Jobcenter attestieren ukrainischen Geflüchteten mehrheitlich arbeitsmarktrelevante Kenntnisse und Fähigkeiten. Acht von zehn Jobcentern bewerten deren Beschäftigungsperspektiven mittelfristig positiv. Das geht aus einer am Dienstag veröffentlichten Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hervor.
Teilweise werden die Menschen aber andere Tätigkeiten als in der Ukraine ausüben müssen, so die Einschätzung der befragten Fach- und Führungskräfte. 28 Prozent sehen gute Chancen, dass Geflüchtete eine Stelle in dem Tätigkeitsfeld finden, in dem sie bereits in der Ukraine gearbeitet haben. Die Hälfte der befragten Jobcenter stimmt dieser Aussage nur zum Teil zu. „Berufsausbildung ist in der Ukraine weitaus (hoch-)schulischer geprägt als in Deutschland. Abschlüsse in Berufen, die hierzulande in betrieblicher Ausbildung oder durch Weiterbildung erworben werden, werden in der Ukraine teils an Hochschulen angeboten“, erklärt IAB-Forscherin Franziska Schreyer. „Ferner können Berufe in der Ukraine oft auf verschiedenen Stufen mit unterschiedlichen Qualifikationsniveaus erlernt werden. Dies gilt etwa für Berufe im Friseurhandwerk“, so Schreyer weiter. Zudem setzen Betriebe laut Jobcenter oft gutes Deutsch voraus, auch bei einfachen Tätigkeiten.
43 Prozent der im ersten Quartal 2023 befragten Jobcenter geben an, nicht genug Personal für die Beratung und Vermittlung von Geflüchteten zu haben. Insgesamt sehen sich die Jobcenter mehrheitlich aber nicht als überfordert, sondern eher als gut aufgestellt für die Betreuung von Geflüchteten aus der Ukraine. Dabei profitieren sie von früheren Erfahrungen bei der Integration von Geflüchteten aus anderen Kriegs- und Krisengebieten.
Fach- und Führungskräfte in den befragten Jobcentern erleben die Bleibeabsichten von ukrainischen Geflüchteten oft als unsicher und vom Kriegsverlauf abhängig. Dies erschwere perspektivisches Arbeiten. „Bildungs- und Erwerbserfahrungen in Deutschland können für die Menschen aber auch dann hilfreich sein, wenn sie in die Ukraine zurückkehren und dort wieder eine Zukunft aufbauen“, so IAB-Forscherin Katja Hartosch. Viele der Geflüchteten planen jedoch, auf Dauer oder zumindest für längere Zeit in Deutschland zu bleiben.
Die Studie beruht auf dem IAB-Forschungsprojekt „Jobcenter und psychische Gesundheit von Menschen mit Fluchterfahrung (PsyF)“, das in Kooperation mit dem Institut Arbeit und Qualifikation (IAQ), Universität Duisburg-Essen, durchgeführt wird und einen Mix aus quantitativen und qualitativen Methoden verwendet. Die Studie ist abrufbar unter: https://doku.iab.de/kurzber/2024/kb2024-12.pdf