Ökonomische Analyse der deutschen Betriebsverfassung
Beschreibung
"Die theoretische Diskussion der wirtschaftlichen Folgen rechtlich autorisierter Arbeitnehmervertretungen ist durch zwei weitgehend inkompatible Sichtweisen charakterisiert: Auf der einen Seite wird argumentiert, dass Mitbestimmung der Arbeitnehmer aufgrund einer Veränderung der Anreizstrukturen zu Effizienzverlusten führen, die Kosten der Etablierung und Koordination von Arbeitsverhältnissen erhöhen und die Möglichkeiten der Arbeitnehmer zu opportunistischem Verhalten verbessern kann. Dem steht die gleichermaßen plausible Vermutung gegenüber, dass Mitbestimmung durch eine Verbesserung des Informationsflusses die Kooperations- und Kompromissbereitschaft der Beschäftigten erhöht, die Kanalisierung innerbetrieblicher Konflikte erleichtert, die Wahrscheinlichkeit opportunistischen Verhaltens reduziert und damit die Qualität der Arbeitsbeziehungen verbessert. Ungeachtet ihrer Defizite ist die verfügbare empirische Evidenz mit der letztgenannten Hypothese kompatibel: So zeigt sich zum einen, dass Betriebsräte einen positiven Einfluss auf betriebliche Investitionen in 'intangible assets' (wie z. B. Reorganisation und Weiterbildung) haben. Zum anderen macht eine entsprechende Auswertung der Daten des IAB-Betriebspanels aus dem Jahr 1998 deutlich, dass die Existenz einer kollektiven Arbeitnehmervertretung unter sonst gleichen Bedingungen mit einer signifikant höheren Bruttowertschöpfung einhergeht." (Autorenreferat, IAB-Doku)
Zitationshinweis
Frick, Bernd (2002): Ökonomische Analyse der deutschen Betriebsverfassung. In: D. Sadowski & U. Walwei (Hrsg.) (2002): Die ökonomische Analyse des Arbeitsrechts : IAB-Kontaktseminar vom 12.-16. November 2001 im Institut für Arbeitsrecht und Arbeitsbeziehungen in der Europäischen Gemeinschaft (IAAEG) der Universität Trier, S. 213-236.