Wenn Über-60-Jährige die Möglichkeit zum Homeoffice besaßen, nutzten sie es fast doppelt so häufig und mit einem größeren Wochenarbeitsvolumen als vor der Coronakrise. Dies zeigt eine Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), die am Dienstag veröffentlicht wurde.
Bei den 60- bis 62-Jährigen stieg der Anteil der Personen, die die Möglichkeit zum Arbeiten im Homeoffice hatten und diese tatsächlich wahrnahmen, von 46 Prozent auf 82 Prozent. Das im Homeoffice geleistete Arbeitsvolumen dieser Altersgruppe stieg von 15 auf 26 Stunden pro Woche; bei den 63- bis 65-Jährigen erhöhte sich der Anteil von im Home-Office-Tätigen von 45 auf 75 Prozent und die wöchentlichen Arbeitsstunden im Homeoffice von 14 auf 26 Stunden. Sozialversicherungspflichtig oder geringfügig beschäftigte Rentner*innen im Alter von 66 bis 70 Jahren hatten seltener die Option zum Homeoffice. Da sie aber bei Möglichkeit bereits vor der Coronakrise zu einem höheren Anteil von zu Hause aus arbeiteten, fiel der Anstieg der Homeoffice-Beschäftigten von 64 auf 69 Prozent geringer aus. Auch das Arbeitsvolumen im Homeoffice stieg nur leicht von 10 auf 11 Stunden wöchentlich. Für Minijobber*innen war es in allen drei Altersgruppen am seltensten möglich, im Homeoffice zu arbeiten, da diese beispielsweise überproportional in Landwirtschaft, Einzelhandel, Nahrungsmittelherstellung, Gebäudepflege, Gastronomie oder in privaten Haushalten tätig sind. „Angesichts der bestehenden Arbeits- und Fachkräftelücke sollten Betriebe ihre Möglichkeiten ausschöpfen, Über-60-Jährige zum Beispiel durch mehr Homeoffice und andere Angebote länger in Beschäftigung zu halten“, erklärt Basha Vicari, Mitarbeiterin im IAB-Forschungsbereich „Bildung, Qualifizierung und Erwerbsverläufe“.
Die IAB-Forschenden haben auch untersucht, inwiefern sich erwerbstätige Ältere durch die Coronakrise belastet fühlten. Gesundheitliche Sorgen machten sich vor allem minijobbende und mit ihrem allgemeinen Gesundheitszustand unzufriedene Rentner*innen. Ähnlich verhielt es sich mit finanziellen Sorgen, die, anders als gesundheitliche Ängste, eher einen Anlass bieten könnten, trotz Pandemie weiter einer Beschäftigung nachzugehen. So sorgten sich besonders Über-60-Jährige mit einem geringeren Haushaltseinkommen oder Minijobende in dieser Altersgruppe über ihre finanzielle Lage. „Die Covid-19-Pandemie hat wie ein Brennglas ohnehin vorhandene gesellschaftliche Ungleichheiten verstärkt“, so Vicari.
Die Studie basiert auf Daten der Integrierten Erwerbsbiografien (IEB) des IAB von etwa 163.300 Personen aus der Altersgruppe der 60- bis 70-Jährigen im Mai 2019 und Mai 2020. Dabei wurden nur Personen analysiert, die eine sozialversicherungspflichtige und/oder geringfügig entlohnte Beschäftigung ausübten. Zweite Datenbasis bilden die IAB-Daten der ersten Welle der Befragung des Hochfrequenten Online Personen Panels (HOPP) „Leben und Erwerbstätigkeit in Zeiten von Corona“ im Mai 2020 mit 11.311 Personen. Die Studie ist abrufbar unter: https://doku.iab.de/kurzber/2023/kb2023-07.pdf.