International wird derzeit eine „Arbeitsplatzgarantie” als Lösung für das Problem der Langzeitarbeitslosigkeit diskutiert. Der Staat kann damit auf die Ausgrenzung vieler Personen aus dem allgemeinen Arbeitsmarkt reagieren und zugleich bisher fehlende Leistungen für die Allgemeinheit zur Verfügung stellen. Das „Modellprojekt Arbeitsplatzgarantie Marienthal“ (MAGMA) des AMS Niederösterreich setzt das Konzept erstmals in Österreich um. Es bietet allen lang-zeitbeschäftigungslosen Personen in der Gemeinde Gramatneusiedl über die Dauer des Projekts von dreieinhalb Jahren einen gemeinnützigen Arbeitsplatz. Mit dem Forschungsprojekt „Marienthal.reversed“ begleitet das Institut für Soziologie der Universität Wien MAGMA wissenschaftlich. Ziel dieser Längsschnittstudie ist es, die Wirkungen von MAGMA auf die bisher langzeitbeschäftigungslosen Personen über einen Zeitraum von drei Jahren wissenschaftlich zu untersuchen. In der ersten Welle der Erhebungen fiel die Heterogenität der Teilnehmenden, ihrer Bedürfnisse und Erwartungen als große Herausforderung für das Modellprojekt auf. Nach einem Jahr Projektlaufzeit zeigten sich bereits einige positive Wirkungen der Maßnahme. Das betrifft insbesondere einzelne Aspekte der Lebenszufriedenheit, die finanzielle Situation eines Teils der Teilnehmenden, Aspekte der Gesundheit und Fragen der sozialen Inklusion und Anerkennung. Im Projekt ist es sehr gut gelungen, auf gesundheitliche Einschränkungen ihre Betreuungspflichten Rücksicht zu nehmen. Weniger häufig sind Teilnehmende mit den Tätigkeiten zufrieden und mit den Möglichkeiten, sich beruflich weiter zu entwickeln. Der Vortrag stellt die Zielsetzung und Anlage des Modellprojekts vor, zeigt anhand der erhobenen Daten die Wahrnehmungen der Teilnehmenden und die Wirkungen der Maßnahme nach einem Jahr auf und diskutiert auf dieser Basis die Chancen und Dilemmata des Konzepts der Arbeitsplatzgarantie.
Termin
27.7.2022
, 11:00 bis 12:00 Uhr
Zu Gast
Prof. Dr. Jörg Flecker und Hannah Quinz, beide Universität Wien
Ort
Skype
Anmeldung
Bis auf weiteres werden die Vorträge per Skype-for-Business übertragen. Bei Interesse melden Sie sich mit einer kurzen Mail an IAB.Colloquium@iab.de unter Angabe des jeweiligen Vortrags an.