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Publikation

Kosten der Frühberentung

Beschreibung

"Die Kenntnis von beruflichen Einflüssen auf die Frühinvalidität und den hierdurch entstehenden Kosten stellt für die Akteure der Prävention eine Leitinformation dar, die auch zur Steuerung präventiver Maßnahmen genutzt werden kann. Die Bedeutung der Arbeitswelt für die Frühinvalidität muss mithilfe der Berufsbiografien der Versicherten abgeschätzt werden. Unter Rückgriff auf die historischen Daten des Meldesystems der Sozialversicherung wurden daher Erwerbsbiografien von 28.000 Personen, die 1999 eine Erwerbsunfähigkeitsrente bewilligt bekommen haben, und von etwa 1 Million unberenteter Versicherter im Rahmen einer Fall-Kontroll-Studie zusammengeführt. Nachdem zunächst die Methodik zur Belastungsquantifizierung von Erwerbsverläufen entwickelt wurde, konnten Zusammenhänge zwischen dem Eintritt der Frühinvalidität und berufsbiografisch kumulierten Belastungen bzw. den Berufen berechnet werden. In Kenntnis der auf gleiche Weise ermittelten Verbreitung der Belastungen in der gesamten Erwerbsbevölkerung konnte schließlich der Anteil der Arbeitswelt an der Frühinvalidität mittels attributiver Risiken abgeschätzt werden. Die direkten Kosten der EU-Berentungen, also der Ressourcenverbrauch der EU-Rentner im Gesundheitswesen, wurden im Wesentlichen den für den sog. Risikostrukturausgleich erhobenen Daten der Krankenversicherungen entnommen, während die indirekten Kosten als verlorene Wertschöpfung mithilfe des Human-Kapital-Ansatzes ermittelt wurden. Die durch Einflüsse aus der Arbeitswelt entstehenden Kosten der Frühinvalidität entsprechen dann dem bereits vorher ermittelten Anteil am Gesamtvolumen aus direkten und indirekten Kosten. Die arbeitsbezogenen volkswirtschaftlichen Kosten der Frühinvalidität belaufen sich jährlich auf mindestens 10,3 Mrd. Euro, wovon 1,2 Mrd. Euro als direkte Kosten anfallen. Die Folgekosten der arbeitsbezogenen Frühinvalidität für die Rentenversicherung sind jährlich mit mindestens 2,8 Mrd. Euro anzusetzen. Als wichtigste berufliche Belastungen traten 'Arbeitsschwere' und 'geringer Handlungsspielraum' auf. Bereits durch moderate Verbesserung des Handlungsspielraum ließen sich potenziell jährlich bis zu 2 Mrd. Euro der Kosten der Frühinvalidität einsparen. Mit hohen Risiken versehene Berufe sind bei beiden Geschlechtern die Pflegekräfte. Bei Männern fielen darüber hinaus Bergleute mit erhöhten Berentungsrisiken auf." (Autorenreferat, IAB-Doku)

Zitationshinweis

Bödeker, Wolfgang, Heiko Friedel, Michael Friedrichs & Christof Röttger (2006): Kosten der Frühberentung. Abschätzung des Anteils der Arbeitswelt an der Erwerbs- und Berufsunfähigkeit und der Folgekosten. (Schriftenreihe der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin. Forschung 1080), Bremerhaven: Wirtschaftsverlag NW, Verlag für neue Wissenschaft, 275 S., CD-ROM.