Jugendliche von Förderschulen mit dem Schwerpunkt „Lernen“ finden nur schwer Zugang zu einer Ausbildung und beenden diese oft nicht. Selbst wenn sie einen vergleichbaren Schulabschluss haben wie Jugendliche von Regelschulen bestehen die Probleme weiter. Das geht aus einer gemeinsamen Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) und des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung (WZB) hervor, die am Dienstag veröffentlicht wurde.
Etwa 23 Prozent der ehemaligen Förderschülerinnen und -schüler haben sechs Jahre nach dem Besuch der 9. Klasse noch keine Ausbildung gefunden. Bei den Jugendlichen von Regelschulen, die maximal einen Hauptschulabschluss erlangt haben, waren das dagegen 13 Prozent. Jugendliche von Förderschulen verbringen außerdem mehr Monate in berufsvorbereitenden Maßnahmen als ehemalige Regelschülerinnen und -schüler mit Hauptschulabschluss. Zudem hatten nur 35 Prozent der Jugendlichen von Förderschulen ihre Ausbildung im Zeitraum von September 2011 bis Oktober 2016 erfolgreich abgeschlossen, bei den Jugendlichen von Regelschulen waren das 43 Prozent.
Bis zum 20. Lebensjahr erhöht sich der Anteil Jugendlicher aus Förderschulen, die weder erwerbstätig noch in Ausbildung sind oder eine Schule besuchen, auf fast ein Drittel. Unter den Abgängerinnen und Abgängern von Regelschulen mit maximal Hauptschulabschluss ist dieser Anteil mit 16 Prozent nur halb so groß. „Dies deutet auf eine fehlende Integration in das Ausbildungssystem oder den Arbeitsmarkt hin“, so IAB-Forscher Malte Sandner. „Es wäre jedoch nicht zulässig, den Förderschulbesuch kausal für das schlechtere Abschneiden verantwortlich zu machen, da mit den vorliegenden Daten nicht ermittelbar ist, wie diese Jugendlichen an einer Regelschule abgeschnitten hätten“.
Schülerinnen und Schüler, die die Förderschule mit einem Hauptschulabschluss verlassen, weisen zwar eine höhere Beteiligung auf dem Ausbildungs- und Arbeitsmarkt auf als diejenigen ohne Hauptschulabschluss. Allerdings gelingt ihre Integration immer noch schlechter als bei Jugendlichen, die den Hauptschulabschluss an einer Regelschule erlangt haben: Sie sind kürzer in einer betrieblichen Ausbildung, weniger Zeit sozialversicherungspflichtig beschäftigt und leben länger in Bedarfsgemeinschaften, die Grundsicherung für Arbeitssuchende beziehen. „Da Abgängerinnen und Abgängern von Förderschulen mit einem Hauptschulabschluss die Arbeitsmarktintegration wesentlich besser gelingt als denjenigen ohne Hauptschulabschluss, kann eine bessere Unterstützung an Förderschulen zur Erreichung eines Hauptschulabschlusses ebenfalls ein Weg für einen erfolgreichen Übergang sein“, erklärt Silke Anger, IAB-Forschungsbereichsleiterin „Bildung, Qualifizierung und Erwerbsverläufe“.
Die IAB-WZB-Studie ist online abrufbar unter https://doku.iab.de/kurzber/2021/kb2021-22.pdf. Die Studie beruht auf den Daten des Nationalen Bildungspanels (NEPS) zu 1.628 Schülerinnen und Schülern, die im Herbst 2010 die 9. Klasse an verschiedenen Schulformen in Deutschland besucht haben.