szenarien eine Bevölkerungsvorausrechnung erfolgen. Zusätzlich zu den Wanderungsdaten und Einwohnerdaten zwischen den 440 Kreisen der BRD werden Daten aus dem Jahreszeitraummaterial des IAB für den Zeitraum 1980-1997 verwendet. Dynamische Veränderungen im Beschäftigungsvolumen einzelner Regionen können damit auf Veränderungen in den Personenzahlen der Regionen, auf die Anzahl an Jobs pro Person und die gemittelte Anzahl an Arbeitstagen pro Jahr zurückgeführt werden. Da sich die Zahlen der Einwohner einer Region über Wanderungen und damographische Effekte verändern, die Wanderungen ihrerseits wiederum von Faktoren beeinflußt werden, die dem Arbeitsmarkt zugerechnet werden können, besteht eine starke Vernetzung zwischen regionaler Entwicklung, Angebot und Nachfrage nach Beschäftigung. Die Studie soll in diesem Zusammenhang einen Beitrag zur Theoriediskussion zwischen regionalem Strukturwandel und Beschäftigung liefern.