Unter den Betrieben, die seit 2016 mindestens einen Ausbildungsplatz angeboten haben, ist der Anteil derer mit Ausbildungsabschlüssen im Jahr 2021 auf 38 Prozent gefallen. Im Jahr 2019, also vor der Pandemie, waren es demgegenüber mit 55 Prozent noch deutlich mehr. Aus Sicht der Betriebe, bei denen zwischen 2019 und 2021 weniger Ausbildungen abgeschlossen wurden, spielen hierbei vor allem ein kleinerer Ausbildungsjahrgang aber auch pandemiebedingte Einschränkungen eine wichtige Rolle. Auch erschweren weiterhin Probleme bei der Kontaktaufnahme und der Rückgang an Bewerbungen deutlich die Besetzung von Ausbildungsplätzen. Viele Betriebe reagieren hierauf mit einer Anpassung ihrer Rekrutierungsstrategie. Das zeigt eine zwischen dem 13. und dem 28. Januar 2022 durchgeführte repräsentative Betriebsbefragung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB).
Fast die Hälfte der Betriebe gibt an, dass die Zahl der Bewerbungen um eine Lehrstelle während der Pandemie zurückgegangen ist. 41 Prozent der Betriebe vertreten zudem die Auffassung, dass die Qualität der Bewerbungen abgenommen hat. Die Möglichkeiten, während der Pandemie mit potenziellen Bewerbenden in Kontakt zu treten, haben sich nach Ansicht von einem Drittel der Betriebe verschlechtert. Darüber hinaus haben 43 Prozent der Betriebe ihr Angebot an Schülerpraktika während der Krise verringert oder gänzlich eingestellt. Dies gilt insbesondere für Betriebe, die wirtschaftlich negativ durch die Pandemie betroffen sind.
Um Ausbildungsplätze zu besetzen, versuchen Betriebe, für potenzielle Bewerbende attraktiver zu werden und mehr Jugendliche zu erreichen: Gut die Hälfte der Betriebe gibt an, dass sie bereit sind, Kompromisse bei der Qualität der Bewerbungen einzugehen, zum Beispiel im Hinblick auf die schulische Qualifikation. „Dies ist ein wichtiger Schritt, da den vielen unbesetzten Ausbildungsplätzen gleichwohl eine hohe Anzahl an unversorgten Ausbildungsplatzsuchenden gegenübersteht, bei denen es sich oftmals um Jugendliche mit einem niedrigen Schulabschluss handelt. Zudem gilt es aber auch, überhaupt wieder mehr junge Erwachsene für eine duale Ausbildung zu gewinnen“, so IAB-Forscherin Ute Leber.
Pandemiebedingte Einschränkungen haben häufig den Abschluss der Ausbildung erschwert. 2021 ist es im Vergleich zum Jahr 2019 häufiger vorgekommen, dass Prüfungen verschoben werden mussten. Dies trifft auf 22 Prozent der befragten Betriebe zu. 16 Prozent geben an, dass Inhalte nicht in der vorgesehenen Zeit vermittelt werden konnten und 9 Prozent, dass Prüfungen nicht bestanden wurden. Vor allem bei Großbetrieben spielen Einschränkungen in der Durchführung der Ausbildung eine Rolle. Gab es allerdings in einem Betrieb sowohl 2019 als auch 2021 Absolventinnen und Absolventen, so haben die Betriebe diesen zumeist gleich häufig wie vor der Krise ein Übernahmeangebot unterbreitet. „Die duale Berufsausbildung ist für die Betriebe ein wichtiges Instrument, um ihren Fachkräftebedarf zu sichern. Voraussetzungen hierfür sind zunächst, dass sie die von ihnen angebotenen Ausbildungsplätze besetzen können und die Auszubildenden die Ausbildung erfolgreich abschließen können“, so IAB-Direktor Bernd Fitzenberger. „Beides hat in der Pandemie deutlich gelitten“.
In der repräsentativen Betriebsbefragung „Betriebe in der Covid-19-Krise“ werden monatlich etwa 1.500 bis 2.000 Betriebe zum Umgang mit der Corona-Krise befragt. Die IAB-Studie zur Übernahme von Auszubildenden ist online abrufbar unter https://www.iab-forum.de/die-zahl-der-ausbildungsabschluesse-ist-stark-zurueckgegangen-insbesondere-aufgrund-kleinerer-jahrgaenge-und-pandemiebedingter-einschraenkungen, die IAB-Studie zur Besetzung von Ausbildungsplätzen finden Sie hier: https://www.iab-forum.de/der-rueckgang-an-bewerbungen-und-probleme-bei-der-kontaktaufnahme-erschweren-weiterhin-die-besetzung-von-ausbildungsplaetzen.