Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) rechnet in seiner Frühjahrsprognose, die am Freitag veröffentlicht wurde, für 2023 mit einem Plus von 340.000 bei der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung. So wird sie mit 34,85 Millionen ein neues Allzeithoch erreichen. Die Zahl der Erwerbstätigen wird laut IAB-Prognose im Jahresdurchschnitt 2023 um 380.000 Personen höher liegen als im Vorjahr und erreicht mit 45,95 Millionen ebenfalls einen neuen Höchststand.
Die Zahl der Arbeitslosen liegt im Durchschnitt 2023 um 110.000 Personen höher als im Durchschnitt 2022. Der größte Teil des Anstiegs der Arbeitslosigkeit erfolgte bereits in der zweiten Hälfte des Vorjahres, vor allem aufgrund der Registrierung ukrainischer Geflüchteter. Im Jahresverlauf 2023 ergeben sich keine maßgeblichen Änderungen der Zahl der Arbeitslosen. „Arbeitskräfte sind so knapp wie seit Jahrzehnten nicht. Betriebe versuchen daher ihre Beschäftigten auch in einem schwierigen Umfeld zu halten“, erklärt Enzo Weber, Leiter des IAB-Forschungsbereichs „Prognosen und gesamtwirtschaftliche Analysen“.
Das Bruttoinlandsprodukt wird im Jahresdurchschnitt stagnieren, im Jahresverlauf gibt es aber eine Erholung. „Die Konjunktur hat die Talsohle im Winter durchschritten“, so IAB-Ökonom Weber. Die gute Beschäftigungsentwicklung stütze die Einkommen und sei damit ein wichtiger Stabilitätsanker für die Konjunktur. „Die Akutphase der Energiekrise ist erst einmal überstanden. Jetzt gilt es, den Druck für die Transformation umzusetzen, also investieren in Technologie und Beschäftigte“, ergänzt Weber.
In fast allen Wirtschaftsbereichen prognostiziert das IAB für das Jahr 2023 einen Beschäftigungsaufbau. Die meisten zusätzlichen Stellen wird es mit einem Plus von 110.000 im Bereich Öffentliche Dienstleister, Erziehung und Gesundheit geben. Der von der Pandemie besonders betroffene Bereich Handel, Verkehr und Gastgewerbe erreicht Ende des Jahres mit 100.000 zusätzlichen Beschäftigten wieder das Vor-Corona-Niveau. Auch bei den Unternehmensdienstleistungen steigt die Beschäftigung mit einem Plus von 80.000 deutlich.
Kurzfristig erhöht sich das Arbeitskräfteangebot auch aufgrund der Flucht aus der Ukraine. Das Erwerbspersonenpotenzial steigt 2023 aufgrund starker Zuwanderung und höherer Erwerbsbeteiligung um 340.000 Personen.
In der Prognose nehmen die Forschenden an, dass der Ukrainekrieg nicht weiter eskaliert, aber auch nicht beendet wird. Die IAB-Prognose ist abrufbar unter: https://doku.iab.de/kurzber/2023/kb2023-05.pdf. Unter https://www.iab-forum.de/iab-prognose-2023-konjunktur-durchschreitet-die-talsohle-beschaeftigung-erreicht-neue-hoechststaende ist ein begleitendes Interview mit Enzo Weber veröffentlicht.