Typisierung im SGB-II-Bereich
Projektlaufzeit: 01.01.2025 bis 31.12.2028
Kurzbeschreibung
Der Erfolg eines Jobcenters in den drei Zieldimensionen des SGB II (Verringerung der Hilfebedürftigkeit, Verbesserung der Integration in Erwerbstätigkeit, Vermeidung von langfristigem Leistungsbezug) hängt stark von regional unterschiedlichen Rahmenbedingungen ab, die von den Handelnden vor Ort vielfach nicht zu beeinflussen sind. Wenn Verbesserungspotenziale aufgedeckt oder die Kennzahlen von unterschiedlichen Jobcentern verglichen werden sollen, dann ist es notwendig, diese regionalen Disparitäten zu berücksichtigen. Für jede Region lassen sich einzigartige Merkmale finden, die sich auf den Erfolg der Jobcenter auswirken. Für die arbeitsmarktpolitische Steuerung ist es jedoch notwendig, diese Komplexität zu reduzieren. Dies geschieht, indem Jobcenter mit jeweils ähnlichen Rahmenbedingungen hinsichtlich der Zielerreichung in Vergleichsytpen eingeteilt werden. Das IAB identifiziert die relevanten regionalen Bestimmungsfaktoren der Zieldimensionen und fasst darauf aufbauend Trägerbezirke mit ähnlichen regionalwirtschaftlichen Bedingungen zu Gruppen zusammen, die die sogenannten Vergleichstypen bilden. Kennzeichen des IAB-Verfahrens ist, dass Auswahl und Gewichtung der Klassifikationsfaktoren nicht wie sonst vielfach üblich auf Basis von Expertenmeinungen eingebracht, sondern über eine Verbindung von Regressions- und Clusteranalyse erreicht werden. Die Vorschaltung eines Schritts zur Aufnahme und Gewichtung von Variablen verwendet Methoden des Maschinellen Lernens („Machine Learning“). Im Rahmen der jeweils gültigen Typeneinteilung nimmt das IAB bei Bedarf Überprüfungen und Anpassungen vor. Ein besonderes Augenmerk nimmt in den kommenden Jahren die Integration von Migrantinnen und Migranten ein. Nach Rechts- oder Gebietsstandsänderungen bei den SGB-II-Trägern werden die neu entstehenden Jobcenter den SGB-II-Typen zugeordnet und die Nächsten Nachbarn entsprechend angeglichen.
Ziel
Es soll eine neue SGB-II-Typisierung auf Basis der methodischen Innovationen und der vielschichtigen regionalen Rahmenbedingungen erstellt werden. Hierbei werden Entwicklungen wie dem Angriffskrieg auf die Ukraine und der damit verbundenen Immigration berücksichtigt. Die Vorgehensweise soll in enger Abstimmung mit den Beratungsempfängern im Rahmen der Bund-Länder-AG "Steuerung SGB II" erfolgen.
Methoden
Die Typisierung nutzt einen zweistufigen Ansatz. Zunächst werden mittels Regressionsanalysen die relevanten exogenen Determinanten der arbeitsmarktpolitischen Zielgrößen untersucht. Neben der Auswahl der Typisierungsvariablen werden diese Regressionsanalysen auch dazu verwendet, deren relative Bedeutung zu messen. Dazu wird der t-Wert der jeweiligen Variable angesetzt. Mit diesem Verfahren wird sichergestellt, dass jene Variablen mit einem hohen Gewicht zur Abgrenzung der Vergleichstypen beitragen, die mit den Zieldimensionen eng verknüpft sind. Umgekehrt werden Variablen niedrig gewichtet, die stark mit bereits einbezogenen korrelieren. Die eigentliche Einteilung der Jobcenter in Vergleichstypen erfolgt mittels einer kombinierten mehrstufigen Clusteranalyse nach dem Ward- und dem k-Means-Verfahren. Zusätzlich wird neben der Typisierung der SGB-II-Träger auch eine Matrix der "Nächsten Nachbarn" im Merkmalsraum generiert. Hiermit kann die sogenannte Randlageproblematik adressiert werden, d.h. das Problem, dass sich im Einzelfall zwei Regionen in unterschiedlichen Typen ähnlicher sind als zwei Regionen im gleichen Typ. Die bisherigen intensiven Prüfungen verschiedener “supervised learning”-Verfahren deuten darauf hin, dass sich das aktuell verwendete zweistufige Konzept weiterhin sehr gut für die Zwecke der Typisierung eignet. Der Typisierungsansatz wird in methodischer Hinsicht erweitert und an aktuelle Entwicklungen im Bereich des maschinellen Lernens (ML) angepasst. Insbesondere wird durch das sogenannte LASSO-Verfahren (Least Absolute Shrinkage and Selection Operator) die Auswahl der Typisierungsvariablen optimiert. Dadurch wird der Komplexität der verschiedenen Zielgrößen im SGB II und deren Wechselspiel mit sich ändernden Rahmenbedingungen Rechnung getragen.
