Für viele Betriebe spielt die Ausbildung eine zentrale Rolle, um den künftigen Bedarf an Fachkräften zu decken. Eine am Dienstag veröffentlichte Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung zeigt, dass Absolvent*innen einer Ausbildung im Handwerk aus der Kohorte 2020 häufiger und länger in ihrem Ausbildungsbetrieb und -beruf verbleiben als dies bei früheren Kohorten der Fall war.
Die Chancen auf ein Beschäftigungsverhältnis beim Ausbildungsbetrieb haben sich für Absolvent*innen einer dualen Berufsausbildung im Handwerk im Zeitverlauf verbessert: zwölf Monate nach Ausbildungsabschluss arbeiteten etwa 58 Prozent der beschäftigten Absolvent*innen der Kohorte 2020 noch in ihrem Ausbildungsbetrieb. Das entspricht einer Steigerung von etwa 6 Prozentpunkten gegenüber dem Jahrgang 2014.
„Es muss beobachtet werden, ob sich die Erhöhung der Verbleibsquoten in den Folgejahren fortsetzt oder ob im Coronajahr 2020 die Verbleibe möglicherweise auch nur deshalb so hoch waren, weil die Nachfrage nach Arbeitskräften von Betrieben außerhalb des Handwerks pandemiebedingt nachgelassen hat“, so IAB-Forscherin Gabriele Wydra-Somaggio.
Auch mit Blick auf den Verbleib im Ausbildungsberuf zeigt sich eine zunehmende Kontinuität nach dem Ausbildungsende. Mit 79 Prozent lag der Anteil unter den beschäftigten Absolvent*innen des Jahrgangs 2020 zwölf Monate nach Ausbildungsende etwa vier Prozentpunkte höher als noch 2014 und 2017.
Die Aufnahme einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung im direkten Anschluss an die Ausbildung gelingt ebenfalls immer häufiger: 2014 waren rund 70 Prozent der Absolvent*innen einen Monat nach Ausbildungsende sozialversicherungspflichtig beschäftigt. 2020 stieg dieser Anteil auf 77 Prozent. Knapp 95 Prozent waren zu diesem Zeitpunkt auch weiterhin in einem Handwerksberuf beschäftigt. Auch dieser Anteil ist gegenüber 2014 gestiegen. Der Anteil der arbeitslosen Absolvent*innen sank von knapp 19 Prozent im Jahr 2014 auf rund 14 Prozent im Jahr 2020. „Gelungene Berufseinstiege gehen in der Regel mit stabileren Erwerbsverläufen und geringeren Risiken für spätere Arbeitslosigkeit einher“, ordnet IAB-Forscher Holger Seibert ein.
Den positiven Verbleibsquoten gegenüber steht eine insgesamt sinkende Zahl von Ausbildungsabsolvent*innen im Handwerk. 2014 absolvierten knapp 35.000 Menschen in den 13 betrachteten Handwerkskammerbezirken eine Ausbildung, 2020 noch rund 31.500. Das entspricht einem Rückgang von etwa 10 Prozent. „In welchem Umfang die höheren Verbleibsquoten in Ausbildungsberuf und -betrieb sowie in einem Beruf des Handwerks zur Sicherung von Fachkräftebedarfen beitragen, ist vor dem Hintergrund des Rückgangs der Absolvent*innenzahlen also offen und bedarf weiterer Forschung“, erklärt IAB-Forscher Duncan Roth.
Die Ergebnisse der Studie basieren auf Daten aus dem Ausbildungspanel Handwerk, einem Datensatz mit Informationen aus verschiedenen Handwerkskammern und Informationen der Integrierten Erwerbsbiografien (IEB) des IAB. Betrachtet wurden 13 Handwerkskammern von insgesamt 53 Kammern in Deutschland: Berlin, Dresden, Düsseldorf, Hannover, Koblenz, Mittelfranken, München/Oberbayern, Münster, Niederbayern/Oberpfalz, Oberfranken, Oldenburg, Unterfranken und Schwaben. Die Studie ist abrufbar unter: https://doku.iab.de/kurzber/2024/kb2024-18.pdf.