Kreative Formen von Initiativbewerbungen und die Nutzung von Netzwerken spielen häufig eine wichtige Rolle, wenn besonders arbeitsmarktferne Langzeitleistungsbezieher von Arbeitslosengeld II wieder eine Stelle finden und so vom Arbeitslosengeld-II-Bezug unabhängig werden. Bei standardisierten Formen der Bewerbung scheitern sie dagegen oft an den aus dem Lebenslauf ersichtlichen Brüchen und Arbeitsmarkthemmnissen. Das zeigt eine am Dienstag veröffentlichte Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB).
Die IAB-Forscher Andreas Hirseland, Lukas Kerschbaumer, Ivonne Küsters und Mark Trappmann haben untersucht, auf welchen Wegen Langzeitleistungsbeziehern von Arbeitslosengeld II mit gleich mehreren Arbeitsmarkthemmnissen doch noch die Arbeitsaufnahme gelang. Als Arbeitsmarkthemmnisse gelten schwerwiegende gesundheitliche Einschränkungen, schlechte Deutschkenntnisse, fehlende Schul- oder Ausbildungsabschlüsse, die Betreuung von Kindern und die Pflege von Angehörigen, ein Alter über 50 Jahren sowie der Langzeitleistungsbezug selbst.
Voraussetzung für einen Übergang in Beschäftigung war in den meisten Fällen eine Lebensphase hoher Motivation und hohen Selbstvertrauens, in denen die Betroffenen wieder in der Lage waren, Eigeninitiative zu zeigen. Allerdings erforderte solch ein Übergang neben diesen individuellen Faktoren auch das Eintreten einer günstigen Gelegenheit. Diese biete sich häufiger in weniger formalisierten und von Konkurrenz geprägten Kontexten, also beispielsweise bei inhabergeführten Betrieben oder im Bereich sozialer Dienstleistungen, erklären die IAB-Forscher.
Bei der Arbeitsvermittlung von Langzeitleistungsbeziehern sollten den Forschern zufolge drei Ansätze verfolgt werden: Wichtig sei erstens eine stärker individualisierte Beratung, die auch an nicht zertifizierten Neigungen und Fähigkeiten anknüpft. In vielen Fällen sei zudem eine psychische Stabilisierung der Langzeitleistungsbezieher durch die Förderung sozialer Integration notwendig. Der dritte Punkt ist die systematische Schaffung von Gelegenheiten zur Kontaktaufnahme mit potenziellen Arbeitgebern. Dafür seien beispielsweise Jobbörsen hilfreich, aber auch eine gezielte Jobakquise passender Jobs durch die Jobcenter.
Die Studie ist online abrufbar unter https://doku.iab.de/kurzber/2019/kb2019.pdf.