Editorial: Explorationen am Rande der Gesellschaft - Methodische Zugänge qualitativer Forschung zu den Innenwelten des ,Hartz-IV-Bezugs'
Beschreibung
"Die vor gut zehn Jahren mit der Verabschiedung der Gesetze für 'moderne Dienstleistungen am Arbeitsmarkt' erfolgten Arbeitsmarktreformen waren von Beginn an gesellschaftlich umstritten. Nicht nur erfolgten mit ihr Deregulierungen des Arbeitsmarktes und damit eine Aufweichung des Normalarbeitsverhältnisses, eine Umgestaltung der Arbeitsbehörden mit dem Anspruch, effizientere, soziale 'Dienstleister' zu werden, sondern mit dem als 'Hartz IV' bekannten Sozialgesetzbuch II (SGB II) erwies sich die Arbeitsmarktreform auch als tiefgreifende Sozialreform. Die durch die Zusammenlegung der früheren Arbeitslosen- mit der Sozialhilfe in einem gemeinsamen Regelwerk auf den ersten Blick als Abbau institutioneller Komplexität und Verwaltungsvereinfachung erscheinende Hartz-IV-Reform bedeutete für die auf Sozialleistungen Angewiesenen einen teils tiefgreifenden Wandel ihrer ohnehin durch Arbeitslosigkeit und Bedürftigkeit gekennzeichneten Lebensverhältnisse. Die institutionelle Neuordnung verändert das Leben am Rand der Gesellschaft nicht nur in dieser Hinsicht, denn längst nicht alle Anspruchsberechtigten werden vom umgestalteten Sozialsystem erfasst oder sind bereit, dessen Leistungen unter den bestehenden Konditionen in Anspruch zu nehmen. Jenseits der politisch angestrebten Formen sozialstaatlicher Inklusion bilden sich bspw. (neue) Formen einer 'Entkoppelung' vor allem bei Jugendlichen." (Autorenreferat, © De Gruyter)
Zitationshinweis
Hirseland, Andreas & Uwe Flick (2018): Editorial: Explorationen am Rande der Gesellschaft - Methodische Zugänge qualitativer Forschung zu den Innenwelten des ,Hartz-IV-Bezugs'. In: Sozialer Sinn, Jg. 19, H. 1, S. 1-10. DOI:10.1515/sosi-2018-0001