Großbritannien: Die marktwirtschaftliche Strategie
Beschreibung
"Großbritannien hat in jüngster Zeit bemerkenswerte Erfolge beim Abbau der Arbeitslosigkeit erzielt. Die standardisierte Arbeitslosenquote ging zwischen 1993 und 1998 von 10 vH auf 6 vH zurück; und es gibt begründete Hoffnung, daß sich der Rückgang in den kommenden Jahren fortsetzen wird. Auch die Beschäftigung und das Arbeitsvolumen haben sich in Großbritannien positiver entwickelt als in Deutschland und den meisten anderen europäischen Ländern. Der Rückgang der Arbeitslosigkeit in Großbritannien ist nicht durch erhebungstechnische Veränderungen in der nationalen Statistik bewirkt worden, sondern wird durch international standardisierte Meßziffern bestätigt. Auch die starken konjunkturellen Schwankungen in der britischen Wirtschaft bieten allenfalls eine Teilerklärung. Die Arbeitsmarkterfolge erscheinen primär als Ergebnis einer marktwirtschaftlich orientierten Politik, die eine Liberalisierung der Gütermärkte, ein Zurückdrängen des Gewerkschaftseinflusses und eine weitreichende Reform des Steuersystems sowie der sozialen Sicherung umfaßte. Die Flexibilisierung der britischen Wirtschaft hat es ermöglicht, den Abbau industrieller Arbeitsplätze ohne Anstieg der Sockelarbeitslosigkeit zu bewältigen. Eine Voraussetzung dafür war die starke Spreizung der Lohnstrukturen, die das Entstehen niedrig entlohnter Arbeitsplätze im Dienstleistungssektor begünstigte. Die Einkommensverteilung ist demzufolge in Großbritannien wesentlich ungleicher als in Deutschland, aber die gesamtwirtschaftliche Arbeitslosigkeit ist niedriger. Darüber hinaus ist die Einkommensmobilität höher, d.h. niedrig entlohnte Arbeitskräfte haben am britischen Arbeitsmarkt eine relativ gute Chance, auf besser entlohnte Arbeitsplätze hinüberzuwechseln." (Autorenreferat, IAB-Doku)
Zitationshinweis
Klodt, Henning (1998): Großbritannien: Die marktwirtschaftliche Strategie. In: Mitteilungen aus der Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, Jg. 31, H. 2, S. 277-293.