Die Begleitung junger Mütter im Hartz-IV-Bezug im Rahmen eines Hausbesuchsprogramms durch Hebammen und Sozialpädagoginnen verbessert die elterlichen Fähigkeiten, die Gesundheit und die Lebenszufriedenheit der Mütter. Auch bei der kindlichen Entwicklung zeigt sich eine Verbesserung. Nicht erreicht wurde allerdings, dass die jungen Mütter schneller von staatlichen Transferleistungen unabhängig werden. Das geht aus einer aktuellen Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hervor.
Um Familien mit Kindern unter drei Jahren zu unterstützen, hat das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) im Jahr 2007 das „Nationale Zentrum Frühe Hilfen“ gegründet. Ein Modellprojekt dieses Zentrums ist das Hausbesuchsprogramm „Pro Kind“, in dem Hebammen und Sozialpädagoginnen junge Frauen, die nur über ein geringes Einkommen verfügen und daher überwiegend auf Arbeitslosengeld II angewiesen sind, von der Schwangerschaft bis zum zweiten Geburtstag des Kinds besuchen.
„Pro Kind“ behandelt neben Themen der Erziehung und Gesundheit Fragen der Familienplanung, der Erwerbstätigkeit und des Bezugs staatlicher Transferleistungen wie des Arbeitslosengelds II. Die Begleitforschung zum Programm zeigt zahlreiche positive Auswirkungen der regelmäßigen Hausbesuche durch die Familienbegleiterinnen: Die jungen Mütter leiden beispielsweise seltener unter Depressionen, die Kinder sehen weniger fern, zumindest den Töchtern wird häufiger vorgelesen.
Die höhere Lebenszufriedenheit der am Programm teilnehmenden Mütter führt dazu, dass sie sich in den ersten drei Jahren nach der Geburt häufiger für ein weiteres Kind entscheiden. Ein unbeabsichtigter Nebeneffekt des Programms ist, dass die jungen Mütter länger nicht erwerbstätig sind und auf staatliche Transferleistungen angewiesen bleiben.
Die Studie bewertet das Besuchsprogramm dennoch positiv – nicht zuletzt aufgrund der verbesserten kindlichen Entwicklung in den teilnehmenden Familien. „Dadurch können langfristig bessere Bildungs- und Arbeitsmarktchancen sowie Einsparungen für den Sozialstaat erzielt werden“, schreibt der IAB-Forscher Malte Sandner.
Die IAB-Studie beruht auf den Daten von 394 teilnehmenden Familien und einer Kontrollgruppe von 361 nicht teilnehmenden Familien, die hinsichtlich der sozio-demographischen Merkmale vergleichbar sind. Die Studie ist im Internet abrufbar unter https://doku.iab.de/kurzber/2018/kb0618.pdf.