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Im österreichischen Arbeitsmarkt-Service (AMS) soll das sogenannte Arbeitsmarktchancen-Assistenz-System (AMAS) auf Basis von Statistiken vergangener Jahre die zukünftigen Chancen von Arbeitssuchenden berechnen. Die Arbeitssuchenden werden dabei anhand der Prognose ihrer „Integrationschance“ in drei Gruppen eingeteilt, denen unterschiedliche Ressourcen für Weiterbildung zugeteilt werden. Ziel ist es, vor allem in jene Arbeitssuchenden zu investieren, bei denen die Fördermaßnahmen am ehesten zu einer Wiedereingliederung in den Arbeitsmarkt führen.

Der Vortrag zeigt, wie AMAS unter Berücksichtigung technischer Möglichkeiten, aber auch auf Basis bestimmter sozialer Werte und Normen entwickelt wurde. Er geht im Detail darauf ein, wie sich gesellschaftliche Ungleichheitslagen durch die technische Ausgestaltung von AMAS verstärken. Gesellschaftlich marginalisierte Gruppen unterliegen oft historisch langanhaltender und damit „anhäufender“, sogenannter kumulativer, Benachteiligung. Diese Benachteiligung ist auch in AMAS durch Variablen wie etwa Geschlecht, Staatengruppe und gesundheitliche Beeinträchtigung und deren Ausprägungen erfasst. Vor diesem Hintergrund widmet sich der Vortrag schließlich den Konsequenzen von AMAS in der Beratungspraxis und zeigt die Spannungen, die das System für die Organisation AMS mit sich bringt.

Das IAB-Arbeitsmarktbarometer lag im Oktober 2022 bei 100,2 Punkten und ist im Vergleich zum September um weitere 0,3 Punkte gesunken. Damit liegt der Frühindikator des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) nur noch knapp über der neutralen Marke von 100 und signalisiert somit nur noch geringfügig positive Aussichten für die Arbeitsmarktentwicklung. Auf europäischer Ebene verzeichnet das Barometer ebenfalls den sechsten Rückgang in Folge und liegt nun mit 99,7 Punkten leicht unterhalb der neutralen Marke von 100 Punkten.
„Normalerweise gibt es nur eines von beiden: starker Arbeitskräftebedarf oder schwache Konjunktur. Aber im Moment trifft Knappheit auf Krise“, so Enzo Weber, Leiter des IAB-Forschungsbereichs „Prognosen und gesamtwirtschaftliche Analysen“. „Weil Arbeitskräfte knapp sind, halten die Betriebe ihre Beschäftigten auch in der Energiekrise. Die Einstellungspläne werden aber etwas zurückgefahren“, erläutert Weber weiter. Zusätzliche Risiken durch eine mögliche Verschärfung der Energiekrise bleiben bestehen.
Die Beschäftigungskomponente des IAB-Arbeitsmarktbarometers ist im Oktober im Vergleich zum September um 0,5 Punkte nochmals gesunken, deutet mit 103,3 Punkten aber nach wie vor auf einen positiven Beschäftigungstrend hin. Die Komponente zur Vorhersage der Arbeitslosigkeit verzeichnet im Oktober einen weiteren Rückgang von 0,1 Punkten und liegt nun bei 97,2 Punkten. Damit deutet sie weiter auf steigende Arbeitslosigkeit hin. „Die Fluchtzuwanderung aus der Ukraine erhöht schlagartig das Arbeitskräftepotenzial in Deutschland und damit zunächst die Arbeitslosigkeit wie auch – stärker zeitverzögert – die Beschäftigung“, so Weber.
Der Stand des European Labour Market Barometer hat sich im Oktober zum sechsten Mal in Folge verschlechtert. Im Vergleich zum September ist der Arbeitsmarkt-Frühindikator des Europäischen Netzwerks der öffentlichen Arbeitsverwaltungen und des IAB um 0,3 Punkte gesunken und liegt nun mit 99,7 Punkten unterhalb der neutralen Marke von 100 Punkten. „Die europäischen Arbeitsmärke werden nicht einknicken, aber schwächer waren die Aussichten nur zu Hochzeiten der Corona-Krise“, so Weber. Während die meisten Länder Rückgänge zu verzeichnen haben, zeigen einige osteuropäischen Länder eine leichte Erholung. Die Komponente zur Vorhersage der Arbeitslosigkeit liegt mit einem Rückgang von 0,1 Punkten aktuell bei einem Wert von 98,2 Punkten, was auf steigende Arbeitslosigkeit in den europäischen Ländern hinweist. Die Komponente zur Vorhersage der Beschäftigung ist um 0,6 Punkte auf 101,2 Punkte gesunken, liegt damit aber weiterhin im positiven Bereich. Die erwartete Entwicklung von Arbeitslosigkeit und Beschäftigung ist in den anderen teilnehmenden europäischen Ländern nicht so unterschiedlich wie in Deutschland, was den relativ starken Effekt der Fluchtzuwanderung in Deutschland zeigt.

Datengrundlage

Das IAB-Arbeitsmarktbarometer ist ein seit November 2008 bestehender Frühindikator, der auf einer monatlichen Umfrage der Bundesagentur für Arbeit unter allen lokalen Arbeitsagenturen basiert.
Das European Labour Market Barometer ist ein monatlicher Frühindikator, der auf einer seit Juni 2018 gemeinsam von den 18 Arbeitsverwaltungen und dem IAB durchgeführten Befragung unter den lokalen oder regionalen Arbeitsagenturen der teilnehmenden Länder basiert. Dazu zählen: Belgien (Deutschsprachige Gemeinschaft, Flandern, Wallonien), Bulgarien, Dänemark, Deutschland, Island, Liechtenstein, Litauen, Luxemburg, Malta, Österreich, Polen, Portugal, Schweden, die Schweiz, Tschechien und Zypern.
Während Komponente A des IAB-Arbeitsmarktbarometers und des European Labor Market Barometers die Entwicklung der saisonbereinigten Arbeitslosenzahlen für die nächsten drei Monate prognostiziert, dient Komponente B der Vorhersage der Beschäftigungsentwicklung. Der Mittelwert aus den Komponenten „Arbeitslosigkeit“ und „Beschäftigung“ bildet den Gesamtwert der beiden Barometer. Dieser Indikator gibt damit einen Ausblick auf die Gesamtentwicklung des Arbeitsmarkts. Da das Saisonbereinigungsverfahren laufend aus den Entwicklungen der Vergangenheit lernt, kann es zu nachträglichen Revisionen kommen. Die Skala des IAB-Arbeitsmarktbarometers reicht von 90 (sehr schlechte Entwicklung) bis 110 (sehr gute Entwicklung).
Zum Download stehen bereit:

In der Corona-Krise sind sowohl die Zahlen der von der Bundesagentur für Arbeit monatlich ausgewiesenen dualen Ausbildungsstellen als auch die der Bewerbenden ab dem zweiten Quartal 2020 gegenüber 2019 deutlich zurückgegangen. Dabei sank die Zahl der Bewerbenden stärker als das Stellenangebot. Im zweiten Jahr der Pandemie gab es den stärksten Rückgang bei der Zahl der erfolgreichen Vermittlungen in eine Ausbildung. Das geht aus einer am Dienstag veröffentlichten Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hervor.

Verglichen mit dem Trend der Zahlen der Bewerbenden und des Stellenangebots sank die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge deutlich stärker. Diese Entwicklung deutet auf zunehmende Passungsprobleme hin. „Mögliche Gründe hierfür können etwa die fehlende Übereinstimmung zwischen angebotenen Stellen und beruflichen Wünschen von Ausbildungsinteressenten oder zwischen dem regionalen Angebot und der regionalen Nachfrage sein“, erklärt IAB-Direktor Bernd Fitzenberger. „Weitere Gründe sind, dass die Qualifikationen der Bewerbenden nicht dem Anforderungsprofil der Betriebe entsprechen oder dass junge Menschen Alternativen im tertiären Bildungsbereich, beispielsweise den Besuch einer Fachhochschule, vorziehen“, ergänzt Anna Heusler, Mitautorin der Studie.

Starke Rückgänge zeigen sich vor allem in Berufen, die besonders von der Corona-Krise betroffen waren, beispielsweise in den Bereichen „Kaufmännische Dienstleistungen, Handel, Vertrieb, Tourismus” sowie „Geisteswissenschaften, Kultur, Gestaltung”. Mit dem Rückgang der bei der Bundesagentur für Arbeit registrierten Bewerbenden und der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge während der Krise setzt sich ein Trend fort, der schon vor der Pande¬mie begann. Dagegen nahm die Zahl der bei den Arbeitsagen¬turen und Jobcentern registrierten betrieblichen Ausbildungsstellen längerfristig zu und ging erst mit Be¬ginn der Pandemie zurück. „Pandemiebedingt erschwerte sich nicht nur die Kontaktaufnahme zwischen Ausbildungsinteressier¬ten und Betrieben, sondern auch zwischen potenziellen Bewerben¬den und den Arbeitsagenturen. Das beeinträchtigte die Aktivierung und Vermittlung von Jugendlichen“, so Anna Houštecká, Mitautorin der Studie. „Denkbar wäre allerdings auch, dass ausbildungsinteressierte Jugendliche zunehmend auf das Onlineangebot der BA zurückgreifen und sich ohne persönliche Beratung und Registrierung in einer Arbeitsagentur über mögliche Stellen informieren“, so Leonie Wicht weiter, Mitautorin der Studie.

Die Studie beruht auf Daten der Statistik der Bundesagentur für Arbeit. Diese bei der Bundesagentur für Arbeit registrierten Stellen, Bewerbenden und neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge umfassen. Die IAB-Studie ist abrufbar unter: https://doku.iab.de/kurzber/2022/kb2022-19.pdf.

Gasmangel und Klimawandel erfordern einen raschen Übergang zu größerer Energie-Effizienz und dem Einsatz erneuerbarer Energien. Doch in der Baubranche und im Handwerk droht ein Fachkräftemangel zum entscheidenden Hindernis für diesen essenziellen Strukturwandel zu werden.

Auf Basis von Analysen und Erfahrungen der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) diskutieren Vertreterinnen und Vertreter aus Wissenschaft, Politik und Praxis, wie Politik und Betriebe mehr junge Leute und erfahrene Berufstätige für Aus- und Weiterbildungsangebote gewinnen können, die zur Steigerung von Energieeffizienz und erneuerbaren Energien beitragen. Dabei geht es auch um die Möglichkeiten, mithilfe der Digitalisierung die Effizienz von Nachhaltigkeitsinvestitionen im Gebäudehandwerk zu steigern und gleichzeitig die relevanten Berufe attraktiver zu machen.

Das Lebensentgelt steigt fast immer mit dem Anforderungsniveau des Berufs. In bestimmten Berufen können Beschäftigte mit einer Berufsausbildung und anschließendem Fortbildungsabschluss aber Lebensentgelte erzielen, die vergleichbar sind mit denen von Personen mit Hochschulabschluss in anderen Berufen. Das zeigen Ergebnisse einer am Dienstag erschienenen Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB).

Das durchschnittliche Brutto-Lebensentgelt von Fachkräften, die in der Regel eine zwei- bis dreijährige Berufsausbildung absolviert haben, beträgt 1,7 Millionen Euro. Spezialisten, also Personen, die über ihre berufliche Ausbildung hinaus einen Fortbildungsabschluss wie einen Meister-, Techniker-, oder Fachwirtabschluss erzielen, haben ein durchschnittliches Brutto-Lebensentgelt von 2,4 Millionen Euro. Die höchsten Brutto-Lebensentgelte mit durchschnittlich 2,7 Millionen Euro erreichen Experten, also Personen, die Tätigkeiten ausüben, für die in der Regel ein Hochschulabschluss benötigt wird.

Die Lebensentgelte variieren jedoch erheblich zwischen Berufen. „Experten erreichen zwar im Durchschnitt das höchste Lebensentgelt, ihr Lebensentgelt liegt aber nicht per se über dem von Fachkräften oder Spezialisten in anderen Berufen“, berichtet IAB-Forscher Heiko Stüber.

In den Berufshauptgruppen der MINT-Berufe erzielen Spezialisten beispielsweise ein durchschnittliches Brutto-Lebensentgelt von mehr als 2,7 Millionen Euro. „Sie erreichen damit ein Lebensentgelt, das über dem durchschnittlichen Lebensentgelt von Experten liegt“, ergänzt Stüber. Auch erzielen Spezialisten in 29 und Fachkräfte in 13 Berufshauptgruppen, wie zum Beispiel im Bereich Papier- und Druckberufe und technische Mediengestaltung, ein Lebensentgelt von brutto über 1,6 Millionen Euro und somit ein höheres Lebensentgelt als Experten in Tourismus-, Hotel- und Gaststättenberufen.

Aufgrund der steigenden Fachkräfteengpässe ist — zumindest in bestimmten Berufsgruppen — in den nächsten Jahren ein überproportionaler Anstieg der Entgelte von Fachkräften und Spezialisten im Vergleich zur Steigerung der Löhne insgesamt zu erwarten.

Die IAB-Studie ist abrufbar unter: https://doku.iab.de/kurzber/2022/kb2022-18.pdf

We study the effects of robot exposure on worker flows in 16 European countries between 2000-2017. Overall, we find small negative effects on job separations and small positive effects on job findings. Labour costs are shown to be a major driver of cross-country differences: the effects of robot exposure are generally larger in absolute terms in countries with low or average levels of labour costs than in countries with high levels of labour costs. These effects are particularly pronounced for workers in occupations intensive in routine manual or routine cognitive tasks, but are insignificant in occupations intensive in non-routine cognitive tasks. For young and old workers in countries with low levels of labour costs, robot exposure had a beneficial effect on transitions. Our results imply that robot adoption increased employment and reduced unemployment most in the European countries with low or average levels of labour costs.

Mit dem Bürgergeld setzt die Ampel-Koalition 2023 eine Reform des Hartz-IV-Systems mit Erleichterungen für Leistungsbeziehende durch. Die Beurteilungen der Reform in medialen und politischen Debatten fallen kontrovers aus: während einige Beobachterinnen und Beobachter das Bürgergeld als weitgehende Fortführung vieler Grundprinzipien des „alten“ Hartz IV-Systems deuten, warnen andere alarmistisch vor der Einführung eines bedingungslosen Grundeinkommens durch die Hintertür. Unklar ist bislang jedoch vor allem, wie langzeitarbeitslose ALG II-Beziehende die anstehende Reform beurteilen und welche Präferenzen sie zu Kerninhalten wie Sanktionen, Vermögensprüfungen und Kosten der Unterkunft äußern. Der vorliegende Beitrag nimmt dies als Ausgangspunkt für eine empirische Beleuchtung. Auf Basis einer zufallsbasierten Befragung in acht Jobcentern in Nordrhein-Westfalen werden die Perspektive von Langzeitarbeitslosen untersucht: Wie schätzen sie zentrale Reforminhalte ein? Wie nehmen Langzeitarbeitslose ihre individuelle Situation im Leistungsbezug wahr? Womit verbringen sie ihre Zeit und welche Erfahrungen haben sie mit den Jobcentern als street-level bureaucracy gemacht? Die Befunde offenbaren mehrheitlich positive, aber mit Blick auf einzelne Reformaspekte differenzierte Einschätzungen zu Kerninhalten des Bürgergeldes. Bessere Hinzuverdienstmöglichkeiten werden beispielsweise von einer großen Mehrheit der Langzeitarbeitslosen befürwortet, während einen grundsätzlichen Verzicht auf Sanktionen viele auch skeptisch sehen. Über 40 Prozent der Langzeitarbeitslosen berichten zudem, sich „voll und ganz“ oder „eher“ für den Grundsicherungsbezug zu schämen; knapp zwei Drittel stimmen „voll und ganz“ oder „eher“ der Aussage zu, dass andere Leistungsbeziehende das System ausnutzen. Viele Leistungsbeziehende sind eigenen Angaben zufolge ehrenamtlich und nachbarschaftlich aktiv. Eine zukünftig verbesserte Förderung solcher Tätigkeiten birgt jenseits der Vermittlung in sozialversicherungspflichtige Beschäftigung Chancen für die Stärkung der sozialen Teilhabe. Kurz- und mittelfristig wird zudem die Inflation eine spürbare Erhöhung des Regelsatzes notwendig machen, um Armutsrisiken abzumildern. Zudem sollten die Chancen eines Modellprojekts zur Evaluierung der Wirkungen von Sanktionen genutzt werden, um dieses kontroverse Thema evidenzbasiert bewerten zu können.

This paper examines age-specific individual preferences for the legal retirement age. Based on a theoretical model we develop the hypothesis that retirees prefer a higher legal retirement age than workers, whereby just retired individuals prefer the highest retirement age. We corroborate the hypothesis empirically with a fuzzy regression discontinuity design and show that just retired individuals are indeed most in favor of an increasing retirement age. We conclude that in aging societies the political feasibility of raising the legal retirement age increases. This result is of political relevance especially with regard to the expected retirement wave of the baby boomer generation.

Gemeinsamer Workshop der Arbeitsgruppe „Soziale Sicherung im Wandel“ und der Kompetenzfelder „Erwerbsbeteiligung, Armut und Sozialpolitik“ und „Bildung vor und im Erwerbsleben“

Die von der Bundesregierung geplante Kindergrundsicherung sieht finanzielle Leistungen vor. Darüber hinaus können weitere Maßnahmen Kinder und Familien unterstützen. Hierzu zählen ein einfacherer Zugang zu staatlichen Leistungen sowie kind- und familienbezogenen Diensten, eine Stärkung der Infrastruktur bei Betreuungseinrichtungen und Schulen sowie die Förderung von Bildung und Teilhabe. Der Workshop thematisiert diese Aspekte, die über die Transferzahlungen für Familien hinausgehen, mit zwei Vorträgen.

Familiale Armutslagen, soziale Teilhabe und Zugänge von Kindern und Familien zu Leistungen und sozialer Infrastruktur

Dr. Christina Boll, Deutsches Jugendinstitut (DJI), Abteilung „Familie und Familienpolitik“

Der Vortrag beleuchtet die Erscheinungsformen von materieller und sozialer Deprivation von Familien sowie die Zugangshürden bei der Inanspruchnahme von kind- und familienbezogenen Leistungen und Diensten. Er zeigt auf, welche politischen Handlungsfelder sich flankierend zu einer ausreichenden materiellen Versorgung für ein gutes Aufwachsen von Kindern ergeben.

Auswirkungen von Sachleistungen und Unterstützungsmaßnahmen für benachteiligte Kinder und Jugendliche

Dr. Malte Sandner, Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), Forschungseinheit „Bildung, Qualifizierung und Erwerbsverläufe“

Die aktuelle Diskussion über die Einführung einer Kindergrundsicherung schließt Unterstützungsleistungen für die Bildung und Teilhabe von Kindern ein. In der Forschungseinheit „Bildung, Qualifizierung und Erwerbsverläufe“ befassen sich zwei Projekte mit diesem Themenkomplex. Das Projekt „Corona und Du“ (CoDu) fragt, wie sich ein kostenfreies Online-Nachhilfeangebot und die Bereitstellung von E-Book-Readern für benachteiligte Familien auf den Schulerfolg auswirken. Das Projekt „Pro Kind“ untersucht die Wirksamkeit einer aufsuchenden Unterstützungsmaßnahme im Rahmen der sog. Frühen Hilfen. Der Vortrag stellt Ergebnisse aus beiden Projekten vor und diskutiert sie vor dem Hintergrund der Kindergrundsicherung.

Der Pflegebranche fehlen akut Fachkräfte. Mit der demografisch bedingten Alterung der Bevölkerung verschärft sich die Lage auf lange Sicht weiter. Als eine Ursache für den Fachkräftemangel werden u. a. zu niedrige Gehälter angeführt. Seit dem Jahr 2012 sind die Entgelte bis 2019 in der Krankenpflege weitgehend entsprechend der allgemeinen Lohnentwicklung gestiegen, in der Altenpflege waren die Steigerungen überdurchschnittlich. In den vergangenen zwei Jahren sind die Entgelte sowohl in der Kranken- als auch in der Altenpflege im Gegensatz zur allgemeinen Lohnentwicklung überdurchschnittlich gewachsen. Letztere stagnierte im Coronajahr 2020 vor allem wegen der umfangreichen Inanspruchnahme des Kurzarbeitergeldes. Seit 2021 spielt die Inflation eine zunehmend wichtige Rolle, weil mit ihrem überdurchschnittlichen Anstieg vergangene Lohnzuwächse deutlich stärker neutralisiert werden als in der Vergangenheit. Zur Einordnung der nominalen Entgeltentwicklung berechnen wir daher auf der Basis des vom Statistischen Bundesamt erstellten Verbraucherpreisindex zusätzlich die preisbereinigte Reallohnentwicklung.

Die hier vorgenommenen Entgeltanalysen beziehen sich auf Vollzeitbeschäftigte in den folgenden vier häufigsten Berufsgattungen in den Pflegeberufen:

  • Helferberufe in der Krankenpflege
  • Fachkraftberufe in der Krankenpflege
  • Helferberufe in der Altenpflege
  • Fachkraftberufe in der Altenpflege.

Diese vier Hauptpflegeberufe machen zusammen 85 Prozent der Beschäftigten in den Berufen der Kranken- und Altenpflege aus. Genauere Definitionen dieser ausgewählten Pflegeberufe befinden sich in den Datengrundlagen.