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Presseinformation des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung vom 04.03.2024

Gender Pay Gap ist 2022 leicht gesunken

Im bundesweiten Durchschnitt erhielten vollzeitbeschäftigte Männer im Jahr 2022 18,2 Prozent mehr Lohn oder Gehalt als vollzeitbeschäftigte Frauen. Ein Jahr zuvor lag der unbereinigte Gender Pay Gap noch um 0,7 Prozent höher. Das geht aus einer aktuellen Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) vom Montag hervor. In Westdeutschland bleibt der Gender Pay Gap mit 19,8 Prozent mehr als dreimal so hoch wie in Ostdeutschland mit 5,8 Prozent.

Mecklenburg-Vorpommern ist das Bundesland mit dem niedrigsten Gender Pay Gap. Hier verdienen Frauen im Durchschnitt 3,3 Prozent weniger als Männer. In Baden-Württemberg hingegen beträgt der Unterschied 26,6 Prozent.

Auf Kreisebene ist die Spannweite des Gender Pay Gap zwischen Männern und Frauen noch größer als auf der Ebene der Bundesländer: Im Bodenseekreis in Baden-Württemberg ist der Gender Pay Gap mit 38,2 Prozent am höchsten. Auch in Freudenstadt in Baden-Württemberg ist er mit 36,2 Prozent sehr hoch. Dagegen verdienen Frauen in vier Kreisen Ostdeutschlands mehr als Männer: In Dessau-Roßlau liegt das Gehalt vollzeitbeschäftigter Frauen 2,5 Prozent über dem der vollzeitbeschäftigten Männer. Auch in Frankfurt/Oder, Cottbus und im Landkreis Stendal liegen vollzeitbeschäftigte Frauen in puncto Gehalt im Schnitt leicht vor den Männern.

„Ob und wie viel Frauen weniger verdienen als Männer, hängt sehr stark von den konkreten Beschäftigungsmöglichkeiten vor Ort ab“, erklärt Michaela Fuchs. So ist beispielsweise der Bodenseekreis stark vom Maschinenbau geprägt. Dort arbeitet der Großteil der Männer in gut dotierten Berufen der Maschinenbau- und Betriebstechnik. In Dessau-Roßlau hingegen sind viele Männer in Berufen der Lagerwirtschaft, Post und Zustellung tätig, in denen eher unterdurchschnittlich bezahlt wird. Demgegenüber arbeiten Frauen dort häufig im öffentlichen Dienst, der gerade den Frauen in Ostdeutschland attraktive Verdienstmöglichkeiten gegenüber der Privatwirtschaft bietet, sowie in Krankenhäusern, in denen oftmals Tarifverträge gelten.

„Kommunen spielen eine wichtige Rolle bei der Verringerung der Lohnlücke zwischen Männern und Frauen“, so Anja Rossen. „Sie können zum Beispiel zusammen mit Bund und Ländern Bildungsprogramme und Berufsausbildung fördern, damit Frauen ihre Chancen in wachstumsstarken männerdominierten Berufen besser nutzen. Dies kann dazu beitragen, geschlechtsspezifische Berufswahlklischees zu durchbrechen und Frauen den Zugang zu besser bezahlten Berufen zu erleichtern. Kommunen können außerdem anhand von lokalen Best Practices Anreize für weitere Unternehmen setzen, geschlechtergerechte Personalpraktiken zu implementieren.“

Werden, soweit statistisch verfügbar, die Unterschiede zum Beispiel hinsichtlich Qualifikation, Beruf und Arbeitserfahrung berücksichtigt, beträgt der bereinigte Gender Pay Gap in Deutschland 14,4 Prozent, in Ostdeutschland 10,4 Prozent und in Westdeutschland 15,1 Prozent.

Die IAB-Studie ist online abrufbar unter https://iab.de/daten/regionale-unterschiede-im-gender-pay-gap-in-deutschland-2022/. Weitere Beiträge zum Thema, darunter ein begleitendes Interview, finden Sie im Dossier „Der Gender Pay Gap – regional betrachtet“ im IAB-Forum: https://www.iab-forum.de/category/dossier/gender-pay-gap/.