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Presseinformation des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung vom 18.11.2025

Trotz schrumpfender Lohnlücke: Beschäftigte im Osten verdienen immer noch 14 Prozent weniger als im Westen

Seit 2012 ist der Ost-West-Lohnunterschied deutlich gesunken, da die Löhne in Ostdeutschland kräftiger stiegen als im Westen. Lag die Ost-West-Lohnlücke 2012 noch bei 26 Prozent, sank sie bis 2024 auf 14 Prozent. In den neuen Bundesländern verdienten sozialversicherungspflichtig Vollzeitbeschäftigte 2024 im Mittel 3.539 Euro monatlich und damit 578 Euro weniger als Beschäftigte im Westen mit 4.117 Euro. Bei Spezialist*innen und in der Industrie sind die Ost-West-Lohnunterschiede am höchsten. Das zeigt eine am Dienstag veröffentlichte Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB).

Bei Jobs auf Helferniveau ist die Ost-West-Lohnlücke am kleinsten: Vollzeitbeschäftigte auf Helferniveau verdienten 2024 im Osten knapp 10 Prozent weniger als im Westen, 2012 waren es noch 26 Prozent. „Beschäftigte in Ostdeutschland und in Helfertätigkeiten profitieren besonders vom Mindestlohn, da er dort wegen der niedrigen Löhne stärker greift“, erklärt IAB-Forscher Holger Seibert. Bei Berufen auf Spezialist*innen-Niveau fällt der Ost-West-Lohnabstand mit 16 Prozent am höchsten aus,  gefolgt von Fachkraftberufen mit 15 Prozent. Für Expert*innentätigkeiten ist die Entgeltlücke am geringsten gesunken – von 21 Prozent im Jahr 2012 auf 14 Prozent im Jahr 2024.

Vor allem in der Industrie verdienen West-Beschäftigte deutlich mehr, insbesondere im Kraftfahrzeugbau und im Maschinenbau. Dort beträgt die Lohnlücke 29 Prozent beziehungsweise 26 Prozent. Deutlich kleiner ist die Ost-West-Lohnlücke hingegen in der öffentlichen Verwaltung oder im Pflegebereich mit 5 Prozent beziehungsweise 4 Prozent. In den Branchen Informationsdienstleistungen sowie Erziehung und Unterricht erzielen Vollzeitbeschäftigte im Osten im Median sogar leicht höhere Entgelte als im Westen.

Regional betrachtet sind die Ost-West-Lohnunterschiede in kreisfreien Großstädten mit 12 Prozent am niedrigsten, in ländlichen Kreisen mit 14 Prozent leicht höher, während städtische Kreise mit 21 Prozent den größten Abstand aufweisen. Während Beschäftigte im Westen in ländlichen Kreisen deutlich weniger verdienen als in städtischen, sind die Entgelte im Osten in den städtischen und ländlichen Kreisen annähernd gleich groß.

„Die deutsche Wirtschaft steht vor Veränderungen durch Strukturwandel, De-Globalisierung und stärkere Ausrichtung auf Verteidigungsgüter. Dies sollte als Chance genutzt werden, die ostdeutsche Wirtschaft gezielt zu stärken – durch die Ansiedlung produktiver und zukunftssicherer Unternehmen – und auf diese Weise die Lohnaussichten im Osten anzuheben.“, betont Seibert.

Die Studie beruht auf Daten der Beschäftigungsstatistik der Bundesagentur für Arbeit und bezieht sich ausschließlich auf sozialversicherungspflichtig Vollzeitbeschäftigte. Die Studie ist online abrufbar unter: https://doku.iab.de/kurzber/2025/kb2025-25.pdf