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Das IAB-Arbeitsmarktbarometer sinkt um 0,8 Punkte und liegt im Mai bei 101,8 Punkten. Es handelt sich um den zweiten Rückgang in Folge, nachdem das Barometer zuvor von September bis März im stetigen Aufwärtstrend war. Der Frühindikator des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) verbleibt aber weiter klar über der neutralen Marke von 100 und deutet auf eine positive Entwicklung des deutschen Arbeitsmarkts in den nächsten Monaten hin. Das europäische Barometer verzeichnet einen minimalen Rückgang um 0,1 Punkte: Es liegt mit 101,7 Punkten ebenso deutlich über der neutralen Marke von 100 Punkten.

„Der Höhepunkt der Energiekrise ist vorbei, aber die Folgen lasten auf der wirtschaftlichen Entwicklung“, erklärt Enzo Weber, Leiter des IAB-Forschungsbereichs „Prognosen und gesamtwirtschaftliche Analysen“.  Die Beschäftigungskomponente des deutschen Arbeitsmarktbarometers fällt im Mai um 0,1 Punkte auf 105,6 Punkte und deutet auf weitere deutliche Beschäftigungszuwächse hin. Die Komponente zur Vorhersage der Arbeitslosigkeit sinkt um 1,5 Punkte auf 98,0 Punkte. Sie liegt damit wieder klar unter der neutralen Marke von 100,0 Punkten, was eine Zunahme der Arbeitslosigkeit erwarten lässt. Gerade die Jobchancen von Arbeitslosen haben während der langanhaltenden wirtschaftlichen Rückschläge gelitten. So liegt die Langzeitarbeitslosigkeit um knapp 180.000 Personen über Vorkrisenniveau und der Anteil Arbeitsloser ohne Berufsausbildung hat deutlich zugenommen. Im Jahresverlauf würden zudem immer mehr Menschen aus der Ukraine auf Arbeitssuche gehen, die momentan teils noch an Kursen teilnehmen.

Die Entwicklung des Barometers auf europäischer Ebene ist dagegen seit Januar besser als in Deutschland. Das European Labour Market Barometer steht aktuell bei 101,7 Punkten. Im Mai fällt es im Vergleich zum Vormonat marginal um 0,1 Punkte. Die Komponente für Beschäftigung steigt leicht um 0,3 Punkte auf 103,6 Punkte. Die Beschäftigungsperspektiven sind weiterhin gut. Die Komponente zur Vorhersage der Arbeitslosigkeit geht dagegen leicht um 0,4 Punkte auf 99,8 Punkte zurück.

Datengrundlage

Das IAB-Arbeitsmarktbarometer ist ein seit November 2008 bestehender Frühindikator, der auf einer monatlichen Umfrage der Bundesagentur für Arbeit unter allen lokalen Arbeitsagenturen basiert.

Das European Labour Market Barometer ist ein monatlicher Frühindikator, der auf einer seit Juni 2018 gemeinsam von den 17 Arbeitsverwaltungen und dem IAB durchgeführten Befragung unter den lokalen oder regionalen Arbeitsagenturen der teilnehmenden Länder basiert. Dazu zählen: Belgien (Deutschsprachige Gemeinschaft, Wallonien), Bulgarien, Dänemark, Deutschland, Island, Liechtenstein, Litauen, Luxemburg, Malta, Österreich, Polen, Portugal, Schweden, die Schweiz, Tschechien und Zypern.

Während Komponente A des IAB-Arbeitsmarktbarometers und des European Labor Market Barometers die Entwicklung der saisonbereinigten Arbeitslosenzahlen für die nächsten drei Monate prognostiziert, dient Komponente B der Vorhersage der Beschäftigungsentwicklung. Der Mittelwert aus den Komponenten „Arbeitslosigkeit“ und „Beschäftigung“ bildet den Gesamtwert der beiden Barometer. Dieser Indikator gibt damit einen Ausblick auf die Gesamtentwicklung des Arbeitsmarkts. Da das Saisonbereinigungsverfahren laufend aus den Entwicklungen der Vergangenheit lernt, kann es zu nachträglichen Revisionen kommen. Die Skala des IAB-Arbeitsmarktbarometers reicht von 90 (sehr schlechte Entwicklung) bis 110 (sehr gute Entwicklung).

Zum Download stehen bereit:

- eine Zeitreihe des IAB-Arbeitsmarktbarometers einschließlich seiner Einzelkomponenten „Arbeitslosigkeit“ und „Beschäftigung“ unter www.iab.de/presse/abzeitreihe (xlsx).  

- eine Grafik mit den aktuellen Werten des IAB-Arbeitsmarktbarometers und seiner Komponenten sowie eine Zeitreihengrafik unter https://iab.de/daten/iab-arbeitsmarktbarometer-2/

Eine Zeitreihe des European Labour Market Barometer einschließlich seiner Einzelkomponenten für alle 17 beteiligten Arbeitsverwaltungen ist unter www.iab.de/Presse/elmb-components (xlsx) abrufbar. 

Mehr zum Europäischen Arbeitsmarktbarometer findet sich unter https://iab.de/en/daten/european-labour-market-barometer/.

Weitere Information zum Arbeitskräfteknappheits-Index des IAB finden Sie unter https://iab.de/daten/arbeitskraefteknappheits-index/

Der Vortrag geht der Frage nach, warum Menschen so häufig auf Grundsicherungsleistungen bei Arbeits­losigkeit bzw. Grundsicherungsleistungen im Alter und bei Erwerbsminderung verzichten.

Der Vortrag geht der Frage nach, warum Menschen so häufig auf Grundsicherungsleistungen bei Arbeits­losigkeit bzw. Grundsicherungsleistungen im Alter und bei Erwerbsminderung verzichten. Es werden empirische Befunde aus einem Mixed-Methods-Projekt vorgestellt. Quantitativ wird anhand des SOEP-IS (2020) gezeigt, welche Personengruppen Vorbehalte gegenüber eine Inanspruchnahme haben und welche Hürden aus subjektiver Sicht ausschlaggebend sind. Qualitativ wird mithilfe episodischer Interviews (N=24) das Zusammenspiel unterschiedlicher Beweggründe rekonstruiert.

Im ersten Quartal 2023 gab es bundesweit 1,75 Millionen offene Stellen. Damit wurde das Allzeithoch vom vierten Quartal 2022 klar unterschritten. Gegenüber dem Vorquartal sank die Zahl der offenen Stellen um rund 237.000 oder 11,9 Prozent. Im Vergleich zum ersten Quartal 2022 liegt die Zahl um 7.700 höher und damit fast auf dem gleichen Niveau wie vor einem Jahr. Das geht aus der IAB-Stellenerhebung hervor, einer regelmäßigen Betriebsbefragung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB).

Im ersten Quartal 2023 kamen auf 100 von den Betrieben ausgeschriebenen offenen Stellen rund 150 arbeitslos gemeldete Personen. Die Arbeitslosen-Stellen-Relation lag damit bei 1,5. In Ostdeutschland waren es durchschnittlich 200 und in Westdeutschland 140.

„Gegenüber dem Vorquartal bedeutet dies eine leichte Abkühlung am Arbeitsmarkt. Die Personalnachfrage ist jedoch nach wie vor hoch“, erklärt IAB-Arbeitsmarktforscher Alexander Kubis. Die sogenannte Vakanzrate, die das Verhältnis von sofort zu besetzenden offenen Stellen und der gesamten betrieblichen Nachfrage nach Personal, also der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten und der sofort zu besetzenden Stellen, abbildet, liegt nach wie vor über dem Niveau vor der COVID-19-Pandemie: Auf 100 von den Betrieben nachgefragte Beschäftigte kommen im ersten Quartal 2023 3,7 offene Stellen. „Im vierten Quartal 2019, also direkt vor der COVID-19-Pandemie, erreichte dieser Wert mit 3,3 noch einen neuen Höchststand“, so Kubis. Der aktuelle Rekord wurde im Vorquartal mit einer Vakanzrate von 4,5 Prozent offenen Stellen registriert.

Das IAB untersucht mit der IAB-Stellenerhebung viermal jährlich das gesamte Stellenangebot, also auch jene Stellen, die den Arbeitsagenturen nicht gemeldet werden. Im ersten Quartal 2023 lagen Antworten von rund 7.100 Arbeitgebern aller Wirtschaftsbereiche vor.

Die Zeitreihen zur Zahl der offenen Stellen auf Basis der IAB-Stellenerhebung sind unter https://www.iab.de/stellenerhebung/download online veröffentlicht. Einen begleitenden Beitrag im IAB-Forum finden Sie unter: https://www.iab-forum.de/iab-stellenerhebung-1-2023-175-millionen-offene-stellen-am-arbeitsmarkt/.

Neueingestellte Frauen verdienen durchschnittlich 23 Prozent weniger als Männer. Vergleicht man Frauen und Männer im gleichen Beruf mit ähnlichen individuellen Merkmalen lag der Unterschied bei rund 15 Prozent. Unter Berücksichtigung des geschlechtsspezifischen Bewerbungsverhaltens reduziert sich die bereinigte Verdienstlücke sogar um mehr als die Hälfte auf rund 7 Prozent. Dies zeigt eine Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), die am Montag veröffentlicht wurde.

Frauen bewarben sich seltener bei Betrieben mit höheren Löhnen und häufiger bei solchen mit niedrigeren Löhnen. Ihre Bewerbungsquote bei Hochlohnfirmen war um mehr als 25 Prozentpunkte niedriger als die der Männer. Bei den zehn Prozent der Betriebe mit den niedrigsten Löhnen bewarben sich im Mittel rund 55 Prozent Frauen und 45 Prozent Männer.  

Flexibilitätsanforderungen, die mit einer ausgeschriebenen Stelle einher gehen, beeinflussen das Bewerbungsverhalten. Bewerber*innen sind bereit, längere Pendelstrecken für besser bezahlte Stellen zurückzulegen. Außerdem erfordern höher bezahlte Stellen im Durchschnitt mehr Flexibilität hinsichtlich Arbeitszeit und beruflicher Mobilität. Mit zunehmenden Flexibilitätsanforderungen steigt der Anteil der Bewerbungen von Männern. Im Mittel bewarben sich etwa 30 Prozent Frauen auf Stellen mit häufigen Dienstreisen und wechselnden Arbeitsorten. Dagegen lag der Anteil der Bewerbungen von Männern bei circa 70 Prozent. Auch legten Männer größere Pendeldistanzen zu Hochlohnfirmen zurück als Frauen, speziell im Vergleich zu Müttern. Mütter, die in geringerem Maße Flexibilitätsanforderungen nachkommen können, haben im Vergleich zu Männern und kinderlosen Frauen die höchsten Verdiensteinbußen. „Eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie, etwa durch flexiblere Arbeitsmodelle und mehr Kinderbetreuungsmöglichkeiten, sowie eine gerechtere Aufteilung der Sorge-Arbeit zwischen beiden Elternteilen könnte die individuelle Flexibilität erhöhen, was sich wiederum positiv auf das Bewerbungsverhalten und die Verdienstmöglichkeiten auswirken könnte“, erklärt IAB-Forscher Benjamin Lochner.

Die Ergebnisse beruhen auf kombinierten Daten der IAB-Stellenerhebung von 2016 bis 2020 und den Individualdaten 21.694 neueingestellter Personen im Rahmen der Integrierten Erwerbsbiografien (IEB), basierend auf dem Meldeverfahren der Sozialversicherungen in 2020. Die Studie ist abrufbar unter: https://doku.iab.de/kurzber/2023/kb2023-08.pdf.  

Bis zum Jahr 2060 wird das Erwerbspersonenpotenzial, nach einer am Freitag veröffentlichten Projektion des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), um 11,7 Prozent von 45,7 Millionen auf 40,4 Millionen schrumpfen.

„Der Rückgang der inländischen Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter bedingt die Schrumpfung. Weder die steigenden Erwerbsquoten noch die Zuwanderung können sie in unserer Projektion ausgleichen“, berichtet Enzo Weber, Leiter des IAB-Forschungsbereichs „Prognosen und gesamtwirtschaftliche Entwicklung“. Nach der Projektion werden 2060 72,6 Millionen Menschen in Deutschland leben. Davon sind 52,2 Millionen Personen im erwerbsfähigen Alter. Das bedeutet einen Rückgang um 10,2 Millionen Personen. Nach der Projektion der IAB-Forschenden Timon Hellwagner, Doris Söhnlein und Enzo Weber wird sich die jährliche Nettozuwanderung von 220.000 Personen in 2020 auf 106.000 in 2060 mehr als halbieren. Die Zuwanderung von Personen aus der EU wird von durchschnittlich jährlich 900.000 in den vergangenen 10 Jahren bis 2060 auf 600.000 sinken. Gleichzeitig wird die Zuwanderung aus Drittstaaten bis dahin von 240.000 auf 500.000 steigen. Die Wirkung der Zuwanderung auf das Erwerbspersonenpotenzial wird aber dadurch begrenzt, dass die Abwanderung von 750.000 pro Jahr auf 1 Millionen Personen steigen wird. Die IAB-Forschenden erwarten auch, dass die Geburtenrate pro Frau von 1,5 auf 1,7 steigen wird. Die Erwerbsbeteiligung deutscher Frauen zwischen 25 und 54 Jahren wird von 89 auf 93 Prozent steigen, die von ausländischen Frauen von 67 auf 77 Prozent.  Die Erwerbsbeteiligung Älterer wird bei deutschen Männern um 7 Prozentpunkte, bei ausländischen Frauen um 7 Prozentpunkte, bei ausländischen Männern um 3 Prozentpunkte und bei deutschen Frauen um einen Prozentpunkt zunehmen.

IAB-Ökonom Weber erklärt: „Die Ergebnisse zeigen, dass den Betrieben in den nächsten Jahrzehnten deutlich weniger Arbeitskräfte zur Verfügung stehen werden. Wenn wir die Schrumpfung vermeiden wollen, müssen wir bei den Gegenmaßnahmen also noch mindestens zwei Schippen drauflegen.“ Ansatzpunkte bilden die Erwerbsbeteiligung, insbesondere ausländischer Frauen und Älterer, der Abbau der Arbeitslosigkeit als auch die Migration. „Bei der Erwerbsmigration werden Drittländer gegenüber der EU immer wichtiger. Die Hürden müssen deshalb weiter abgebaut werden, gleichzeitig muss aber auch mehr dafür getan werden, dass Zugewanderte auf dem Arbeitsmarkt Fuß fassen und in Deutschland eine langfristige Perspektive finden,“ so Weber weiter. Zur langfristigen Stabilisierung des Erwerbspersonenpotenzials über 2035 hinaus wird es aber auch auf eine höhere Geburtenrate ankommen. IAB-Ökonom Weber sagt: „Entscheidend dafür ist eine Gesellschaft, in der sich Beruf und Familie gut vereinbaren lassen.“ Faktoren wie umfassende Kinderbetreuungsangebote, partnerschaftliche Aufgabenteilung, flexible individuelle Arbeitsmodelle und familienpolitische Unterstützung würden dabei helfen.

Die Projektion des Erwerbspersonenpotenzials berücksichtigt die stark negative demografische Entwicklung, aber auch Ausgleichsmöglichkeiten über Erwerbsbeteiligung und Migration. Insbesondere wurden Zuwanderung nach Gruppen von Herkunftsländern wie auch Abwanderung modelliert. Die Entwicklung kann durch verschiedene Faktoren beeinflusst werden und ist damit mit Unsicherheiten behaftet. Das 2/3-Konfidenzintervall für das Erwerbspersonenpotenzial im Jahr 2060 liegt bei 37,9 Millionen bis 42,9 Millionen Personen.

Die englischsprachige IAB-Studie ist online abrufbar unter https://iab.de/publikation/?id=13318541.

Im IAB-Forum ist dazu eine Grafik Aktuell veröffentlicht: https://www.iab-forum.de/graphs/