Jahr: 2024
Partizipative Forschung: Chancen und Grenzen eines ambitionierten Forschungsstils
Partizipative Forschung ist auf die Planung und Durchführung eines Untersuchungsprozesses gemeinsam mit jenen Menschen gerichtet, deren soziale Welt und sinnhaftes Handeln als lebensweltlich situierte Lebens- und Arbeitspraxis untersucht wird. Der Begriff der partizipativen Forschung umfasst verschiedene Varianten der kooperativen Forschung (z.B. Community-basierte partizipative Forschung, Aktionsforschung, transformative Forschung, inklusive Forschung, etc.). Es handelt sich um einen wertebasierten Forschungsstil, der neben Erkenntniszielen immer auch Handlungsziele verfolgt (z.B. Verbesserung der Lebensbedingungen, Stärkung gesellschaftlicher Teilhabe, Gesundheitsförderung, etc.). Der Anspruch der beteiligten Partner:innen ist, alle Phasen des Forschungsprozesses, von der Themenfindung bis zur Auswertung und Disseminierung, gemeinsam zu gestalten – und dabei gleichzeitig zu versuchen, soziale Wirklichkeit nicht nur zu verstehen, sondern zu verändern.
In der praktischen Umsetzung des ambitionierten Forschungsstils zeigen sich jedoch vielfältige Herausforderungen. Die gleichberechtigte Teilhabe der Partner:innen wird durch strukturelle Faktoren auch im Forschungsprozess erheblich behindert und Ungleichheitsverhältnisse lassen sich nur bedingt im Rahmen einzelner Projektlaufzeiten ändern. Der Vortrag beleuchtet diese und weitere Herausforderungen ebenso wie die unabweisbaren Vorzüge partizipativer Studiendesigns. Es werden methodologische und praktische Schlussfolgerungen gezogen. Dazu gehört die Empfehlung, die koproduktive, transdisziplinäre Wissensgenerierung an Schnittstellen gesellschaftlicher Felder mit einem möglichst langen Atem, ausreichenden Ressourcen und der Bereitschaft zur kritischen Selbst-Reflexivität (von Unger et al. 2022) anzugehen.
Exploring Trust Dynamics in Citizens-State Interactions for Access to Public Services
Legal Status and Refugees‘ Perceptions of Institutional Justice: The Role of Communication Quality
Gender Pay Gap wurde in der Coronakrise kleiner – außer bei geringen Verdiensten
2019 lag der mittlere Gender Pay Gap, der Jahresverdienstunterschied zwischen Männern und Frauen, bei 36,2 Prozent. Die Verdienstlücke sank im Jahr 2020 um 1,2 Prozentpunkte auf 35 Prozent und 2021 auf 33,8 Prozent. Das zeigt eine am Dienstag veröffentlichte Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB). Dabei verringerte sich der Gender Pay Gap vor allem bei mittleren und hohen Verdiensten.
Für 80 Prozent der Beschäftigten mit mittleren und hohen Verdiensten wurde die Verdienstlücke kleiner, wohingegen sie sich für diejenigen mit sehr niedrigen Verdiensten vergrößerte. „Die Coronakrise hat zu starken Rückgängen bei den niedrigsten Verdiensten geführt“, berichtet IAB-Forscher Alexander Patt. Dabei gingen die mittleren Verdienste der untersten 10 Prozent der Frauen deutlicher zurück als die der Männer. Von 2019 auf 2021 ließ sich hier ein Zuwachs von 3,5 Prozentpunkten auf 37,3 Prozent beim Gender Pay Gap beobachten. Dieser Anstieg betrifft neben den untersten 10 Prozent der Vollzeitverdienste auch den überwiegenden Teil der Teilzeitbeschäftigten und etwa die untere Hälfte der Verdienste in Minijobs.
Im Vergleich zu Männern weisen Frauen eine geringere Verbleibsrate in Vollzeitbeschäftigung und eine höhere Verbleibsrate in Teilzeitbeschäftigung sowie in Minijobs auf. „Der Gender Pay Gap hängt somit auch damit zusammen, dass Frauen eher als Männer in Arbeitsverhältnissen mit niedrigeren Arbeitszeiten tätig sind“, erklärt IAB-Direktor Bernd Fitzenberger. „Auch verloren Beschäftigte mit sehr niedrigen Verdiensten häufiger als vor Corona ihre Anstellung. Im Fall von Minijobs konnten sie auch nicht von der Absicherung durch Kurzarbeit profitieren“, fügt Anna Houštecká, Postdoktorandin am Center for Economic Research and Graduate Education in Prag hinzu.
Die Analyse basiert auf der Stichprobe der Erwerbsbiografien aller sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten für Personen in der Altersgruppe 25 bis 60 Jahre im Jahr 2019. Betrachtet wurden sowohl Unterschiede in der Bezahlung als auch Veränderungen in der Beschäftigung.
Die Studie ist abrufbar unter: https://doku.iab.de/kurzber/2024/kb2024-01.pdf.
Die Lage am Ausbildungsmarkt: Unterschiedliche Indikatoren, Befunde und Interpretationen?!
Sowohl der Berufsbildungsbericht und der dazugehörende Datenreport als auch der Nationale Bildungsbericht analysieren die Entwicklungen in der beruflichen Ausbildung anhand verschiedener Datengrundlagen und Kennziffern, wobei ein überproportionaler, bisweilen fast ausschließlicher Fokus auf die duale Ausbildung besteht.
Das FiBS hat dieser Indikatorik mit der expliziten, gleichberechtigten Einbeziehung der schulischen Ausbildung sowie den Übergangsquoten, die die Zahl der neuen Ausbildungsverträge in beruflicher, d.h. dualen und schulischer Ausbildung, sowie getrennt für duale und schulische Ausbildungen in Relation zu den Schulabgänger:innen des entsprechenden Kalenderjahres mit den gleichen Abschlüssen setzen, einen weiteren Indikator hinzugefügt, durch den eine Brücke zwischen Schul- und Ausbildungssystem hergestellt wird. Das IAB – wie auch andere Personen – hat diesen Indikator, wie auch den Indikator Ausbildungsplatzangebot und -nachfrage einer kritischen Betrachtung unterzogen. Der Vortrag setzt sich u.a. mit dieser Kritik vor dem Hintergrund der bestehenden Indikatorik und der üblichen Interpretation auseinander und betrachtet dabei die konzeptionelle und methodische Aspekte sowie die Datengrundlage.
Es wird sich zeigen, dass die Kritik am Konzept und der Umsetzung von Übergangsquoten weitgehend unbegründet ist und sowohl Modifikationen der Datengrundlage als auch methodische Variationen die Befunde in der Regel nur graduell verändern. Ferner zeigen vertiefende demografie- und schulstrukturellen Analyse, wie stark es zu weitergehenden Verschiebungen in der dualen wie schulischen Ausbildung kommt.
Auf dieser Grundlage ergibt sich eine deutlich andere Interpretation der Entwicklungen in der beruflichen Ausbildung insgesamt wie auch für die duale Ausbildung.