Unter den Annahmen des Basisszenarios einer Simulationsstudie des IAB erreichen die ukrainischen Geflüchteten nach einer Aufenthaltsdauer von fünf Jahren eine durchschnittliche Erwerbstätigenquote von 45 Prozent, nach zehn Jahren von 55 Prozent. Das zeigt sich in einer am Freitag veröffentlichten Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB).
Das Gefälle in den Erwerbstätigenquoten zwischen Männern und Frauen ist dabei erheblich: Fünf Jahre nach der Ankunft erreichen Männer in dem Basisszenario eine Erwerbstätigenquote von 58 Prozent, während Frauen zu diesem Zeitpunkt eine Quote von 41 Prozent aufweisen. Nach zehn Jahren erhöhen sich diese Werte auf 68 Prozent für Männer beziehungsweise 52 Prozent für Frauen. Die Ergebnisse sind nicht als Prognose, sondern als ein Szenario unter den in der Simulationsstudie getroffenen Annahmen zu verstehen.
„Die Familienkonstellationen der meisten ukrainischen Geflüchteten, insbesondere der hohe Anteil alleinerziehender Mütter, sowie der vergleichsweise schlechte Gesundheitszustand der ukrainischen Geflüchteten wirken sich dämpfend auf die Entwicklung der Erwerbstätigenquoten aus“, erklärt IAB-Bereichsleiterin Yuliya Kosyakova. Hingegen wirken sich das hohe Bildungsniveau, und die institutionellen Rahmenbedingungen, insbesondere der Wegfall des Asylverfahrens, günstig aus. Darüber hinaus spielt die regionale Arbeitsmarktlage – insbesondere der Bedarf an Arbeitskräften vor Ort – eine wichtige Rolle für die Arbeitsmarktintegration von ukrainischen Geflüchteten.
Auch die Sprachförderung und Sprachkursteilnahme stehen in einem positiven Zusammenhang mit der Entwicklung der Erwerbstätigenquoten: „Gezielte Sprachförderungsmaßnahmen verbessern nicht nur kurzfristig die Sprachfähigkeiten, sondern tragen auch mittel- bis langfristig zur Erhöhung der Erwerbstätigenquoten bei und können somit den Sozialleistungsbezug reduzieren“, so IAB-Bereichsleiter Herbert Brücker.
Die Simulationsstudie beruht auf einer Stichprobe von Geflüchteten, die vor 2022 nach Deutschland zugezogen sind, sowie anderer Migrantinnen und Migranten aus der früheren Sowjetunion. Dem Basisszenario liegen realistischste Annahmen über demografische Faktoren, Familienkonstellationen, Bildung, Sprache, institutionelle und wirtschaftliche Faktoren zu Grunde.
Die Simulationsstudie ist abrufbar unter: https://doku.iab.de/forschungsbericht/2024/fb0924.pdf.