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Publikation

Die Privatisierung der öffentlichen Arbeitsvermittlung

Beschreibung

"Nicht nur in Deutschland, auch international ist die Reform der Arbeitsverwaltung ein viel beachtetes Thema. Dabei setzen einige Ländern nicht auf interne Organisationsveränderungen, wie dies bei der Bundesagentur für Arbeit vorwiegend der Fall ist, sondern vielmehr auf die funktionelle Privatisierung der Arbeitsvermittlung. Bei der auch als Contracting-out bezeichneten funktionellen Privatisierung ersetzt die Beauftragung privater Anbieter mit der Vermittlung von Arbeitslosen weitgehend die öffentlichen Arbeitsämter. In diesem Zusammenhang ist besonders das australische Modell in den letzten Jahren thematisiert worden. Aber auch in den Niederlanden wurde eine ähnlich radikale Reform umgesetzt, so dass nun private Anbieter für schwer vermittelbare Personengruppe zuständig sind. Die britischen Employment Zones sind ebenfalls ein interessantes Beispiel für eine Beauftragung privater Anbieter mit der Vermittlung von Langzeitarbeitslosen. Der Artikel untersucht die Auswirkungen des Contracting-out anhand der vier Kriterien Effizienz, Wirtschaftlichkeit, Effektivität und Gerechtigkeit (3- bzw. 4-E-Konzept), die der New-Public-Management-Forschung entliehen sind. Die Arbeit stützt sich auf 76 Experteninterviews und Informationsgesprächen in den drei Ländern. Zudem wurden Vertragsdokumente und andere Primärquellen ausgewertet sowie die existierende Sekundärliteratur berücksichtigt. In der Summe scheinen private Anbieter Vorteile in allen vier Dimensionen zu haben. Die Effizienz kann durch Wettbewerbsanreize, ergebnisabhängige Vergütung sowie eine nachhaltige Performanzmessung gesteigert werden. Durch eine moderne Personalpolitik und die Freiräume privater Anbieter beim Einkauf von zusätzlicher Expertise für ihr Fallmanagement kann eine erhöhte Wirtschaftlichkeit erreicht werden. Die Effektivität der Vermittlung wird besonders durch die Flexibilität der Anbieter gesteigert. Der Gefahr privater Anbieter zum Rosinenpicken kann durch verschiedene Mechanismen (z.B. Performanzmessung, Differenzierung der Zielgruppen oder Einbindung der Arbeitssuchenden in die Qualitätskontrolle) vielleicht besser sogar als in einer öffentlichen Arbeitsverwaltung entgegengewirkt werden. Die zunehmende Verbreitung des Contracting-out in anderen als den hier untersuchten Ländern (z.B. Belgien, Dänemark) sollte Anlass sein, auch in Deutschland eine offene Diskussion über diesen Reformansatz zu führen." (Autorenreferat, IAB-Doku)

Zitationshinweis

Bruttel, Oliver (2005): Die Privatisierung der öffentlichen Arbeitsvermittlung. Erfahrungen aus Australien, den Niederlanden und Großbritannien. In: Zeitschrift für ArbeitsmarktForschung, Jg. 38, H. 1, S. 7-29.

Bezugsmöglichkeiten

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